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Sie verhandeln Themen von globaler Bedeutung: Seit 1975 treffen sich die Staatschefs der wichtigsten Industrienationen der Welt jährlich zur Beratung von Fragen, die die Welt bewegen. 1998 nahm in Birmingham zum ersten Mal auch der Präsident der Russischen Föderation an diesem nirgendwo rechtlich verankerten, gleichwohl außerordentlich wichtigen Forum teil. Das Treffen in Heiligendamm 2007 und seine Voten für den Klimaschutz und zur verstärkten Entwicklungshilfe sind noch vor aller Augen.
Doch je mehr die Bedeutung der G8-Gipfeltreffen wuchs, desto umstrittener wurden sie auch. Die kritische Aufmerksamkeit hat gute Gründe: Nur so kann die Öffentlichkeit die Agenda der wohlhabenden Industriestaaten beeinflussen. Gleichwohl beschämt es, dass die Tagungsorte fast zu Festungen umgebaut werden müssen, wie es im vergangenen Jahr in Heiligendamm geschah. Denn dass es Möglichkeiten zu einer solchen Abstimmung geben muss, lässt sich nicht bestreiten. Wir leben nicht länger in geschlossenen Häusern; Fenster und Türen stehen offen, und der Wind weht herein. Entscheidungen, die irgendwo an einem Ende der Welt getroffen werden, beeinflussen nachhaltig das Leben am anderen Ende.
Wir brauchen eine Globalisierung der Solidarität
Die Globalisierung der Märkte erfordert eine Globalisierung der Solidarität ebenso wie eine Globalisierung der Verantwortung. Das vor allem sollte die öffentliche Diskussion über die G8-Gipfel bewusst machen. An diesem Ziel sollten sich auch global operierende Unternehmen deutlicher ausrichten. Zugleich muss der Horizont der Diskussion erweitert werden. Wie können wachsende und aufstrebende Nationen wie China, Brasilien oder Indien in diese Arbeit einbezogen werden? Und wie ist die Stimme der Ärmsten der Armen präsent? Zu Recht wollen sich die Länder des Südens an der Diskussion darüber beteiligen, welche Herausforderungen und Konsequenzen die Globalisierung mit sich bringt. Es reicht nicht mehr, über sie zu reden; man muss mit ihnen sprechen.
"Gerechte Teilhabe"
Die Kirchen und Religionsgemeinschaften wirken an dieser Diskussion auf eigene Weise mit. 2005 beispielsweise wiesen sie die Staatschefs auf das Problem globaler Armut hin und schärften gemeinsam mit anderen die Verpflichtung auf nachhaltige Entwicklungsziele ein. Im folgenden Jahr fand in Moskau zum ersten Mal eine große Religionsführerkonferenz zum Gipfel in St. Petersburg statt. Im Sommer 2007 lud die Evangelische Kirche in Deutschland Vertreterinnen und Vertreter der Weltreligionen zu einer Konferenz nach Köln ein, wo im unmittelbaren Anschluss der Deutsche Evangelische Kirchentag stattfand. Besonderen Wert legten wir als Gastgeber auf die Anwesenheit afrikanischer Teilnehmer. Der südafrikanische Bischof Desmond Tutu stand an ihrer Spitze. "Gerechte Teilhabe", so der nach Heiligendamm gesandte Appell, müsse Menschen auf der ganzen Welt die Möglichkeit eröffnen, sich für ihr eigenes Wohlergehen wie für dasjenige anderer einzusetzen.
Die Erfahrung von Köln war ermutigend. In Toyako in Japan findet der diesjährige G8-Gipfel statt. Aus diesem Anlass kommen erneut hochrangige Vertreter von Christentum, Judentum, Islam, Buddhismus, Hinduismus, Schintoismus und indigenen Religionen zusammen. Sie stammen aus den G8-Staaten, aus dem Nahen Osten, aus Afrika und Asien. Im Mittelpunkt der Beratungen werden die Themen Klimawandel, Armutsbekämpfung, nukleare Abrüstung, Terrorismus und Gewalt stehen. Ich freue mich über dieses Zeichen friedlicher Gemeinschaft und darüber, wie konstruktiv die Religionen ihre Verantwortung wahrnehmen!