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Annakirche, Aachen, Sonntag, 11 Uhr:
Nennt man Aachen beim französischen Namen – Aix-la-Chapelle –, wird ein Kirchgang quasi Pflicht. Zum Beispiel in der Annakirche, einem schlichten Kleinod aus der Barockzeit.
Im Inneren zieren grün-weiße Blumengebinde den Mittelgang, tags zuvor wurden Konfirmationen nachgeholt. Ansonsten ist die weiß verputzte Kirche fast schmucklos. Dank des Hygienekonzepts verteilen sich die 30 Besucher über die Bänke wie Staffagefiguren auf einem Interieurgemälde der holländischen Malerschule. Pfarrer Ulrich Holste-Helmer passt in seiner weißen Albe und grüner Stola hübsch ins Bild.
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An diesem tristen Septembersonntag ist es still ― und kontemplativ, jedenfalls in der Kirche. Dann eröffnet Kantor Georg Hage den Gottesdienst auf der warmtonigen Orgel mit "Ases Tod" von Edvard Grieg. An diesem 16. Sonntag nach Trinitatis geht es um viel: um den Protest gegen den Tod. "Das Lob Gottes ist nicht ohne Risiken und Nebenwirkungen", sagt der Pfarrer zur Begrüßung. Das bleibt hängen. Anstelle des Gemeindegesangs zieht sich seine Rezitation des Liedes "Erhebet er sich, unser Gott" im Dialog mit der Orgel durch den Gottesdienst. Die kraftvolle Sprache des Pfarrers Matthias Jorissen (1739–1823) kommt gut zur Geltung.
Was trauen wir Jesus zu?
Die Auferweckung des verstorbenen Lazarus (Johannes 11) dient als Lesungs- und Predigttext. Ein komplexes Stück über Vollmacht und Vertrauen. Pfarrer Holste-Helmer erweist sich als souveräner Prediger. Er spricht darüber, wie Jesus die Schwestern des Toten aufsucht, und er sagt zu Marta: "Ich bin die Auferstehung und das Leben."
Dann fragt Jesus: "Glaubst du das?" In der Bibel kommt Martas Antwort prompt: "Ja, Herr, ich glaube." Der Pfarrer fragt auch die Kirchgänger: Was trauen wir Jesus zu, hier und jetzt, mit Blick auf aktuelle Probleme wie Corona und Klimawandel? Der Pfarrer antwortet mit der Osterbotschaft darauf. Denn Lazarus sei zwar durch das Wunder wieder lebendig geworden, aber auch er musste irgendwann sterben. Jesus hingegen habe den Tod überwunden, er sei auferstanden. Er sage nicht nur: "Ich bin die Auferstehung", er sei es wirklich.
Während Holste-Helmer mit lauter Stimme und schönen Gesten spricht, bricht sich die Sonne Bahn und malt Lichtspiele auf die Altarwand, als wolle sie die Hoffnung verstärken, die aus der Predigt spricht. Man gibt sich getrost dem Orgelnachspiel hin.