In S. Paolo, einer alten, schlichten, fast armen Gemeindekirche, ist zurzeit die Wanderausstellung „Divine Creature“ zu sehen. Sie besteht aus zehn aufwendig produzierten, großen Fotografien. Aus der Fülle der christlichen Kunst Italiens wurden zehn Gemälde ausgewählt. Sie zeigen die Hauptmotive der Geschichte Christi – Verkündigung, Weihnachten, Verspottung, Passion, Grablegung, Auferstehung.
Geschaffen wurden sie von Großmeistern wie Andrea Mantegna oder Caravaggio. Nun wurden sie nachgestellt – besser gesagt, neu interpretiert: Menschen mit Behinderungen übernahmen die Rollen der heiligen Figuren und füllten sie aus mit ihrem Leben. Das ergibt keinen liebgemeinten, aber paternalistischen Vorführeffekt. Vielmehr sieht man die alten Bilder jetzt mit neuen Augen.
Gerade noch, nach einem Besuch der Uffizien, hatte ich gemeint, sie mir übergesehen zu haben – all diese frommen Bildmuster. Doch nun lockten sie mich wieder, rückten mir nahe. Wie zum Beispiel diese Vergegenwärtigung der „Verkündigung von Palermo“ von Antonello da Messina aus dem Jahr 1476.
Auf der Website kann man einen schönen Clip über die Arbeit an diesen Fotos sehen.
Von ferne hat mich diese Ausstellung an eine beeindruckende Fotoarbeit der deutschen, in Italien lebenden Künstlerin Julia Krahn erinnert. In „SchönerHeit“ hat sie vor wenigen Jahren Menschen mit Behinderungen in großen, barock anmutenden Tableaus gezeigt. Das war wilder und gewagter als „Divine Creature“, folgte aber demselben ästhetisch-ethischen Impuls. Ich wünschte mir noch viel mehr solcher Arbeiten.
P.S.: Über Prostitution wird in Deutschland gerade intensiv diskutiert. In meinem Podcast spreche ich mit der Sozialethikerin Elke Mack über die Frage, ob man Sexkauf verbieten kann und sollte.