Das Lied
Alles kann heil werden
"In dir ist Freude in allem Leide": Josephine Teske fühlt sich eng verbunden mit Jesus – so war es auch, als ihr Kind starb
AHAOK
Patrick Desbrosses
08.09.2024
3Min

Beinahe kein anderes Lied im Gesangbuch ist mir für meinen Glauben und auch für meinen Alltag so ein Schatz wie "In dir ist Freude in allem Leide" (EG 398). "In dir ist Freude in allem Leide, o du süßer Jesu Christ! [. . .] Wer dir vertrauet, hat wohl gebauet"– das heißt nicht, immer glücklich zu sein, nur weil ich glaube. Im Gegenteil.

Als ich Theologie in Rostock studierte, fand ich keine Gemeinde, in der ich mich wohlfühlte. Das war fatal für mich, denn Theologie studierte ich damals, weil ich meine Kindheit und Jugend in der Gemeinde gelebt hatte. Ich konnte mir für mein Leben nur vorstellen, Pastorin zu werden. Dazu hatte ich mich mit 13 Jahren entschlossen. Immer in der christlichen Gemeinschaft leben, so sollte es sein. Mehr noch, ich wollte sie mitgestalten dürfen. Ohne die Gemeinschaft aller Glaubenden fühlte ich mich schnell einsam, mitten in der theologischen Fakultät.

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Statt das Leben im Glauben mit anderen zu teilen, lernte ich zu akzeptieren, dass alles auseinandergenommen wurde, was ich über meinen Glauben, mein Gottesbild dachte zu wissen. Ich wusste nicht, wie ich meinen Glauben wieder zusammensetzen sollte ohne meine Gemeinde. Also lebte ich mehr als zwei Jahre in einer Glaubenswüste. Gott hatte mir schrecklich gefehlt, aber ich konnte ihn nicht spüren.

Dennoch war da immer das Vertrauen in mir, dass Gott in meinem Leben blieb, auch wenn unsere Beziehung ­eine Funkstille erlebte. "Meine Kraft ist in den Schwachen mächtig", verspricht uns Jesus Christus, und dieses Versprechen behielt ich in meinem Herzen. Seine Worte sind in diesem Lied mit einer Melodie versehen. Sola fide –­ ­allein aus Glaube, "wer ihm vertrauet, hat wohl gebauet", bedeutet für mich: In meiner Schwachheit, in meinem ­Leben mit einer langen Liste an Zweifeln, Umwegen, Fallen und wieder Aufstehen klebe ich im Tod und Leben an Jesus. Und er zum Glück auch an mir! Was mich stärkt im Leben, ist mein Glaube. Und so richtig schwach habe ich mich im Leben nur gefühlt, wenn ich Gott ganz fern war.

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Gott sei Dank kann ich Jesus sagen: Hier bin ich. Siehst du mich? Hörst du mich? Immer und immer wieder kann ich das rufen, flüstern, schreien. In dir ist Freude, in allem Leide, heißt genau das für mich. Dass Jesus längst weiß, wie es um mich steht, und sich trotzdem meinem Leben zuwendet und sich all das anhört, was ich sagen möchte.

Dann, mitten im Studium, starb mein erstes Kind. Plötzlich und unerwartet. Mein Sohn ist während der Geburt an einem Nabelschnurknoten gestorben. Und genauso plötzlich und in der Sekunde, in der mein Geist begriff, was geschehen war, war mein Glaube stark wie nie. O ja, ich machte Gott fürchterliche Vorwürfe! Ich wusste, bei Gott darf ich klagen und wütend sein, und er würde mich dennoch nie verlassen. Als ich mein Kind in die kalte ­Novembererde legen musste, da war ein tiefes Vertrauen in mir, dass mein Kind im Licht sei. In der Ewigkeit Gottes geborgen, weil Jesus Christus für uns gestorben war und den Tod besiegte.

Seitdem begleitet mich "In dir ist Freude" und ist zu meinem persönlichen Glaubensbekenntnis geworden. Jesus weint mit mir, er lacht mit mir. So fühlt sich die "Freude in meinem Leide" dann an.

"In dir ist Freude" ist kein Lied, das über unsere Trauer und Schwere hinweggeht. Wir singen davon, dass unser Menschsein in allen Facetten beschenkt wird mit himmlischen Gaben. Dass durch unseren Glauben nicht alles automatisch heil ist im Leben, aber heil werden kann. Ich zumindest habe mich an Jesus Christus "geklebt im Tod und Leben" in dem großen Vertrauen auf dieses Geschenk der himmlischen Gaben.

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