Willi ist nicht marktkonform, nein gar nicht. Denn Willi hat Trisomie 21.
Willi ist 11 Jahre alt und hat eben auch eine tolle Familie: Die Mutter, Birte Müller-Wittkuhn, den Vater Matthias Wittkuhn und die kleine Schwester, Olivia, 9 Jahre alt. Am Dienstagabend erhielt die gesamte Familie den Robert-Geisendörfer-Preis in der Kategorie "Kinderprogramme" für ihren Film "Planet Willi", ein Film über den Alltag mit einem Kind, das das Downsyndrom hat.
Für Familie Müller-Wittkuhn ist der Preis weit mehr als nur die öffentliche Anerkennung für einen wunderschönen Kinderfilm in der WDR-Reihe "Die Sendung mit dem Elefanten": "Mit diesem Preis werden wir als Familie gewürdigt, mit dem, was wir zusammen leisten", sagt Mutter Birte Müller-Wittkuhn im Vorgespräch. Und das sei besonders wichtig in einer Zeit, in der "systematisch wieder Menschen mit Behinderungen ausgegrenzt werden." Denn Geschichten wie die von Willi müsse man erzählen, und zwar einem großen Publikum, damit, so Birte Müller-Wittkuhn: "Möglichst viele Menschen sehen können, was man schaffen kann, wenn man zusammenhält."
Zeigen, was wo und wie klappen kann
Zusammenhalten, gemeinsam etwas schaffen, das war das Motto dieses feierlichen Abends, ganz im Zeichen des konstruktiven Journalismus: Zeigen, was wo und wie klappen kann und dann laut darüber reden. Das geschehe heute viel zu selten, betonte auch Moderatorin Ursula Ott in ihren Ankündigungen.
Unter den über 200 Gästen im Künstlerhaus am Lenbachplatz war auch Heinrich Bedford-Strohm, EKD-Ratsvorsitzender und chrismon-Herausgeber. Am Nachmittag hatte er zusammen mit dem von rechten Hetzern verfolgten Journalisten Richard Gutjahr an einer Podiumsdiskussion des Evangelischen Medienkongress im Bayerischen Rundfunk teilgenommen. Dort ging es unter dem Obertitel "Mensch oder Maschine - Wer programmiert wen?" auch um die Gefahren, die Internet und Digitalisierung für unser tägliches Leben mit sich bringen. Gerade in Zeiten von Hate Speech und Hass im Internet müsse, so Bedford-Strohm, die Kirche Stellung beziehen: "Es hat kaum eine Zeit gegeben, in der Qualitätsjournalismus so wichtig war wie heute." Die Preisträger des Geisendörfer-Preises würden genau dies, nämlich den Qualitätsjournalismus, "in wunderbarer Weise personifizieren". Für Thies Gundlach, Vizepräsident des Kirchenamtes der EKD, sind Journalisten "Cowboys" oder "Gesetzeshüter" der Sprache in einer Zeit, in der sich so vieles so schnell ändert, dass viele sich verloren fühlten. Für den Jury-Vorsitzenden und EKD-Medienbischof Volker Jung stand der Abend unter dem Begriff eines neuen Verständnisses von "Wahrheit" angesichts von Fake-News und Hate Speech: "Wir müssen fragen: Was ist denn wirklich wahr?"
Insgeamt wurden an diesem Abend sechs Hörfunk- und Fernsehproduktionen ausgezeichnet. Den Sonderpreis der Jury erhielt die freie Hörfunkjournalistin Bettina Rühl für ihre Radio-Features über Afrika. Die Laudatio auf die Preisträgerin hielt der Bestsellerautor und Unternehmensberater Prinz Asfa-Wossen Asserate.
Ganz am Schluss des vor alllem von kirchlichen Organisationen getragenen Abends hatte Moderatorin Ursula Ott eigentlich noch geplant, ein paar "kirchliche" Worte zu sagen, doch viel besser passte dann: "Gabelstapler, Wellensittich, Obstsalat" - denn das sind Willis Lieblingsworte.
Der Robert Geisendörfer Preis wird seit 1983 alljährlich für herausragende publizistische Leistungen deutscher Hörfunk- und Fernsehsender verliehen. Mit dem Medienpreis der Evangelischen Kirche sollen insbesondere Sendungen gewürdigt werden, die das persönliche und soziale Verantwortungsbewusstsein stärken, die zur gegenseitigen Achtung der Geschlechter und zum guten Miteinander von einzelnen, Gruppen und Völkern beitragen, die die christliche Orientierung vertiefen und einen Beitrag zur Überwindung von Gewalt leisten.
Weitere Informationen auf der offiziellen Website Robert Geisendörfer Preis