Künstliche Intelligenz austricksen
Wie man sich erfolgreich gegen KI wehrt
Viele Menschen haben Angst vor Künstlicher Intelligenz. Aber zur allgemeinen Beruhigung und Erheiterung kann ich berichten: Mir ist es kürzlich gelungen, eine Künstliche Intelligenz zu überlisten, und zwar mit Hilfe eines Gefühls, das ich normalerweise unterdrücke
(Berlin) 11.02.16; Dr. Johann Hinrich Claussen, Portraet, Portrait; Kulturbeauftragter des Rates der EKD, Leiter des EKD-Kulturbueros, evangelischer Theologe Foto: Andreas Schoelzel/EKD-Kultur. Nutzung durch und fuer EKD honorarfreiAndreas Schoelzel
15.03.2024
2Min

Und das ging so. Ich hatte die Hotline eines Paketdienstes angerufen, weil mich eine Lieferung nicht erreicht hatte. Aber die Roboterstimme und ich fanden nicht zueinander. 

Immer wieder stellte sie mir dieselben Fragen, doch das brachte mich meinem Paket nicht näher. Nach der vierten Runde fiel mir der Rat ein, den mir ein Bekannter für solche Situationen gegeben hatte:

„Wenn die KI nicht so will wie du, musst du wütend werden und rumpöbeln.“

Das liegt mir eigentlich fern. Wut, so habe ich es zuhause gelernt, ist dazu da, dass man sie unterdrückt. Und Pöbeln überlässt man besser Wutbürgern und -bauern. Doch jetzt war ich so entnervt, dass ich den Versuch wagte. Es war ja nur eine Roboter-Stimme, die mir zuhörte. Also, wurde ich so wütend und pöbeln, wie es mir eben möglich ist.

Mein automatisiertes Gegenüber geriet ins Stottern:

„Ich kann Sie leider nicht verstehen. Wiederholen Sie bitte.“

Ich steigerte den Wut- und Pöbelpegel. Jetzt endlich gab die KI am anderen Ende der Leitung auf:

„Ich verstehe Sie nicht. Wenn Sie einen Mitarbeiter sprechen wollen, dann sagen Sie jetzt bitte ‚Mensch‘.“

„Mensch!“, brüllte ich ins Telefon.

Sofort meldete sich eine freundliche und kompetente Mitarbeiterin, die mein Problem in Sekundenschnelle zu meiner vollsten Zufriedenheit löste, so dass ich nach unserem Gespräch in der Leitung blieb, um einer anderen Roboter-Stimme eine positive Rückmeldung zu geben, ganz freundlich.

Hören und sehen Sie hier: chrismon-live Webinar über Fake News und KI

Merke: Wut kann eine positive Kraft sein, und man sollte häufiger „Mensch!“ rufen.

P.S.: Mit jungen Muslimen in Deutschland über den Nahost-Konflikt sprechen – wie kann das gehen? Darüber diskutiere ich in meinem Podcast „Draußen mit Claussen“ mit Imam Scharjil Ahmad Khalid von der Khadija-Moschee in Berlin-Pankow.

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Wieder einmal bestimmen die "Großen" in Wirtschaft und Politik, wo und wie die KI genutzt werden soll.
Aber Individuen haben keine Chance, sich dagegen zu wehren. Wir können ja jetzt schon nicht mehr klar trennen, was Fake und Wahrheit ist. Mittlerweile kann die KI Äußeres und Stimme so gut imitieren, dass weder Fotos noch Videos künftig einen Beweiswert haben werden. Orwell lässt grüßen! Und jeder kann sich ausmalen, wie die Justiz ohne "Beweise" untergeht. Ganz abgesehen vom Untergang unserer Sprache und Kultur. Soll KI wirklich unser Denken bessern? Ich glaube es nicht; denn die Zeitungen, die ich täglich lese, stecken voller Schreibfehler wie nie zuvor ...

Kolumne