Das Kosovo ist ein wunderschönes Land mit Weinbau und reichen Bodenschätzen. Es ist gesäumt von schneebedeckten Gebirgen. Nach über 150 Jahren politischer Konflikte liegt das Land noch immer „unsicher am blutigen Rande der Wirklichkeit“, wie die Schriftstellerin und Balkanreisende Mary Edith Durham schon 1904 schrieb.
Neben Kriegsruinen finden sich Neubauten, die allerdings auf unbestimmte Zeit im Rohbau-Status verharren. Dazwischen verteilt sich liegengebliebener Müll, der dann und wann von irgendwem angezündet wird, so dass permanent Brandgeruch über dem erschöpften Land schwebt.
Viele Ethnien unterschiedlicher religiöser Prägung betrachten das Land als ihre angestammte Heimat. Ihre vielfältigen Kulturen sind mehrmals am Tag hörbar – auch in den unterschiedlichen Muezzin-Rufen. Mit dieser Vielfalt korrespondieren die 31 unterschiedlichen Nationen, die derzeit noch das KFOR-Kontingent stellen.
Über 5000 Soldaten und Soldatinnen sind im Kosovo, davon allein 700 Deutsche. Da die militärische Lage ruhig und stabil ist, können sie in der dienstfreien Zeit an Ausflügen ins Land teilnehmen und bedeutende Kulturstätten und schöne Gegenden besichtigen. Viele sind das erste Mal im Einsatz und werden hier mit einer Nachkriegsszenerie konfrontiert. Sie ist wie eine schwärende Wunde. Mancher schaut aufmerksam und staunend hin, andere bleiben ganz bei sich und bei vertrauten Gesprächen über Hobbys, den jüngsten Urlaub oder ihre Zukunftspläne.
Wie andere junge Menschen auch sind unsere Soldaten und Soldatinnen noch Persönlichkeiten in der Entwicklung. Manche suchen das Gespräch mit der Militärseelsorge, wenn sie ein Übermaß an Eindrücken verarbeiten müssen – um sich orientieren zu können. Auch die Gottesdienste sind gut besucht. In der Routine des geregelten Alltags, der Soldaten schnell langweilig werden kann, und angesichts der vielen Unberechenbarkeiten, mit denen sie konfrontiert werden, haben Gespräche etwas Bergendes.
Lukasz Nowosadzki/Demotix/Corbis
Junge Soldaten in einem alten Land
Als Militärpfarrerin im Kosovo
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