Der Luther auf dem Sockel des Denkmals in Eisenach scheint wenig amüsiert.
epd-bild/Jens-Ulrich Koch
Martin Luther soll gern gelacht haben. Und auch derbem Humor war der Wittenberger Mönch wohl zugeneigt. Hätten ihn auch die April-Scherze des Jahres 2017 erfreut? Wäre der Reformator heute ein Fan von Dieter Bohlen?
02.04.2017

Wenn Martin Luther das gewusst hätte: Im Jahr des 500. Reformationsjubiläums haben zahlreiche April-Scherze Bezug auf das Leben und Wirken des Reformators genommen. So behauptete die Evangelische Kirche im Rheinland, im Keller des Düsseldorfer Landeskirchenamtes sei kürzlich jener Hammer entdeckt worden, mit dem Luther am 31. Oktober 1517 in Wittenberg seine 95 Thesen an die Tür der Schlosskirche genagelt hat. Auch wurde Luther am 1. April zum Erfinder des deutschen Reinheitsgebotes für Bier erklärt. Zudem sollte Chemnitz, das in der DDR Karl-Marx-Stadt hieß, angeblich in Martin-Luther-Stadt umbenannt werden.

Heiligsprechung am 31. Oktober

Die in Bielefeld erscheinende Kirchenzeitung "Unsere Kirche" meldete, dass Pop-Titan Dieter Bohlen an einer Reformationshymne arbeite. Der Song "BruMaLu" stehe als Kurzform für "Bruder Martin Luther" und solle zum Kirchentag im Mai vorgestellt werden.

Damit aber nicht genug der Ehre: Im fernen Neuseeland kam ein April-Scherz in Umlauf, dem zufolge Papst Franziskus den Reformator Martin Luther am 31. Oktober heiligsprechen wird. Der anglikanische Geistliche Bosco Peters berief sich auf seiner Website auf Vatikan-Insider, die ein entsprechendes Dokument des Heiligen Stuhls öffentlich gemacht hätten.

Hausmeister finden Hammer vom Thesenanschlag

Die rheinische Kirche ließ in einem eigens produzierten Video ihren Archivdirektor Stefan Flesch auftreten, der erläuterte, dass Hausmeister des Kirchenamtes den Lutherschen Thesen-Hammer bei der Suche nach Werkzeug gefunden hätten. Ausführlich erklärte Flesch, dass der Hammer wohl schon im 16. Jahrhundert ins Rheinland gelangt sei, denn Luthers Ehefrau Katharina von Bora habe ihn an den Kölner Erzbischof Hermann von Wied geschickt, der damit reformatorische Thesen an den Kölner Dom habe anschlagen wollen. Doch dazu sei es nie gekommen, und der Hammer sei nicht mehr nach Wittenberg zurückgekehrt, sondern im Rheinland geblieben.

Bei der Aufklärung des Scherzes wies der Wuppertaler Kirchenhistoriker Hellmut Zschoch darauf hin, dass Luthers eigenhändiger Thesenanschlag an die Tür der Schlosskirche in der Forschung umstritten sei. Auch wenn es "den Reformator mit dem Hammer" wohl nicht gegeben habe, stehe fest, dass am 31. Oktober 1517 die Reformation begonnen habe: "nicht mit Hammerschlägen, aber mit theologisch fundierter Kritik an kirchlicher Praxis und mit guter Netzwerkarbeit".

"Bierpartikel" an Bibel-Manuskript

Die Kollegen der Pressestelle der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau griffen ebenfalls zur Videokamera und ließen einen vermeintlichen Wissenschaftler der Frankfurter Goethe-Universität erklären, Luther sei beim Übersetzen der Bibel betrunken gewesen: Bei einer Papieranalyse seien "Bierpartikel" an einem Manuskript gefunden worden. Zudem sei eine Luther-Schrift vom Ostersamstag 1516 aufgetaucht, die ihn als wahren Urheber des deutschen Bier-Reinheitsgebotes ausweise. Dort finde sich auch der Satz: "Hopfen und Malz, Gott erhalt's."

Die Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern trug weniger dick auf, richtete den Blick in die Gegenwart und nicht in die Lutherforschung: Die evangelische Kirche plane die Umbenennung von allen Kirchen, die nicht Christus- oder Erlöserkirche heißen, in Martin-Luther-Kirche, hieß es am Samstag auf der Facebook-Seite der bayerischen Landeskirche.

Dazu passte die Meldung des Internetportals "evangelisch.de", das am 1. April berichtete, dass sich Chemnitz ab sofort bis zum 31. Oktober 2017 Martin-Luther-Stadt nennen wolle. Im Anschluss sollten die Bürger befragt werden, ob der Name dauerhaft bleiben soll.