Leipzig (epd). Wenn überhaupt, dann gebe es Animation in Kino und TV für Kinder, heißt es in einer noch unveröffentlichten Untersuchung des Branchenverbands AG Animationsfilm, die dem Evangelischen Pressedienst (epd) vorliegt. Entsprechende Animations-Angebote für Jugendliche und junge Erwachsene im Fernsehen seien trotz bestehenden Interesses nicht mehr als eine Randnotiz.
Der in Leipzig ansässige Verband appelliert an Politik und öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalten, mehr Animation für Jugendliche und Erwachsene zu zeigen, und zwar auch zur Primetime. Im Sinne eines vielfältigen Programmangebots sollten die Sender mehr Aufträge vergeben und im Jahr 2022 mindestens 15 Prozent der Mittel der Degeto zur Finanzierung des Animationsfilms einsetzen, fordert die AG Animationsfilm. Die Filmeinkaufsgesellschaft Degeto ist eine hundertprozentige Tochter der ARD.
Zur kulturellen Vielfalt verpflichtet
Der Rundfunkstaatsvertrag, der die Sender auf kulturelle Vielfalt sowie die Förderung deutscher und europäischer Produktionen verpflichtet, solle um das Genre Animation erweitert werden, fordert die Branche von der Medienpolitik. Auch sei das Vertragswerk dahingehend zu präzisieren, dass die Vorgabe zur europäischen Herkunft der Filme auch für den Vorabend und die Primetime gelten müsse.
Wie die Erhebung zur Situation des Animationsfilms im deutschen Fernsehen 2010 bis 2015 zeigt, findet sich seit der Gründung des öffentlich-rechtlichen Kinderkanals KiKA in den Hauptprogrammen immer weniger Animation. Lediglich ProSieben sende nach wie vor kontinuierlich Animationsfilme, so die Verfasser der Studie, Heiko Hilker und Jörg Langer. Bei der Animation für Jugendliche und Erwachsene setzen die Sender den Angaben zufolge vor allem auf außereuropäische Anbieter.
Sendungen meist aus dem Ausland
91,5 Prozent der in Deutschland ausgestrahlten Animationssendungen stammten aus dem Ausland. So zeigten die TV-Programme Disney Channel und Nickelodeon ausschließlich ausländische Filmproduktionen. Beim KiKA lag der Anteil an Animationsfilmen mit deutscher Beteiligung bei 19,3 Prozent, bei SuperRTL bei 2,5 Prozent.
Im europäischen Vergleich stellte sich heraus, dass in Deutschland zwar viel mehr Menschen in der Animationsindustrie tätig waren als andernorts, aber weniger Filme produziert wurden. Von 2010 bis 2014 wurden in Deutschland 19 Animationsfilme hergestellt. Damit liegt Deutschland hinter Frankreich (47), Spanien (28), Schweden (25), Großbritannien (23) und Russland (21). Der Anteil der Beschäftigten war in Deutschland 2013 mit 683 jedoch am zweithöchsten hinter Großbritannien (1.157).
Die AG Animationsfilm hat nach eigenen Angaben mehr als 70 Mitglieder aus unterschiedlichen Bereichen der Branche. Dazu gehören unabhängige Filmemacher, Animatoren, Storyboarder, Drehbuchautoren, Regisseure und Berater.