Marburg (epd). Durch ein Verkaufsverbot von Alkohol können offenbar Gewalttaten vermieden werden - zu diesem Ergebnis kommt eine Studie von Wissenschaftlern aus Bonn, Lüneburg, Marburg, München und Brühl. Die Forscher untersuchten die Auswirkungen eines nächtlichen Alkoholverkaufsverbots in Baden-Württemberg, das von 2010 bis 2017 bestand, wie die Universität Marburg am Donnerstag mitteilte.
Ende 2017 sei das Gesetz, das den nächtlichen Verkauf alkoholischer Getränke in Tankstellen, Supermärkten und Kiosken untersagte, wieder abgeschafft worden. "Eine Entscheidung, die durchaus infrage zu stellen ist. Beim Blick auf die Ergebnisse unserer Studie lässt sich feststellen, dass das Gesetz die gewünschten Effekte zeigte", sagte der Marburger Wirtschaftswissenschaftler Tim Friehe.
Entwicklung von Gewalttaten in Baden-Württemberg
Die Forscher verglichen für die Studie die Entwicklung von Gewalttaten in Baden-Württemberg in den Verbotszeiten von 22 bis 5 Uhr mit den Fallzahlen der Nicht-Verbotszeiten in den Jahren vor und nach Einführung des Verbots. Außerdem zogen sie den Vergleich zum Nachbarland Hessen, wo es kein Verkaufsverbot gab. Ausgewertet wurden Delikte, die häufig aus dem Affekt entstehen, wie leichte und schwere Körperverletzung, Raub und Sexualstraftaten.
"Die Auswertung dieser Faktoren zeigt: Die Fälle leichter und schwerer Körperverletzung in Folge des Alkoholverkaufsverbots gingen um bis zu elf Prozent zurück", sagte Friehe. "Und das bei einem vergleichsweise geringen politischen Eingriff - denn Alkohol war zu nächtlicher Stunde in Restaurants und Kneipen weiterhin erhältlich."
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