Silvesterfeuerwerk am Brandenburger Tor (Archivbild)
epd-bild / Rolf Zöllner
Mehr als 130 Millionen Euro ließen sich die Deutschen im vergangenen Jahr die Böllerei an Silvester kosten. Doch werden angesichts der Belastung von Umwelt und Gesundheit die kritischen Stimmen immer lauter.
27.12.2019

Unter dem Motto "Brot statt Böller" hat das evangelische Hilfswerk "Brot für die Welt" zum Jahreswechsel wieder zu Spenden aufgerufen. "Es gibt viele gute Gründe, an Silvester auf Böller und Feuerwerk zu verzichten", erklärte die Präsidentin Cornelia Füllkrug-Weitzel am Freitag in Berlin und verwies auf Feinstaubbelastung, Verletzungsgefahr, Gefahr für Tiere sowie Stress für alte und kranke Menschen. "Vor allem aber ist es an der Zeit, von unserem verschwenderischen Umgang mit kostbaren Ressourcen wegzukommen", sagte sie. Einer repräsentativen Umfrage zufolge befürwortet inzwischen die Mehrheit der Bundesbürger ein Verbot der Silvester-Böllerei.

Ein Blick in Nachbarländer, wo es in den Kommunen nur je ein großes gemeinschaftliches Feuerwerk gebe, könne nachdenklich machen, sagte Füllkrug-Weitzel. Sie rief dazu auf, Freude und Glück am Jahreswechsel zu teilen: "Tun Sie es, indem Sie statt Geld für Feuerwerk auszugeben für Menschen in Not spenden".

Warnung vor Feinstaubbelastung

Das Umweltbundesamt warnte unterdessen vor Rekord-Feinstaubwerten zum Jahreswechsel. "In der Silvesternacht messen wir die höchsten Feinstaubwerte, die wir im ganzen Jahr feststellen. Da sprechen wir über Werte, die 1.000 Mikrogramm pro Kubikmeter überschreiten können", sagte die Meteorologin Ute Dauert der Redaktion der TV-Sender RTL/ntv. Im Jahresmittel würden in Städten etwa 18 Mikrogramm gemessen. Für Menschen mit Vorerkrankungen wie Asthmatiker könne das zu gesundheitlichen Problemen führen.

Auch Dauert nannte es wünschenswert, dass immer mehr Menschen auf Feuerwerk verzichteten oder es einschränkten. Dies trage dazu bei, die Feinstaubbelastung zu senken, Müllberge zu vermeiden und den Energieaufwand zur Herstellung von Feuerwerkskörpern zu senken. Auch die Deutsche Umwelthilfe empfiehlt einen Kaufverzicht, um sich so für saubere Luft einzusetzen.

Einer repräsentativen Befragung des Meinungsforschungsinstituts YouGov zufolge, über die das "RedaktionsNetzwerk Deutschland" (Freitag) berichtete, sprechen sich 57 Prozent der Bundesbürger aus Gründen des Umweltschutzes und der Sicherheit für ein Verbot des Böllerns aus. 36 Prozent waren gegen ein Verbot, sieben Prozent zeigten sich unschlüssig.

Bei Anhängern aller Parteien findet ein Verbot dem Bericht zufolge eine deutliche Mehrheit. Nur die Wähler der AfD befürworten ein Verbot lediglich zu 40 Prozent. Die Zustimmung liegt bei über 55-Jährigen mit 63 Prozent besonders hoch, am geringsten ist die Zustimmung bei den 35- bis 54-Jährigen (51 Prozent). Befragt wurden 2.000 Teilnehmer.

Diskussion über Verbot

Politisch ist ein Verbot umstritten. Die Bundestagsabgeordnete Canan Bayram (Grüne) sagte dem "RedaktionsNetzwerk": "Ein Böllerverbot in Städten halte ich für unausweichlich." Sie unterstütze die Bundesländer in dem Wunsch, rechtssichere Verbote für Feuerwerkskörper einzuführen. Dagegen sagte der CDU-Innenpolitiker Philipp Amthor, er habe persönlich Verständnis für eine skeptische Haltung, aber Verbotsdiskussionen gingen zu weit: "Jeder kann zu Silvester auf Feuerwerk verzichten, aber er braucht dafür doch nicht den Staat, um ihm das zu verbieten."

Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte warnte Eltern davor, Kinder an Silvester Böller oder Raketen zünden zu lassen. Auch sollten für Minderjährige Sicherheitsvorkehrungen getroffen werden - etwa durch das Tragen eines Ohrenschutzes, um ein Knalltrauma zu vermeiden, sagte Verbandspräsident Thomas Fischbach in Köln. Er rät dazu, beim Kauf von Feuerwerk auf die CE-Kennzeichnung und die Registriernummer der Böller und Raketen zu achten. Feuerwerk ohne das solche Kennzeichnungen könne "unberechenbar gefährlich" sein.

Im vergangenen Jahr wurden nach Angaben von "Brot für die Welt" allein in Deutschland Feuerwerk und Böller für 133 Millionen Euro verkauft. Die Aktion "Brot statt Böller" gibt es seit 1981. Das Hilfswerk unterstützt Projekte zur Überwindung von Hunger und Armut in mehr als 90 Ländern weltweit.

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