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St. Nikolaikirche, Putlitz in Brandenburg, Sonntag, 14 Uhr:
Manche Gottesdienstbesucher kichern in den Kirchenbänken. "Sie dürfen das Schnutendauk während des Gottesdienstes abnehmen", sagt Ute Eisenack durchs Mikrofon. Das was bitte? Als gebürtiger Schwabe in einem plattdeutschen Gottesdienst verstehe ich nicht jedes Wort. Manche der 40 Besucher fassen sich an ihre Maske, das "Schnutendauk" – Neuhochdeutsch: "Mund-Nase-Bedeckung".
Philipp Maußhardt
Plattdeutsch sei kein Dialekt, sondern eine Regionalsprache, sagt Pastorin Eisenack, gesprochen in acht Bundesländern: Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Nordrhein-Westfalen, Sachsen-Anhalt, Bremen, Hamburg und einigen Teilen "Brannenborchs". Und damit man es ihr auch glaubt, hat die Gemeindepädagogin für evangelischen Religionsunterricht gleich eine ganze Reihe von Haus- und Segenssprüchen mitgebracht, die sie auf Fahrten durch Plattdeutschland gefunden hat: "Holl warm den Herd, holl warm dat Hart un lat Gott sorgen as‘t kümmt und ward."
Je länger Ute Eisenack auf Plattdeutsch predigt, desto besser versteht es auch der "Rei‘gschmeckte" (Schwäbisch für: Zugezogener). Beim abschließenden "Sägensgebet" bleibt keine Frage mehr offen: "Dei Herr sägen di un holl sien Hänn oewer di. Dei Herr seih di fründlich an un wäs di gnädig. Dei Herr lat sien Oogen in Leiw up di rauh`n un geew di Freden."
Bedürfnis nach Geborgenheit
Nicht an allen Sonntagen ist das Kirchenschiff in Putlitz so gut gefüllt wie an diesem. Doch ganz offenbar rührt das Plattdüütsche an ein Bedürfnis nach Geborgenheit. Wie heimelig es in der Putlitzer Kirche auf einmal klingt, wenn zur Orgel das Paul Gerhardt-Lied "Ich singe dir mit Herz und Mund" mehr gesprochen als gesungen wird! "Allns, wat ik weit, dat maak ik kund / hüt un in Ewigkeit." Und man könnte fast meinen, der Dichter hätte bei diesem Vers an den Erhalt der vom Aussterben bedrohten Regionalsprache gedacht.
Die stirbt aber so schnell nicht. Ute Eisenack, so erzählt sie nach dem "Uns Vadder in`n Himmel" und dem Ende des Gottesdienstes, predigt auch in anderen Kirchengemeinden. Macht sie gerne, sagt sie, aber nicht wegen der Folklore. Brisante politische Themen wirkten auf Platt weniger konfrontativ.
"Amen", sagt Ute Eisenack, und die Gottesdienstbesucher setzen mit einem Lächeln ihr Schnutendauk wieder auf.
Wann de Buurn an't Schmedden bünt ....
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Brisante politische Themen wirken auf Platt weniger konfrontativ". Das mag sicherlich sein, aber was haben "brisante politische Themen" im Gottesdienst zu suchen ?
"Suup di vull un freet di dick, un holl din Muul vun Politik" - das ist Geistlichen - und auch ihren Schäflein - schon immer wesentlich zuträglicher gewesen.
Quergedachte Gesundheits- und Politikratschläge
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Das schätze ich an Ihnen sehr, lieber Herr Querdenker, dass Sie ohne aufgesetzten Logik- und Gedankenschutz Ihre Leserkommentare verfassen. "Sauf dich voll und fress dich dick und halt dein Maul von Politik" geben Sie der Gemeinde und ihrem Leitungspersonal als heißen Tipp auf den Weg. Da freuen sich die Internisten und die gewählten und nichtgewählten politischen Führer gleichermaßen.
Fritz Kurz
Ik mengeleer mi nich in dat ....
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Werter Herr Kurz, auf Antworten ad hominem pflege ich nicht zu reagieren,ich halte es lieber mit den Hanseaten, und von denen heißt es : "Hanseatens un dat sin staatsche Mann, di kiekt di mit'm Mors nich an ..."
mengeleer = Menge leer?
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Wenn Sie das freundlicherweise noch ins Hochdeutsche übersetzen würden, könnte ich Ihnen ein vollständiges Lob für Ihre prinzipienfeste Nichtreaktion aussprechen. Und wir könnten die Debatte hier beenden.
Fritz Kurz