"Im Namen Gottes darf nicht getötet werden!" Nach dem Anschlag auf Charlie Hebdo war das die These aller Vertreter monotheistischer Religionen in Frankreich: an der Großen Moschee von Paris, im Rat jüdischer Institutionen, vom Protestantischen Bund und der katholischen Bischöfe in Frankreich. Vereinzelt flammt nun auch die Diskussion um die religiöse Erziehung wieder auf.
Martin Beck
In Frankreich wird an staatlichen Schulen kein Religionsunterricht erteilt. Die Religionen werden allenfalls im Geschichtsunterricht gestreift. Begründet wird dies mit dem Prinzip der Laizität, der strikten Trennung von Staat und Kirche, sowie der Gleichheit aller Religionen vor dem weltanschaulich neutralen Staat. In Frankreich bleibt die religiöse Erziehung also in Elternhaus und Kirchengemeinde – und damit zuweilen auf der Strecke. Unsere Konfirmanden bringen höchst unterschiedliche Voraussetzungen mit.
Indoktrination und Fanatismus haben im Religionsunterricht keinen Raum
Vieles spricht dafür, Religion in der Schule zu unterrichten: Nach meiner Erfahrung aus Deutschland vermittelt selbst konfessioneller Religionsunterricht nicht nur vertiefte Kenntnisse des eigenen Glaubens, sondern auch Wissen über andere Religionen. In gutem Unterricht reflektieren Schüler, wie sie religiöse Deutungen auf Lebensprobleme beziehen können. Indoktrination und Fanatismus haben im schulischen Religionsunterricht unter staatlicher Aufsicht keinen Raum.
Mir sind noch die Worte einer jungen, aus Algerien stammenden Muslimin aus unserer Pariser Nachbarschaft im Ohr, mit der wir uns in der Woche nach dem Anschlag unterhielten: "Ich bin froh, in meiner eigenen Religion sicher zu sein und gut Bescheid zu wissen. Mich kann keiner zu menschenverachtendem Denken und zu solchen Handlungen verführen."
Religionsunterricht
Es wird heute zu viel Geld ausgegeben für Religion. Was man im Religionsunterricht lernt, ist zu theoretisch. Es braucht auch kein Theologiestudium zu geben. Es genügt, dass es im Fach Philosophie die Religionsphilosophie gibt.
Ebenso braucht es keine Gottesdienste in Kirchen zu geben. Ein Mensch muss seine Willenskraft und Liebe vergrößern. Und sich in jeder Hinsicht maximal weiterentwickeln. Dann sind göttliche (mystische) Erfahrungen möglich. Wir brauchen eine praxisorientierte Religion gemäß Meister Eckhart und C. G. Jung. Es braucht keine Berufspriester zu geben, sondern es sollte ehrenamtlich tätige Priester geben.
- Anmelden, um Kommentare verfassen zu können
Religion als Unterrichtsfach in (staatlichen) Schulen
Ich befürworte, wenn im Rahmen des schulischen Unterrichts auch Wissen über die eigene und andere Religionen vermittelt wird. Jeden Zwang (Anwesenheit, Benotung/Bewertung) lehne ich allerdings ab. Während meiner Schulzeit fand die Vorbereitung auf die Erstkommunion während des Religionsunterricht statt. Das halte ich für eine unzulässige Vermischung aus Wissensvermittlung und Glaubenslehre. Religion ist keine Wissenschaft und wird es hoffentlich auch nie werden, aber durch die Aufreihung neben z. B. Biologie, Chemie und Mathematik wird dieser Sonderstatus der Religion(en) aufgeweicht. Wenn Pfarrer Martin Beck feststellt, dass die religiöse Erziehung auf der Strecke bleibt, wenn man sie den Kirchengemeinden (und dem Elternhaus) überlässt, so sagt das mehr über den Zustand der Kirchengemeinden aus, als über die Notwendigkeit Religion als Unterrichtsfach zu führen. Die Überschrift des Artikels irrt übrigens: "Schule ohne Religionsunterricht" ist nicht gleichbedeutend mit "Schule ohne Religion".
- Anmelden, um Kommentare verfassen zu können