Buchmesse 2017
epd-bild/Heike Lyding
Der beste deutschsprachige Roman des Jahres spielt auf Teneriffa, am äußersten Rand Europas. "Gerade hier verdichten sich die Kolonialgeschichte und die Geschichte der europäischen Diktaturen im 20. Jahrhundert", lobt die Jury.
08.10.2018

Die Schriftstellerin Inger-Maria Mahlke ist am Montagabend in Frankfurt am Main für ihren Roman "Archipel" mit dem Deutschen Buchpreis 2018 ausgezeichnet worden. Das im Rowohlt-Verlag erschienene Werk spielt auf Teneriffa und zeichnet ein Sittengemälde dreier kanarischer Familien von 1919 bis heute. Mahlke erhielt 25.000 Euro, die fünf weiteren Finalisten wurden mit jeweils 2.500 Euro bedacht. Im vergangenen Jahr hatte der Roman "Die Hauptstadt" von Robert Menasse das Rennen gemacht.

Drei Familien aus unterschiedlichen Klassen

Inger-Maria Mahlke erzähle auf genaue und stimmige Weise von der Gegenwart bis zurück ins Jahr 1919, heißt es in der Begründung der Jury. Im Zentrum stünden die drei Familien aus unterschiedlichen sozialen Klassen, in denen die Geschichte Spaniens Brüche und Wunden hinterlasse. Vor allem aber seien es die schillernden Details, die diesen Roman zu einem eindrücklichen Ereignis machten: "Das Alltagsleben, eine beschädigte Landschaft, aber auch das Licht werden in der Sprache der Autorin sinnlich erfahrbar."

Mahlke wurde 1977 in Hamburg geboren und lebt in Berlin. Sie wuchs in Lübeck und auf Teneriffa auf und studierte Rechtswissenschaften an der FU Berlin, wo sie am Lehrstuhl für Kriminologie arbeitete. Ihr Debütroman "Silberfischchen" wurde 2010 mit dem Klaus-Michael-Kühne-Preis ausgezeichnet. Zuletzt erschien 2015 ihr Roman "Wie Ihr wollt", der es auch auf die Shortlist des Deutschen Buchpreises schaffte.

199 Titel wurden gesichtet

Die sieben Jurymitglieder hatten seit Ausschreibungsbeginn 199 Titel gesichtet. Nominiert waren neben dem Siegertitel "Archipel" von Inger-Maria Mahlke auch die Romane von María Cecilia Barbetta: "Nachtleuchten" (S. Fischer), Maxim Biller: "Sechs Koffer" (Kiepenheuer & Witsch), Nino Haratischwili: "Die Katze und der General" (Frankfurter Verlagsanstalt), Susanne Röckel: "Der Vogelgott" (Jung und Jung) und Stephan Thome: "Gott der Barbaren" (Suhrkamp).

Bekannte Autoren wie Arno Geiger ("Unter der Drachenwand"), Adolf Muschg ("Heimkehr nach Fukushima"), Helene Hegemann ("Bungalow"), Angelika Klüssendorf, ("Jahre später") und Gert Loschütz ("Ein schönes Paar") hatten es lediglich auf die sogenannte Longlist der 20 besten Autoren geschafft.

Die freie Züricher Kritikerin Christine Lötscher führte in diesem Jahr den Jury-Vorsitz. Weitere Mitglieder waren Christoph Bartmann (Goethe-Institut Warschau), Luzia Braun (ZDF), Tanja Graf (Literaturhaus München), Paul Jandl (freier Kritiker), Uwe Kalkowski (Literaturblog "Kaffeehaussitzer") und Marianne Sax (Bücherladen Marianne Sax, Frauenfeld/Schweiz).

Buchmesse öffnet am Mittwoch

Mit dem Deutschen Buchpreis zeichnet der Börsenverein des Deutschen Buchhandels seit 2005 jährlich vor Beginn der Frankfurter Buchmesse den besten deutschsprachigen Roman des Jahres aus. Von Mittwoch an bis zum Sonntag zeigen auf der weltweit größten Fachmesse für Literatur mehr als 7.300 Aussteller aus über hundert Ländern ihre Bücher und Publikationen.

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