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Vor dem Prozess gegen Adolf Eichmann in Jerusalem 1961: In New York teilt Hannah Arendt ihrem Freundeskreis mit, dass sie für das Magazin „The New Yorker“ über den Prozess berichten will. Als Jüdin hatte sie 1933 aus Deutschland nach Paris und schließlich nach New York fliehen müssen. Ihr Ehemann Heinrich Blücher warnt sie vor der Belastung durch die erneute Konfrontation mit der Vergangenheit. In ihren später auch als Buch publizierten Reportagen kommt sie zu der ernüchternden Erkenntnis, dass Eichmann kein Monster ist, sondern ein Niemand, der sich als Befehlsempfänger darstellt. Heftige Kontroversen folgen der Veröffentlichung: langjährige Freundschaften zerbrechen, ihr wird intellektuelle Arroganz, emotionale Kälte und mangelnde Solidarität mit dem jüdischen Volk vorgeworfen. In Israel darf ihr Buch zunächst nicht erscheinen. In einer Vorlesung verteidigt sie schließlich das Recht des freien Denkens.
[Video:http://www.youtube.com/watch?v=GNSdzmJC58o]
Der Film verdichtet das Leben Hannah Arendts auf die Zeitspanne von zwei Jahren, um ihre Person und ihr Denken wie in einem Kaleidoskop sichtbar zu machen: Die streitbare Intellektuelle scheut den Konflikt um die Wahrheit nicht. Die selbstbewusste, humorvolle Frau findet in ihrer von Respekt getragenen Liebe zu ihrem Mann Rückhalt und Geborgenheit. Die kritisch-solidarische Freundin hält an Freundschaften auch in belastenden Auseinandersetzungen fest. Auf diese Weise entsteht ein facettenreiches Porträt einer der großen Philosophinnen des 20. Jahrhunderts. Dem Film gelingt es, visuelle Räume für die Gedanken und Gefühle der Kettenraucherin Arendt zu erfinden. Einsamkeit und gesellige Debatte gehören dazu wie der Mut, der eigenen Erkenntnis treu zu bleiben. Denn der „Banalität des Bösen“ ist nur mit dem eigenen Denken beizukommen, das Menschen zu verantwortlich handelnden Personen macht.
Produktion: Heimatfilm, Bettina Brokemper, Johannes Rexin, Deutschland, Luxemburg, Frankreich, Israel 2012; Regie: Margarethe von Trotta; Drehbuch: Pamela Katz, Margarethe von Trotta; Kamera: Caroline Champetier; Schnitt: Bettina Boehler; Musik: André Mergenthaler; Darsteller: Barbara Sukowa (Hannah Arendt), Axel Milberg (Heinrich Blücher), Janet McTeer (Mary McCarthy), Julia Jentsch (Lotte Köhler), Ulrich Noethen (Hans Jonas) u.a.; Format: Farbe, Cinemascope, 113 Min. FSK: ab 6; Kinostart: 10. Januar 2013.