Berlin (epd). Lammert gehöre zu jenen Politikern, "die glaubwürdig und aus tiefer demokratischer Überzeugung die Verbrechen der NS-Zeit beim Namen nennen und Verantwortung für ihr heutiges politisches Handeln daraus ableiten", begründete Zentralrats-Präsident Josef Schuster am Freitag in Berlin die Entscheidung. Lammert habe sich stets klar positioniert, "vor allem wenn es um Hass gegen Juden in unserem Land geht".
Lammert war zwölf Jahre lang Bundestagspräsident. Dem neuen Bundestag, der sich am Dienstag konstituierte, gehört er nicht mehr an. Zum Amtsnachfolger wurde der bisherige Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) gewählt.
"Der Nation ins Gewissen geredet"
Der Zentralrat würdigte auch Lammerts Auftreten bei den Gedenkstunden des Bundestags für die NS-Opfer, die jährlich am Jahrestag der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz am 27. Januar abgehalten werden. Lammert habe der Nation ins Gewissen geredet, hieß es.
Der Leo-Baeck-Preis erinnert an den Rabbiner Leo Baeck (1873-1956), der ein bedeutender Vertreter des liberalen Judentums seiner Zeit war. Mit der Auszeichnung ehrt der Zentralrat der Juden seit 1957 Persönlichkeiten, die sich für die jüdische Gemeinschaft eingesetzt haben. Sie ist mit 10.000 Euro dotiert.
Bisherige Preisträger sind unter anderen die früheren Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker, Roman Herzog und Christian Wulff, Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sowie der frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider. 2015 erhielt der Grünen-Politiker Volker Beck die Auszeichnung.