Ich habe als Dorfraumpionierin nicht nur etwas über Dörfer gelernt, sondern auch über Erwachsene: nämlich dass sie mehr miteinander reden sollten und so die Gemeinschaft stärken. Schon als wir uns den ersten Flyer der Stadt anschauten, wussten wir: Die Leute in Obermoschel haben ein Kommunikationsproblem. Das ging so weiter. Für unsere Bürgeranhörung hängten wir überall Einladungszettel aus – in der Tankstelle, bei der Haarstation, im Getränkemarkt, beim Bäcker. Aber es kamen nur sechs Leute. Das war erstaunlich.
Zuerst nahmen die Erwachsenen, auch die Gemeinderäte, uns Jugendliche nicht so richtig ernst. Ich glaube, sie haben nicht verstanden, dass wir nicht nur was für uns machen wollen, sondern für die ganze Gemeinde, auch für Senioren oder für junge Familien. Erst als wir mit unseren Fragebögen loszogen, haben die Erwachsenen ihre Anliegen an uns herangetragen. Wenn wir klingelten, sagten sie zwar zunächst: „Ich hab nicht so viel Zeit, aber kommt erst mal rein; wollt ihr was trinken?“ Aber dann hat man sich hingesetzt, und sie haben erzählt, manchmal sogar die ganze Lebensgeschichte. Sie waren total glücklich, dass sie ihre Geschichte erzählen konnten. Das fand ich großartig.
"Den Leuten fehlt der Zusammenhalt"
Ehrenamt
Lust bekommen, selbst ehrenamtlich in der Kirche mitzuarbeiten? Hier einige Tipps.
Und die Leute sagten, dass ihnen der Zusammenhalt fehlt. Aber wenn es Arbeitseinsätze gibt, zum Beispiel auf dem Spielplatz, kommen immer dieselben Leute. Und diese wenigen sagen: „Warum soll ich da noch hingehen? Letztes Mal waren auch nur ich und mein Mann da.“
"Vielleicht stellen wir eine Couch mitten in den Ort"
Die Leute in Obermoschel kommen nicht aus ihren Häusern raus. Nicht mal zu unserer Endpräsentation. Die war für die ganze Gemeinde gedacht, und wir hatten ja an mehreren Wochenenden immerhin 200 Leute einzeln befragt gehabt – es kamen dann nur 40 Leute. Wir waren schon ein bisschen enttäuscht. Aber die, die da waren, gaben uns nur positives Feedback, und sie fragten, wie sie sich beteiligen können.
"Wir brauchen ihre Stimme"
Heirnich Bedford-Strohm wünscht sich, dass die Jugend in der Kirche mehr mitbestimmen kann.