Frankfurt a.M. (epd). In der jüngeren Vergangenheit sei "Wildnis" ein kulturelles Konzept als Gegenmodell zur westlichen Zivilisation geworden, sagte der Schirn-Direktor Philipp Demandt am Mittwoch. Die Schau präsentiert von Donnerstag an bis zum 3. Februar 2019 mehr als 100 Gemälde, Fotografien, Grafiken, Skulpturen sowie Video- und Soundarbeiten von 34 internationalen Künstlern. Zu ihnen gehören Max Ernst, Henri Rousseau, Jean Dubuffet, Gerhard Richter, Richard Lang, Frank Stella und Ian Cheng.
Westliche Vorstellung von Wildnis
In der Kunst der vergangenen Jahre habe es eine verstärkte Hinwendung zum Konzept von Wildnis gegeben, sagte Demandt. "Wildnis bleibt eine Projektion, ein fantasieanregender Reflex auf eine hyperkontrollierte Welt." Die Ausstellung hinterfrage die künstlerische Auseinandersetzung anhand von Kunstwerken des 20. und 21. Jahrhunderts. In der Gegenüberstellung zur gleichzeitigen Schau "Der König der Tiere. Wilhelm Kuhnert und das Bild von Afrika" werde die Wirkmacht der Motive der Romantik bis in die Gegenwart deutlich.
Kuratorin Esther Schlicht sagte, die westliche Vorstellung von Wildnis habe sich im Zuge der Aufklärung und Industrialisierung von einer bedrohlichen Gegenwelt hin zu einer positiven Utopie entwickelt, die einer zur Bedrohung werdenden Zivilisation entgegentrete. "Wildnis" diene als Projektionsfläche für die Sehnsucht nach einem ursprünglichen Leben jenseits der Grenzen der Zivilisation. Das Wilde, Ungezähmte, nicht Kultivierte habe Künstler seit Beginn der Moderne bis zur Gegenwart immer wieder in seinen Bann gezogen. Mit dem Verschwinden der Wildnis in der Natur habe sich das Interesse der Künstler mehr auf die metaphorische Bedeutung verlagert.