Ich bin 2007 nach Bautzen gekommen. Rassismus trifft mich persönlich, weil ich aus Brasilien stamme. Meine Haut ist dunkel, meine Haare auch. Wenn ich durch die Straßen gehe, nehme ich abfällige Blicke wahr. Mein schlimmstes Erlebnis mit Rassismus passierte 2014: Ich fuhr abends in einem Zug von Dresden nach Bautzen. Wenn ich mich auf einen freien Platz setzen wollte, hieß es, der sei besetzt. Andere Fahrgäste stellten demonstrativ ihre Tasche neben sich auf den Sitz.
Ely Almeida
Ich traf auf eine Gruppe von Männern, die mich beleidigten und mich hin- und herschoben. Nur ein Mensch nahm mich in Schutz, der Rest guckte weg. Als der Mann, der zu mir hielt, ausstieg, entblößten die Männer ihr Hinterteil und streckten es mir entgegen. Ich hätte am liebsten geweint, aber ich dachte: Wenn ich weine, gebe ich ihnen noch eine Bestätigung. Das wollte ich nicht!
Die Männer drohten mir: "Wir kriegen dich!"
Ich benachrichtigte meinen Sohn, dass er mir das Auto an den Bahnhof bringen und den Schlüssel verstecken sollte. Wir verabredeten, wo er den Schlüsselbund hinlegen sollte. Ich wollte, dass er nach Hause geht, damit ihm nichts passiert. Er sollte nicht warten. Denn die Männer drohten mir: "Wir kriegen dich!"
Ich hoffte, sie würden nicht in Bautzen aussteigen, aber das taten sie. Als ich den Zug verlassen hatte, rannte ich. So schnell ich konnte. Zum Glück entdeckte ich unser Auto sofort auf dem Parkplatz. Panisch griff ich nach dem Schlüssel, öffnete die Tür, stieg ein und fuhr los. Die Männer waren mir gefolgt und schlugen mit den Fäusten aufs Autodach. Ich war so geschockt, dass ich diese Tat nicht bei der Polizei anzeigte.
Rassismus betrifft aber auch andere Menschen in Bautzen. Ich arbeite in einer Einrichtung, die Geflüchtete dabei unterstützen soll, sich in die Bautzener Gesellschaft zu integrieren. Zu mir in die Sprechstunde kommen viele geflüchtete Frauen. Im April fand eine Fachtagung in Bautzen statt. Für einen Workshop waren sieben Frauen anwesend. Was sie uns berichtet haben, ist im März und April 2018 passiert. Wir arbeiten täglich mit Frauen, die hier ähnliches erleben müssen:
"Meine Kinder haben im Kindergarten schlechte Erfahrungen gemacht. Deutsche Eltern verbieten ihren Kindern, mit geflüchteten Kindern zu sprechen. Die Erzieherinnen und Erzieher sagen nichts und ignorieren das. Wie kann man einem kleinen Kind Rassismus erklären?"
"Jeden Tag wird mir in der Stadt der Mittelfinger gezeigt, ich werde ständig beleidigt: "Warum trägst du Kopftuch?" "Was willst du hier?" Wir sind Menschen, wir sind hierhergekommen, weil bei uns Krieg ist, warum passiert uns das? Ich möchte in meine Heimat zurück! Alle gucken auf uns, das ist schmerzhaft!"
"Im Bus erleben wir viel Rassismus, seit drei Monaten fahre ich nicht mehr mit dem Bus, weil ich Angst habe. Leute beleidigen mich, auch die Busfahrer. In solchen Momenten fühle ich mich so allein."
"Auf der Arbeit erlebe ich auch Rassismus, die Leute wollen von mir keine Gesichtspflege bekommen."
Die Arzthelferin sagte: "Hier wird keine Frau mit Kopftuch behandelt."
"Es gibt Probleme auch bei Ärzten. Viele von uns kennen das Problem. Vor kurzem bin ich zu einer Praxis gegangen, in der Hoffnung, behandelt zu werden, es ging um einen Termin für eine weitere Untersuchung. Die Arzthelferin sagte: Hier wird keine Frau mit Kopftuch behandelt, deswegen sind wir bis Niesky gefahren! Es hat so wehgetan."
"In Supermärkten haben wir immer Probleme. Dort gibt es einen Mitarbeiter, der uns nicht begrüßt, die Lebensmittel schmeißt er in den Korb und fleddert sie übers Band, den Zettel schmeißt er weg, er hat mich nie gefragt, ob ich ihn mitnehmen möchte. Ich bin aber nicht die Einzige, die dort so behandelt wird."
"Wir wurden vor einem Discounter in der Steinstraße beleidigt. Sie wollten unser Kopftuch wegmachen. Sachen wie ‚Ausländer raus‛ waren die nettesten Worte, die wir gehört haben. Es waren drei Männer und zwei Frauen, es ist schwierig, sie zu beschreiben, weil du in so einer Situation nicht hinschaust, du willst nur weg. Jetzt weiß ich, dass wir solche Sachen anzeigen müssen."
In der Stadt finden diese Stimmen viel zu wenig Beachtung. Rassismus wird kleingeredet. Der Ruf Bautzens soll nicht leiden.
