Regisseurin Nina Grosse
epd-bild/Rolf Zoellner
Die TV-Regisseurin Nina Grosse kritisiert, dass große Prestige-Projekte nach wie vor hauptsächlich an männliche Kollegen vergeben würden. Serien wie "Babylon Berlin" (ARD/Sky), "Das Boot" (Sky) oder "Bad Banks" (ZDF) seien "immer noch fest in Männerhand", sagte die Mitgründerin der Initiative Pro Quote Film dem epd.
18.10.2018

Für die neue ZDF-Serie "Die Protokollantin", die am Samstag startet, schrieb Grosse (60) das Drehbuch und führte Regie. Ein solches Projekt sei noch ziemlich einsam. "Es bewegt sich was, aber wir sind noch lange nicht bei 50 Prozent", sagte Grosse.

Bei den Frauenrollen habe es in den vergangenen Jahren einen großen Emanzipationsschub gegeben. "Interessant finde ich, dass jetzt die bösen Frauen kommen", sagte Grosse. "Das ist auch eine Form der Emanzipation, dass Frauen böse sein dürfen." "Die Protokollantin" ist die erste Fernsehserie der Regisseurin. Iris Berben spielt darin eine zwiespältige Figur, die die Gerechtigkeit in die eigenen Hände nimmt.

Starke Konkurrenz

Beim ZDF habe es zunächst Bedenken gegeben, eine ambivalente Heldin unterzubringen, sagte Grosse. Unter anderem habe es Befürchtungen gegeben, Berbens Image zu beschädigen. "Das ZDF ist hier ins Risiko gegangen, das rechne ich der Redaktion hoch an", sagte die Regisseurin. Der aktuelle Serienboom, der durch neue Anbieter wie Netflix und Amazon beflügelt wird, habe zur Risikobereitschaft beigetragen. Die Öffentlich-Rechtlichen seien jetzt gezwungen, sich "aus ihren Komfortzonen rausbewegen, weil die Konkurrenz stark ist, mehr Geld hat und sich mehr traut".

Grosse wurde 1987 für ihren ersten Spielfilm, "Der gläserne Himmel", mit dem Bayerischen Filmpreis ausgezeichnet. In den 90er Jahren drehte sie unter anderen "Tatort"-Folgen für den SWR, 2012 sorgte ihr Film "Das Wochenende" über einen früheren RAF-Terroristen für Aufsehen.

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