Dresden (epd). Einige der Bilder haben sich ins kollektive ostdeutsche Gedächtnis eingebrannt: "Peter im Tierpark" etwa oder das Gemälde "Am Strand". In der DDR waren diese Bilder allgegenwärtig - in Lehrbüchern, auf Briefmarken und in Arztpraxen. Zuletzt fristeten sie zumeist ein Dasein im Depot. Im Dresdner Albertinum gibt es nun ein Wiedersehen mit Peter und dem Paar am Strand. Eine Ausstellung verspricht einen Streifzug durch die Kunst der DDR.
Zu sehen sind seit Freitag knapp 150 Werke, darunter 114 Gemälde und 33 Skulpturen. Es sei keine Gesamtausstellung über die Kunst in der DDR, betonte Hilke Wagner, Direktorin des Albertinums. Präsentiert würden unter dem Titel "Ostdeutsche Malerei und Skulptur 1949-1990" ausnahmslos Werke aus dem eigenen Bestand. Sie sind nach Angaben der Kuratorin Astrid Nielsen sonst nicht öffentlich zu sehen.
Reaktion auf Debatte über DDR-Kunst
Die Ausstellung mit Arbeiten von mehr als 100 DDR-Künstlerinnen und -Künstlern entstand in nur wenigen Monaten. Sie ist eine Reaktion des Museums auf eine im Herbst 2017 in Dresden heftig geführte Debatte über DDR-Kunst. Kritiker warfen den Kunstsammlungen vor, ostdeutsche Arbeiten aus den Ausstellungen nach und nach verschwinden zu lassen. Der Bestand von DDR-Kunst in den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden umfasst nach eigenen Angaben mehr als 900 Arbeiten.
Die Museumsdirektorin räumte am Freitag ein, ohne den Druck von außen hätte sie diese Ausstellung in dieser Form nicht gemacht. Zur Begründung sagte Wagner, sie wolle Kunst "nicht unter ein Staatslabel stellen". Aber die Debatte über Ost-Kunst habe "tiefer liegende Probleme im deutsch-deutschen Miteinander" hervorgebracht. Diese Situation wolle sie dafür nutzen, "dass Dinge auf den Tisch gebracht werden". Die Ausstellung wird von mehreren Diskussionsveranstaltungen begleitet.
Es gebe sogar in Dresden noch "Lücken im Bestand" der DDR-Kunst, die sie noch schließen wolle, sagte Wagner weiter. Als Beispiele nannte sie Arbeiten von Günther Hornig, einem der bedeutendsten abstrakten Maler Ostdeutschlands, und einen "frühen Penck".
"Nie Gesehenes oder lang Vermisstes"
In der Ausstellung gebe es "nie Gesehenes oder lang Vermisstes" zu entdecken, kündigte Kuratorin Astrid Nielsen an. Gezeigt werden unter anderem Arbeiten von Theodor Rosenhauer, Karl-Heinz Adler und Wolfgang Mattheuer. Auch Bilder von Ernst Hassebrauk, Angela Hampel, Bernhard Heisig und Werner Tübke sind zu sehen.
Auch einige der "vermissten Werke", wie von Museumsbesuchern in Mails beschrieben, würden gezeigt. Sie habe die Ausstellung demokratisch machen wollen, sagte Wagner.
Die Präsentation gebe zudem einen Einblick in die Ankaufspolitik der Gemäldegalerie in der DDR-Zeit. Unmittelbar nach 1945 seien Werke erworben worden, die die Folgen des Krieges thematisierten. Später seien die Künstler auf den Sozialistischen Realismus verpflichtet worden, sagte Nielsen. Das schlug sich auch im Ankaufverhalten nieder. Arbeiterinnen und Arbeiter sollten an die Kunst herangeführt werden. Häufig waren sie selbst Thema der Bilder und Skulpturen.
In der damaligen Dresdner Gemäldegalerie Neue Meister, dem heutigen Albertinum, wurde die Abteilung "Sozialistische Gegenwartskunst" eingerichtet. Viele der Künstler, zumeist Atheisten, hätten aber auch Motive der christlichen Ikonographie aufgegriffen und damit deutliche Akzente gesetzt, sagte Nielsen. Die Ausstellung zeige die Vielseitigkeit der DDR-Kunst.