chrismon-Chefredakteurin Ursula Ott
Ursula Ott erledigt "Erster sein"
Erledigt: Frau Otts endgültige Ablage.
Tim Wegner
27.01.2015

„Keinen Urlaub von der Stange“ versprechen norwegische Ferienhäuser, ein Neuhofener Radreisen-­Veran­stalter und das Oberstdorf Resort. Drei Dinge finde ich daran sehr, sehr seltsam. Erstens das schiefe Bild – ständig versucht mein Hirn sich vorzustellen, wie rote Holzhäuser, Fahrräder und Nebelhorn einträchtig an einer wackeligen Kleiderstange hängen. Zweitens den schlechten Ruf, den diese Stange offenbar hat – es gibt Menschen, die wären froh, wenn sie Hosen und Kleider von der Stange kaufen könnten. Aber drittens, und das nervt wirklich: Muss wirklich jeder Urlaub ultimativ explorativ und hochindividuell sein? Wo, bitte, soll das hinführen?

###autor###„Wer möchte nicht“, schreibt uns ein Reise­büro, „eine unentdeckte Region besucht haben, bevor sich die Touristen dort tummeln?“ Beworben wird eine Trekkingtour in den kolumbianischen Dschungel zu einsamen Ruinen. „Danach kannst du mit Fug und Recht sagen, dass du zuerst dort warst.“ Wer das nicht möchte? Ich! Und ich möchte auch nicht, dass andere die Ersten sein wollen. Da immer nur einer der Erste sein kann, verkraftet dieser Planet auf keinen Fall eine Masse gelangweilter Mitteleuropäer, deren neuester Hype jetzt ­offenbar darin besteht, in den Sommerferien Chris­toph ­Kolumbus zu spielen.

Und ich glaube auch nicht, dass bei sieben Milliarden Menschen jede und jeder „seine eigenen Wege gehen kann“, wie es die Plakatwerbung für Neuseeland suggeriert. So viele Wege kann es gar nicht mehr geben, und wenn sie tatsächlich noch un­entdeckt von den Kameras von Google Earth sein sollten – dann lasst sie bitte in Ruhe.

Vielleicht bin ich sehr langweilig. Aber ich kaufe Kleider von der Stange. Es darf sie auch vorher einer getragen und gewaschen haben. Und wie schön, wenn meinen Urlaubsort schon vor mir jemand hübsch gemacht hat. Dann kann ich mit Fug und Recht sagen, dass ich auf den Spuren des Apostels Paulus reise. Oder der Kaiserin Sissi. Oder meiner Frisörin Lilli. Hauptsache, ich bin nicht die Erste.

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Hallo Frau Ott!

Seltsam an Ihrem Artikel über das "Erster sein" fand ich die völlige Abwesenheit von Hinweisen darauf, dass diese ganzen Werbetexte natürlich totalen Quark erzählen: alle angepriesenen Angebote sind ja von irgend jemandem ausprobiert worden - wenn sie nicht sogar bereits von Jahrgängen von Reisenden gebucht und besucht worden sind. Selbst der erste Bucher wäre nicht der erste.

Viele Grüße