- Anmelden, um Kommentare verfassen zu können
Meine Vorliebe für Kräuter hat mich wieder hingerissen. Ich habe auf unserem kleinen Wochenmarkt zu viel davon gekauft. Der Händler aus Niederbayern hatte ungewöhnliche Sorten, die Gärtnerinnen aus der näheren Umgebung einen hübschen fertigen Strauß für die traditionelle Gründonnerstagssuppe. Jetzt würde es für zehn reichen. Wir sind aber nur zwei. Ja, natürlich kann man alles kleinhacken und einfrieren. Oder Pesto daraus machen. Aber offen gestanden bin ich gerade zu faul dafür.
Ich habe den Gefrierschrank abgetaut, die Spülmaschine befällt und leer gemacht, den Balkon neu bepflanzt und meine Kleidung aussortiert. Meine Putzhilfe tobt durch die Wohnung, ein Handwerker repariert in der Küche den Jalousienkasten und macht Dreck ohne Ende. Im Haus sind die Maler unterwegs und brauchen alle naselang Schlüssel oder Auskünfte. Und jetzt, an meinem freien Tag, noch Kräuter verarbeiten? Ich gehe zu meiner Putzfee und frage, ob sie gerne Grünzeug mag.
Hat das was zu tun mit Jesus?
Amela, so heißt sie, freut sich sehr. Aber wieso hast Du so viel gekauft?, fragt sie. Was machst Du damit? Ich brauche das für eine Suppe, sage ich. Am Gründonnerstag koche ich immer eine feine Kräutersuppe, das ist Tradition. Amela kommt aus Bosnien und ist Muslima. Hat das was zu tun mit diese Jesus?, erkundigt sie sich. Ich erzähle vom letzten Abendmahl, von der Kreuzigung, von der Auferstehung an Ostern. Amela hört aufmerksam zu. Mache ich auch Suppe, sagt sie. Wie geht das genau?