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Kerzen, überall Kerzen. Am Ende dieses Fernsehgottesdienstes werden alle Mitwirkenden einmal zum Kerzentisch gegangen sein: der Chor, der sich über die mit Friedenszeichnungen geschmückten Kirchenbänke verteilt hat. Das Mädchen, das von seinen Ängsten erzählt. Der alte Herr, bei dem Kriegsbilder aus der Kindheit hochkommen. Es ist viel Bewegung in diesen 45 Minuten. Gut so, "Sieben Wochen ohne Stillstand" heißt das Motto der diesjährigen Fastenaktion.
Ursula Ott
Der traditionelle Eröffnungsgottesdienst wurde "für den Frieden" umgewidmet, wie die Fürther Pfarrerin Stefanie Schardien zu Beginn klarstellt: "Mein Vertrauen in ein friedliches Europa ist zutiefst erschüttert." Wie also kann das Motto der Aktion mit Leben gefüllt werden?
Ohne Stillstand, das gilt unbedingt für Susanne Breit-Keßler, viele Jahre Schirmherrin der Aktion, die heute zum letzten Mal predigt (hier zum Nachlesen). So viel Körpereinsatz! Wenn sie sagt, "wir fühlen mit", legt sie ihre Hand aufs Herz. Wenn sie vom "Überwinden der Lähmung" spricht, erhebt sie den Zeigefinger. Und wenn sie alle Konfessionen - ausdrücklich auch die Orthodoxen - zu einer gemeinsamen Stimme ermahnt, betont sie jede einzelne Silbe: "beinharte Weltverantwortung!"
Ukrainisch kochen gegen die totalitäre Verblödung
Es ist eine politische Predigt, angereichert mit Übungen für uns alle. Gehen wir auf Demonstrationen! Nehmen wir ukrainische Freunde und Freundinnen in den Arm! Singen wir ihre Lieder, kochen ihr Essen! Diese Predigerin ist auch eine gute Köchin, in ihrem "Mahlzeit"-Blog auf chrismon.de schwärmt sie von Kohlrouladen und Banush. Die ukrainische Küche, lernen wir dort, nimmt Impulse aus aller Welt auf, ukrainisch koche man "gegen totalitäre Verblödung".
Gut, dass wir nicht nur über die Menschen in der Ukraine reden, sondern mit ihnen. Pfarrerin Schardien stellt Lena Samarsky aus ihrer Kirchengemeinde vor, eine Frau in Blau und Gelb, der die Hände zittern. "Ich habe Angst einzuschlafen, vielleicht schreibt mir aus meiner Heimat gerade jemand: leb wohl." Wir brauchen dafür eigentlich nicht Lenas Handyfotos in Großaufnahme. Wir verstehen auch so.
Über 200 Menschen haben ihre Fürbitten geschickt, viele beten für russische und für ukrainische Mitmenschen, ja, ausdrücklich auch für die mit schwarzer Hautfarbe. Beten hilft, singen hilft, "Gib Frieden, Herr, gib Frieden. Die Welt nimmt schlimmen Lauf". Dieser Gottesdienst war eine gute Übung: in Zusammenhalt und Zuversicht.