Die wütenden Proteste in Chile halten an. Schon zehn Menschen sind der Gewalt zum Opfer gefallen. Die Regierung erweitert die Ausgangssperren.
21.10.2019

Die gewaltsamen Proteste in Chile haben Medienberichten zufolge bereits zehn Menschen das Leben gekostet. Nach neuen Ausschreitungen erweiterte die Regierung den Ausnahmezustand und eine nächtliche Ausgangssperre auf alle größeren Städte des Landes, wie die Tageszeitung "La Nación" am Sonntagabend (Ortszeit) berichtete. Die Proteste gegen Präsident Sebastián Piñera hatten sich vor rund einer Woche an geplanten Fahrpreiserhöhungen für die Metro in Santiago de Chile entzündet. Piñera sprach von einem Krieg, dem Chile gegenüberstehe.

Demonstranten errichteten am Sonntag erneut brennende Straßenblockaden, die Polizei setzte Tränengas und Gummigeschosse ein. Innenminister Andrés Chadwick sprach von sieben Todesopfern, die bei Akten des Vandalismus ums Leben gekommen seien. In einer ausgebrannten Kleiderfabrik im Großraum von Santiago de Chile wurden am Sonntag fünf Leichen gefunden.

Zugesagte Reformen ausgeblieben

Auch am Montag blieben Schulen, Banken und öffentliche Einrichtungen geschlossen. Busse und die Metro in Santiago de Chile fuhren nur auf wenigen Strecken. Piñera sagte in einer TV-Ansprache: "Wir sind im Krieg gegen einen mächtigen Feind, der grenzenlose Gewalt nutzt." Er warf den Demonstranten Vandalismus, Zerstörungen und Plünderungen von Supermärkten vor. Einige hätten auch versucht, Krankenhäuser anzuzünden, sagte Piñera.

Allein in der Hauptstadt patrouillierten mehr als 10.500 Soldaten und Polizisten durch die Straßen. Mehr als 1.550 Personen wurden seit Beginn der Proteste festgenommen. Der Unmut in der Bevölkerung wegen steigender Lebenshaltungskosten schwelt schon lange. Unter der Regierung Piñera hat sich Chile zwar wirtschaftlich konsolidiert, die soziale Ungleichheit nahm aber weiter zu. Zugesagte Reformen im Gesundheits- und Bildungswesen blieben aus.

Das Auswärtige Amt in Berlin verschärfte seine Sicherheitshinweise für Chile und rief Reisende zu besonderer Vorsicht auf. Die Proteste könnten zu Straßenblockaden, Störungen des öffentlichen Nahverkehrs und auch Auseinandersetzungen mit der Polizei führen. "Gewaltsame Ausschreitungen können nicht ausgeschlossen werden", heißt es in den Reisehinweisen.

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