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In der Trinitatis-Kirche am Fischmarkt ist vieles etwas anders. Manches wirkt ein bisschen exotisch. Jeder Besucher wird begrüßt - von der Küsterin oder von einem der rund 40 Besucher, unter ihnen eine ghanaische Familie, Frauen aus Südamerika und der Ukraine. Der Gemeinde gelingt, was selten ist: Sie integriert zahlreiche Einwanderer. Vielleicht weil die ökumenische Gemeinschaft extra groß geschrieben wird.
Den Innenraum des nach dem Krieg neu errichteten Baus schmückt ein Mix verschiedener Traditionen: Einzelstücke aus der Vorgängerkirche, orthodoxe Ikonen - die "Dreieinigkeit" und eine trauernde Muttergottes. Gläubige zünden davor Kerzen an.
Zu Beginn erheben sich die Besucher. Drei Männer in knöchellangen Messgewändern ziehen ein, der erste hält ein Tragekreuz. Bei den Messgewändern beruft sich Pfarrer Michael Fridetzky auf eine Kleiderordnung, wie sie in fast allen Ländern in protestantischen Kirchen gepflegt werde - auch wenn sie einigen Besuchern katholisch vorkommt.
Die gesungene Liturgie gibt der "evangelischen Messe" ihren Glanz. Fremden fällt es leicht, sich in ihren Ablauf einzufügen, denn sie wird von drei geübten Liturgen sicher vorgetragen und von vielen Gemeindemitgliedern mitgesungen. Überhaupt wird fast alles gesungen, vom Psalm bis zum Credo. Das Ungewohnte wird gern in Kauf genommen, wenn man merkt, dass diese Form des Gottesdienstes Menschen aus unterschiedlichen Traditionen eine Heimat bietet.
In der Predigt geht es um Matthäus 5,38-48, einen Ausschnitt der Bergpredigt: "Ihr habt gehört, dass da gesagt ist: ,Auge um Auge, Zahn um Zahn.' Ich aber sage euch..." Pfarrer Fridetzky wählt für seine Auslegung zum Thema "gewaltlos Handeln" einen Zugang, den der Lesungstext aus dem Epheserbrief anbietet: einem Feind standhalten, das kann nur ein Mensch, der sich kämpferisch behaupten kann.
Mit Apostel Paulus fragt sich der Pfarrer, welche Waffen helfen "im Kampf gegen Teufel und Dämonen", die er als innere und äußere Stimmen verstanden wissen will, welche Menschen entwürdigen und mutlos machen. "Wir sind Soldaten des Friedens", sagt Fridetzky. Allerdings eilt er etwas zu sehr durch die Predigt und belässt es bei Andeutungen - wenn er etwa sagt, die Kirche spüle oft ihre Botschaft weich.
Sehr eindrucksvoll ist das Fürbittengebet, dem sich Gemeindemitglieder mit eigenen Bitten anschließen. Mit dem Auszug der Liturgen endet der Kirchenbesuch nicht für alle. Im Stehen wird noch Kaffee getrunken, eine Frau kniet betend am Altar, einige zünden Kerzen an. Offenheit, Frömmigkeit und Stolz auf die Tradition verbinden sich hier auf ungewohnte Art.
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