Männlichkeit
Rosa ist für alle da
Ein Vater will nicht mehr, dass Jungs einem überholten Männerideal entsprechen müssen. Sie sollen weich sein dürfen, ohne dass sie als "Memme" oder "Pussy" beschimpft werden
Erziehung - Rosa ist für alle da
Antonia Hrastar
Tim Wegner
Aktualisiert am 08.11.2024
13Min

chrismon: Warum sorgen Sie sich um Jungen?

Nils Pickert: Weil Jungen für das ­Verhalten, das wir ihnen traditionell an die Hand geben als "Das sollten Jungen tun", seit einigen Jahren zunehmend bestraft werden.

Also wenn sie großkotzig sind und wild, wenn sie sich prügeln?

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Sehr geehrte Damen und Herren,
o.a. Artikel: "Erziehung - Rosa ist für alle da“ hat mich in mehrfacher Weise erstaunt, irritiert und mit Besorgnis erfüllt.
Seit meinem Studium der Psychologie, der Erziehungswissenschaften und Soziologie in den 70ziger Jahren ist mir eine solche Ansammlung von Stereotypien nicht mehr vor Augen gekommen .
Die beschriebenen Vorurteile und Allgemeinplätze gerieten schon damals ins Wanken und erschienen mir auch nicht mehr in meiner nun fast vierzigjährigen Berufspraxis als Psychotherapeut und Psychoanalytiker.
Um allen weiteren Vorurteilen entgegen zu treten: In meine Praxis kommen Männer mit einer kleinen Überzahl gegenüber Frauen, alle Altersgruppen von 18 Jahren bis über 80 Jahre und alle Bildungsgrade und Berufe, vom ungelernten Arbeiter bis zum Hochschullehrer - Handwerker und Ingenieure sogar in der Überzahl.

Warum muß es denn „Prinzessinnenjungs" heißen und nicht einfach Prinzen? Prinzen - und die scheinen zeitweilig alle Jungen zu sein, wie Mädchen Prinzessinnen - auf der ganzen Welt haben sich schon immer gerne geschmückt - bis heute.
In vielen Teilen der Welt tragen Männer heute auch noch Gewänder, die wie Kleid und Rock geschnitten sind, aber eben anders als Frauen und Mädchen. Schauen Sie nach Asien oder in arabische Länder, dort verstehen sich Männer und Frauen gut!
Dürfen Jungen tatsächlich nicht schreien, toben, raufen und schmusen und eben auch weinen, wie der Artikel vorgibt? Sie tun dies - eben auf ihre Art und brauchen dabei Väter und männliche Vorbilder, um zu lernen, ihre Identität zu entwickeln.
Der Artikel gibt hierzu nichts her, stiftet dagegen zu Identitätsverwirrung an. Der im Artikel beschriebene Sohn hat hier sicher keine Hilfe. Kleine Anmerkung am Rand: Eine meiner Patientinnen war in ihrer Kindheit immer Prinzessin mit Pistole.
Abgesehen vom wehleidig klagenden Tenor des Interviews hat sich mir ein Zusammenhang mit einem christlich evangelischem Inhalt nicht erschlossen.
Ihrer Antwort sehe ich mit Interesse entgegen und verbleibe mit freundlichen Grüßen
Dipl.-Psychologe/Dipl.-Pädagoge
Roland Schultze

Sehr geehrter Herr Schultze,
danke für Ihr kritisches Interesse an unserem Magazin.
Sie schreiben, das Interview, das ich mit Nils Pickert geführt habe, habe einen "wehleidig klagenden Tenor". Diese Ihre Wahrnehmung erstaunt mich. Und ich frage mich, ob Sie damit nicht genau das machen, was Herr Pickert als Problem beschreibt: "Mimimi" zu anderen Männern zu sagen, denen gerade etwas sehr am Herzen liegt.
Dann fragen Sie, was an diesem Text christlich-evangelisch sei. Nun, sich an die Seite von Verspotteten und Beschimpften zu stellen und damit den Spott auf sich selbst lenken, so wie es dieser Vater für seinen kleidertragenden kleinen Sohn gemacht hat, das war nun sicher ein Tun, wie es Jesus gefallen hätte.
Mit freundlichen Grüßen
Christine Holch, Chefreporterin Redaktion chrismon

