###autor###Über das Sterben von Brittany Maynard hat im vergangenen Jahr ganz Amerika geredet. Die 29-jährige Kalifornierin hatte einen Hirntumor, dessen Wachstum nicht mehr zu stoppen war. Sie zog nach Oregon, um dort ihr Leben zu beenden. Oregon ist einer von fünf Bundesstaaten, in denen das sogenannte „würdevolle Sterben“ (Death with Dignity) gesetzlich erlaubt ist: Hier darf ein Arzt einem Patienten eine tödliche Dosis eines Medikaments verschreiben. Der Kranke nimmt es dann ein, wenn er es für richtig hält. Das kann aber nicht jeder in Anspruch nehmen. Zwei Ärzte müssen unabhängig voneinander eine tödliche Krankheit mit einer Prognose von weniger als sechs Monaten Lebenszeit diagnostizieren. Der Kranke muss erwachsen, mündig und bei vollem Bewusstsein sein und in mindestens zwei unterschiedlichen Gesprächen seinen Sterbewunsch äußern. Und er muss über alle Möglichkeiten einer Schmerzbekämpfung und Leidensminderung aufgeklärt sein.
In Pennsylvania, wo ich lebe, ist das Thema „würdevolles Sterben“ noch nicht akut. Aber früher oder später wird auch hier die Diskussion geführt werden, wie zurzeit in vielen Bundesstaaten. Wofür werde ich dann eintreten? Als evangelischer Pfarrer halte ich an dem biblischen Verständnis fest, dass Leben eine Gabe Gottes ist, über die wir Menschen nicht verfügen sollten. Aber ich kann auch Frau Maynards Entscheidung nachvollziehen, angesichts von Schmerzen und einer möglichen Persönlichkeitsveränderung selbst über das Wie und Wann ihres Sterbens zu bestimmen. In meiner Umgebung finde ich mehrere Positionen wieder: Junge Leute fühlen sich oft leicht in Frau Maynards Situation – und die anderer Betroffener – ein. Ihr Tenor ist: Niemand soll einem die Option wegnehmen. US-Amerikaner sind ja oft pragmatisch und gegen Vorschriften. Ältere Menschen und Kirchenmitglieder betonen die Gefahr, dass von außen bestimmt wird, was lebenswertes Leben ist. In unserer Gemeinde diskutieren wir einmal im Monat ein aktuelles Thema. Im Herbst könnte das die Sterbehilfe sein. Ich bin gespannt darauf.