Vincent van Gogh in Frankfurt
epd-bild/Thomas Rohnke
"Making van Gogh - Geschichte einer deutschen Liebe": Das Städel-Museum in Frankfurt präsentiert rund 50 Gemälde und Zeichnungen von van Gogh aus allen Schaffensphasen. Die Ausstellung beleuchtet die Wirkung seiner Werke auf deutsche Künstler.
21.10.2019

Das Städel-Museum in Frankfurt am Main präsentiert erstmals nach rund 20 Jahren in Deutschland eine Ausstellung über Vincent van Gogh (1853-1890). "Wir zeigen ein bisher nie erzähltes Kapitel der Kunstgeschichte", sagte der Direktor Philipp Demandt am Montag. Die Schau solle erklären, wie der künstlerische Außenseiter nur rund 20 Jahre nach seinem Tod zum "Gottvater der deutschen Maler schlechthin" wurde. Die These der Ausstellung "Making van Gogh - Geschichte einer deutschen Liebe": Der Künstler wurde gerade durch die begeisterte Aufnahme in Deutschland zum Mythos. Am Mittwoch wird die Schau eröffnet.

"Van Gogh hat zuerst Deutschland erobert", erläuterte der Ideengeber der Ausstellung, der ehemalige Schirn-Kurator und jetzige Direktor des Kunstpalasts Düsseldorf, Felix Krämer. Mehr als 150 Werke des Malers seien bis 1914 von deutschen Sammlern und Museen gekauft worden, dreimal so viel wie in Frankreich, Großbritannien und den USA zusammen. In Deutschland sei der Kontrast zwischen van Goghs Werken und dem zeitgenössischen Kunstschaffen größer als in Frankreich gewesen, erklärte Krämer. "Die moderne Kunst in Deutschland ist ohne van Gogh nicht denkbar", resümierte er. Die Inflation in den frühen 1920er Jahren und die Verfolgung der jüdischen Sammler hätten die deutschen Bestände aber großenteils ins Ausland zerstreut.

Einflüsse auf den deutschen Expressionismus

Für die monumental präsentierte Ausstellung hat das Städel fast sein gesamtes Untergeschoss der zeitgenössischen Kunst leergeräumt und deckenhohe Wandelemente eingezogen. Bis 16. Februar 2020 hängen dort rund 50 Gemälde und Zeichnungen von van Gogh aus allen Schaffensphasen. Sie werden flankiert von 70 Werken deutscher Künstler der nachfolgenden Generation, darunter Max Beckmann, Ernst Ludwig Kirchner, Alexej von Jawlensky, Gabriele Münter und Paula Modersohn-Becker, aber auch "wiederentdeckter" Künstler wie Peter August Böckstiegel, Elsa Tischner-von Durant oder Heinrich Nauen.

In drei Kapiteln illustriert die Ausstellung den "Mythos van Gogh" und die Wirkung der Werke auf deutsche Künstler. Außerdem macht sie auf die besondere Malweise van Goghs aufmerksam. Neben den Einflüssen des niederländischen Malers auf den deutschen Expressionismus thematisiert die Schau die besondere Rolle, die Galeristen, Museen, Privatsammler und Kunstkritiker im Deutschland des frühen 20. Jahrhunderts für die Rezeption van Goghs als "Vater der Moderne" spielten. "Wir zeigen die am längsten geplante Ausstellung in der Geschichte des Städels", schließt Direktor Demandt.

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