Wenn Rentner sich einen Kleinbus zulegen, dann ist das nichts Ungewöhnliches. Wenn sie diesen aber mit Behandlungsstuhl, Bohrer und Spuckbecken ausrüsten lassen und damit in die Innenstadt von Hannover fahren? Ist das ein preiswürdiger Fall von Engagement.
Ingeburg und Werner Mannherz wurden "Gewinner der Herzen" in unserer Aktion Ich kann nicht anders - Menschen, die sich engagieren. Die beiden überzeugten mit ihrem Projekt Zahnmobil. Ingeburg Mannherz, 76, ist Zahnärztin im Ruhestand und behandelt kostenlos Obdachlose in einer mobilen Praxis. Ihr Mann Werner, 82, organisiert den Einsatz. Dreimal die Woche steuern sie mit ihrem Zahnmobil Tagestreffpunkte an. Ein Team aus freiwilligen Helferinnen, Fahrern, Dentalmonteuren und Zahnärztinnen steht ihnen zur Seite.
Keine Berührungsängste
Zerbrochene Prothesen, fehlende oder abgebrochene Zähne, Karies, Zahnfleischerkrankungen – es gibt genug zu tun. Denn viele der Patienten gehen sonst nie zum Zahnarzt. In vielen Praxen seien sie auch unerwünscht, so Werner Mannherz, sowohl im Wartezimmer, wo ihr Geruch und Aussehen andere stören könnte, als auch im Behandlungraum. „Viele der Patienten haben auch Hepatitis C und HIV, das schreckt ab.“
Werner Mannherz schreckt nichts, auch nicht bürokratische Hürden. „Ich habe Achtung vor den Menschen, aber keinen Respekt vor der Funktion.“ Drum bettelt er tapfer bei Kammern und Vereinen um Geld. „Ein dauerhafter Sponsor, das wäre unser Traum." Was die Hannoveraner mit dem Preisgeld machen wird? Sie werden regelmäßige Treffen aller Helfer organisieren, damit sich diese untereinander kennenlernen und vernetzen. Und zwei Patienten ohne Krankenversicherung bekommen eine Prothese finanziert.