Eine pure Luxusdiskussion. Da werden Probleme aufgeführt, die normal sind. Die zu jedem Leben gehören. Wer sich lächerlich macht und sich dann über die Reaktion beklagt, bestraft sich selbst. Ein Verhalten kann wie ein Tattoo sein. Die gewollte Stigmatisierung verfolgt bis ins Grab. Aber bitte nicht klagen, wenn man der Zeichen überdrüssig wird. Keine Selbstfindung ist auf Dauer ideal.

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" Trug er dann nur noch Hosen?"
Aus psychologischer Sicht ist es überhaupt nicht verwunderlich, dass der Junge Kleider seiner Schwester tragen wollte, denn ein Kind hat sehr feine Sensoren dafür, was in der Erziehung nicht stimmt. Ein Vater, der so extrem seine Männlichkeit unter Beweis stellen musste, wie Herr Pickert, kann nicht behaupten, dass es purer Zufall gewesen ist, dass ausgerechnet sein kleiner Sohn wohl gerne wie ein Mädchen wäre, und dies auch durch das Tragen von Kleidern seiner Schwester demonstriert hatte. Im Grunde vergötterte er wohl seine Schwester, weil er, seitens seines Vaters , so unklar als Junge definiert wurde. Das ist meine Vermutung. Es war sicher gut, dass die Eltern damit die Flucht nach vorne ergriffen hatten, und das Thema in einem Buch zur Sprache brachten.
Aber ich finde, dass das Kind hier von seinem Vater BENUTZT, sicher gutwillig, wurde, um sein persönliches Problem mit der Männlichkeit, öffentlich zu machen.
Es gibt einen feinen Unterschied zwischen Weich Sein Dürfen und Zärtlich Sein Dürfen, und einer unentschiedenen, psychisch verunsichernden Identität, die schwach für Spott macht, und dadurch hervorgerufen wird, dass ein kleiner Junge nicht wirklich weiß, ob er ein Junge oder ein Mädchen ist, weil er merkt, dass seine Schwester ganz klar weiß, wer sie ist, b.z.w. von den Eltern auch so wahrgenommen wird, er aber nur den kleinen Bruder darstellt, der vor allem aber dann jemand für seinen Vater wird, wenn er Mädchenkleider trägt.

Dass der Sohn sich nicht getraut hat, das Praktikum in der Kita anzugehen, vor allem seine Erklärung, zeigt doch deutlich, dass dieser Vater mehr Macho ist , als ihm lieb ist.

Fazit: Was den Jungen und seine Rolle als Mann im Leben betrifft , sehe ich vor allem seine Mutter in der Pflicht, die hier leider recht unsichtbar bleibt.

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Da geht es jemand (zu?) gut, der nicht von Feldarbeit oder von der Nachtschicht im Krankenhaus leben muss. Sein Sohn könnte unter den Lebensunwirklichkeiten des Vaters leiden. Erziehen bedeutet auch psychisch manipulieren.

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...weil sie sich, gefangen in der eigenen Berechtigungswelt, um sich selbst dreht. Bravo H. Schultze! Das Thema wird aufgebauscht mit Begriffen, Wehleidigkeiten und einer Sprache, die der menschlichen Normalität nicht gerecht wird. Da wird ein Thema aus allen nur denkbaren Bllckwinkeln unerträglich intellektualisiert. Entfremdung durch Sprache. SPD und GRÜNE jetzt bei der Wahl und die ev. Kirche mit den Austritten und ihrer öffentlichen Bedeutungslosigkeit, sind der Bewei dafür, wie Sprache fremd macht. So wurde es mit GENDER, den KLEBERN, mit der Toleranz der Intoleranz und jetzt auch noch mit der eigenen Würde (Sakramente als Jahrmarktsangebot) formuliert. Es ist falsch zu glauben, dass Lächerlichkeit Wohlwollen und freundliche Gesichter macht. Was bleibt ist ein ev. MIMIMI. Ockenga