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Hetzte der Evangelist Matthäus gegen Juden?
Wer verflucht sich selbst beim Evangelisten Matthäus – das ganze jüdische Volk oder nur alles Volk?
Die Lutherbibel im Lebensalltag - Feier zum 70. Geburtstag von Landesbischof i.R. Prof. Dr. Christoph Kähler am 20.05.2014 an der Universität Jena. Foto: Jan-Peter Kasper/FSUJan-Peter Kasper/FSU
12.04.2017

Das jüdische Volk verflucht sich selbst auf alle Zeit, so verstanden viele christliche Ausleger diesen Vers des Evangelisten Matthäus. Zu Recht? Man muss schon genau lesen. Wer verflucht sich hier – das ganze jüdische Volk oder nur alles Volk, also nur die Leute, die damals bei Jesu Verurteilung dabei waren?

In seiner Übersetzung seit 1522 entschied sich Luther für die antijüdische Variante. Die griechische Wendung pâs ho laòs, die mehrfach im Neuen Testament vorkommt, übersetzte er sonst immer mit alles Volk. Nach Lukas 7,29 und 21,38 und Johannes 8,2 hörte alles Volk Jesus lehren. In Lukas 18,43 erlebte alles Volk eine Blinden­heilung. In Apostelgeschichte 3,9 bis 3,11 sah ­alles Volk einen Geheilten und lief zu Petrus und Johannes. Alles Volk, damit meinen der Bibeltext und Luther immer nur die Anwesenden. Nur an dieser einen Stelle, wo Pilatus seine Hände in Unschuld wusch und sagte: Ich bin unschuldig an seinem Blut. – Da antwortete das ganze Volk und sprach: Sein Blut komme über uns und unsere Kinder.

Das ist das einzige Mal in seiner Übersetzung, wo Luther den biblischen Text mit einer anti­jüdischen Tendenz versah. Die neue Lutherbibel von 2017 korrigiert zu alles Volk.

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