Heiko M.,57:
Ich bin geschichtslos aufgewachsen. Meine Eltern sagten mir nichts über die 32 Jahre ihres Lebens vor meiner Geburt 1958. Wenn ich meine Mutter fragte, warum sie keine Verwandten hat, brach sie heulend zusammen. Das dürfe ich nie wieder fragen! Wenn ich sie nach dem Krieg fragte, weinte sie, sagte noch "Krieg ist nicht auszuhalten, ganz schrecklich", dann verstummte sie. Mein Vater antwortete gar nicht, er schaute schweigend aus dem Fenster. Ich fühlte mich schuldig. Es war mir alles unheimlich.
Materiell sorgten meine Eltern gut für mich – meine Mutter stellte in Gaststätten Automaten auf, vermietete Autos, makelte Häuser, mein Vater war Sportlehrer. Emotional aber war Wüste. Meine Eltern dachten, wenn das Dach heil ist, dann ist es auch innen kuschelig. Das war der Irrtum dieser Generation.
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