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"Ich bin Gottes Kind und kein Stiefkind der Welt." Solche Sätze bleiben. Sie gehören zu den prägenden Erlebnissen des 31. Deutschen Evangelischen Kirchentags. Zu den bleibenden Bildern der Tage in Köln im vergangenen Monat gehört auch der rot leuchtende Fisch, gebildet aus den Bögen der Hohenzollernbrücke quer über den Rhein. Und auch das hat mich beeindruckt: die Begeisterung der siebzehnjährigen Kirsten, die mir Reportagefotos von Jugendlichen zum Thema der Gerechtigkeit erklärte.
"Ich bin Gottes Kind und kein Stiefkind der Welt."
Aber besonders bewegten mich die schlichten Worte von Erzbischof Desmond Tutu. Mit ihnen forderte der Nobelpreisträger aus Südafrika uns Europäer auf, die Nachbarschaft Afrikas neu zu würdigen: "Ich bin Gottes Kind und kein Stiefkind der Welt."
Mit einer eigenen Botschaft wandte sich der Deutsche Evangelische Kirchentag an die Staats- und Regierungschefs der G8-Staaten, die zur gleichen Zeit in Heiligendamm zusammenkamen. Er nahm dabei den "Ruf aus Köln" auf, den Vertreter von sechs Weltreligionen aus den G8-Staaten darunter auch der Evangelischen Kirche in Deutschland und aus Afrika vor Beginn des Kirchentags nach Heiligendamm gesandt hatten.
Ein permanentes Forum zwischen Afrika und den G8-Staaten
Ohne die Unterschiede zwischen den Religionen zu nivellieren, haben wir uns darin gemeinsam zur Würde des Menschen und zur Gerechtigkeit als Gaben Gottes bekannt und uns für die Beteiligungsrechte der Ärmsten ausgesprochen. Gemeinsam haben wir im "Ruf aus Köln" vorgeschlagen, ein permanentes Forum zwischen den Ländern Afrikas und den G8-Staaten einzurichten, das im Geist gegenseitigen Respekts und Verständnisses arbeitet. Gemeinsam treten wir für den Aufbau von Strukturen in Afrika ein, mit deren Hilfe humanitäre Katastrophen wie in Darfur beendet werden können. Deutlich haben wir davor gewarnt, solche Konflikte durch Waffenexporte zusätzlich anzuheizen.
Im Jahr 2000 hatte sich die internationale Gemeinschaft auf das Ziel verpflichtet, bis zum Jahr 2015 die Armut in der Welt zu halbieren. Wir haben in Köln unserer Enttäuschung darüber Ausdruck gegeben, dass die Hälfte dieser fünfzehn Jahre bereits vorüber ist, ohne dass man behaupten könne, auch die Hälfte des Wegs zu diesem anspruchsvollen Ziel sei bereits zurückgelegt.
Die in Köln versammelten Vertreter der Weltreligionen haben dafür geworben, bei allen wirtschaftlichen Entscheidungen die sozialen und ökologischen Folgen zu berücksichtigen. Bewegend war es, aus afrikanischer Sicht über die sozialen Folgen des Klimawandels informiert zu werden. Daraus ergaben sich so konkrete Forderungen, wie über die "Sterblichkeitsraten von Flüssen" in Afrika regelmäßig ins Bild gesetzt zu werden. Ein schnelles Umsteuern in der Klimapolitik ist notwendig, so die Konferenz.
Die Tage von Heiligendamm wie die Tage von Köln sind vorüber. Doch nach dem Kirchentag ist vor dem Kirchentag in zwei Jahren in Bremen. Und nach dem Gipfel ist vor dem Gipfel in einem Jahr in Japan. Die Vertreter der Religionen haben sich fest vorgenommen, den Weg zum nächsten G8-Gipfel in Japan kritisch zu begleiten und dort die erreichten Fortschritte zu beraten. Eine Selbstverpflichtung mit hohem Anspruch! Die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts verlangen die Bereitschaft zum Bohren dicker Bretter. So hat ein großer Wissenschaftler, Max Weber, die Politik definiert. Und er fügte hinzu, dafür brauche man Leidenschaft und Augenmaß zugleich.