3 Maultaschen auf einem Teller angerichtet
3 Maultaschen auf einem Teller angerichtet
Foto: Susanne Breit-Keßler
Fastenspeise
03.04.2019

Mal ehrlich. Glaubt wirklich jemand, man könnte den lieben Gott betrügen? Offenbar schon. Im Mittelalter gab es, grob geschätzt, 130 Fastentage. Im Advent galt es Verzicht zu üben, weil die Wochen vor Weihnachten eigentlich eine Bußzeit sind. Vor Ostern natürlich, nach dem Karneval und vor dem Fest der Auferstehung. Und bei mancherlei anderen Gelegenheiten.

Über ein Drittel des Jahres Fleisch, Eier, Milch, Butter, Käse und Alkohol wegzulassen, ist je nach eigenen Vorlieben und Überzeugungen eine ganz schön schwere Übung. Vor allem, wenn man, wie die Menschen des Mittelalters, körperlich schwer zu arbeiten hatte. Was also tun, wenn man brav und folgsam sein möchte, aber echt nicht kann, weil es an die Kraft, an die Gesundheit geht?

Ertrunkene Schweine waren auch Fische

Mönche benannten nach dem munteren Motto "Fleisch ist das beste Gemüse" manches um. Vögel und Tiere galten als Fische, weil sie laut Bibel am selben Tag wie Wasser-Lebewesen geschaffen wurden. Ertrunkene Schweine waren auch Fische. Vermutlich hat der Schöpfer breit gegrinst angesichts solch wüster geistlicher Verrenkungen.

Und erst die "Herrgotts B'Scheißerle"! Damit der liebe Gott nix merkt, haben Mönche Fleisch klitzeklein gehackt, es mit Gemüse und Kräutern vermischt und mit einem Mantel aus Teig umkleidet. Aber - was wäre denn, wenn er Maultaschen kennen würde, was er sicher tut? Wenn er sieht, was wir möchten und brauchen? Der Gottessohn hat glasklar verkündet:

Gott wird unterschätzt

"Es gibt nichts, was von außen in den Menschen hineingeht, das ihn unrein machen könnte; sondern was aus dem Menschen herauskommt, das ist's, was den Menschen unrein macht (Mk 7,15)." Das geht gegen die, die glauben, Fasten ist bloße, oberflächliche Regeltreue. Und gegen alle Fanatiker, die wegen Speis und Trank verbale Glaubenskriege ausrufen.

Mal ehrlich: Gott wird wirklich unterschätzt. In dem, wie er uns sieht und wahrnimmt. Und vor allem in seiner lebensfrohen Großzügigkeit. Guten Appetit!

Kolumne