Protokoll: Nils Husmann
Die Arzthelferin sagte: "Hier wird keine Frau mit Kopftuch .."
Sie könnte ihr Kopftuch doch ablegen und sich damit integrieren?
Stellen Sie sich vor, sie wandern in der Iran aus. Werden Sie dort als Frau ohne Kopftuch behandelt?
Mir tun diese Frauen leid, weil sie gar nicht auf die Idee kommen, dass sie was ändern müssen, um angenommen oder besser akzeptiert zu werden.
In der Damensauna hier bei uns sind russische Frauen, da gibt es überhaupt kein Problem. Die sind alle nett,sympathisch und unterscheiden sich nicht. Da gab es kein Jammern wie in ihren Beiträgen hier, sondern eigenes Integrationsbemühen. Ich habe auch spanische und polnische Freundinnen und mag diese sehr.
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Kopftuch oder Fremdenhass ablegen?
TS meint: "Sie könnte ihr Kopftuch doch ablegen und sich damit integrieren?" Das könnte sie. Sie würde damit den eingeborenen Fremdenhassern auf den Leim gehen. Aus der nächsten Praxis fliegt sie dann wegen ihrer Hautfarbe. Viel besser wäre es, der Praxisangestellten tüchtig mit Argumenten den Kopf zu waschen und Anzeige zu erstatten. Das schafft man nicht so leicht in einer fremden Sprache. Darauf bauen und vertrauen die heldenhaften deutschen Rassisten und Rassistinnen.
Fritz Kurz
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Kopftuch
Lieber Herr Kurz,
das jemand wegen der Hautfarbe aus eine Arztpraxis fliegt halte ich für völligen Unsinn.
Ich erinnere mich, als ich in Ubud ( auf Bali) war, da war es angeraten den Tempel nur mit einem Sarong bedeckt zu betreten. Dann macht man das als Gast und erweist den Gegebenheiten Respekt.
Aber hier gibt es keinen Respekt für unsere Kultur, hier sind dann alle Fremdenhasser? Warum sollte man Unbekannte/ Fremde hassen? Die Deutschen lieben Spanien als Urlaubsland. Ich auch.
Es kommt immer ganz darauf an, wie diese unbekannten Neuankömmlinge unsere Gegebenheiten respektieren. Zum Bsp. mag ich Asiaten sehr und habe damals sogar überlegt, dorthin auszuwandern.
Unser Sohn hat Sinologie studiert und wir hatten oft Menschen aus diesem Kulturkreis zu Besuch. Sie waren uns stets willkommene Gäste.
Die jammern nicht, sind zielstrebig, stets freundlich.
Sie klingen selber sehr hasserfüllt mit ihren Formulierungen.
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Kein Unterschied zwischen Touristin und Patientin?
Sehr geehrte (mutmaßliche) Frau TS,
sind Sie sich sicher, dass Sie den wesentlichen Unterschied zwischen einem notwendigen Arztbesuch und einem touristischen Tempelbesuch beachten? Wenn ich zum Arzt muss und dessen Angestellte weist mich ab, weil ich mich durch Kleidung als Ausländer zu erkennen gebe, dann bin ich an eine Ausländerhasserin geraten. Sehr bemerkenswert ist, dass es offenbar in Deutschland Gegenden gibt, wo ein solcher Hammer ohne strafrechtliche Folgen bleibt.
Sie erinnern sich mit Freuden daran, dass Sie in einem balinesischen Tempel einen Sarong getragen haben. Schön, wenn Sie angenehme Urlaubserinnerungen haben. Dass die Gläubigen aller Religionen und Konfessionen mit Begeisterung Vorschriften erlassen, welche Klamotten ihre Mitgläubigen in den Gotteshäusern zu tragen haben, ist deren Bier. Wenn diese Vorschriftenwut sich mischt mit den Notwendigkeiten, die die moderne Tourismusindustrie mit sich bringt, ist die unfreiwillige Komik nicht mehr fern. Wenn es nicht ungehörig wäre, würde ich Sie fragen, ob Sie auch mit Freude und Respekt der Vorschrift gefolgt sind, dass in manchen balinesischen Tempeln Frauen während ihrer Periode das Betreten des Tempels verboten ist.
Auch hier gibt es wie bei vielen Religionsvorschriften einen nachvollziehbaren Hintergrund. In einigen der Tempel auf Bali gibt es Wasserbecken, in denen auch heute noch einheimische gläubige Frauen in Straßenkleidung bis zur Hüfte eintauchen. Ja dann! Dass diese Vorschrift angewandt auf aus Bussen strömende westliche Touristinnen, die sowieso nicht in die Becken dürfen und wollen, die Grenze zum Slapstick überschreitet, ist dann die andere Seite.
Nicht anders beim Sarong, dem Wickelrock. Diejenigen, die am Tourismus sauber verdienen, wissen auch, dass der US-amerikanische oder europäische Tourist überhaupt nicht weiß, was ein Sarong ist und wie er gewickelt gehört. Deswegen liegen ja auch am Tempeleingang diese als Sarong bezeichneten knappen Fetzen herum - kostenlos übrigens - , die der mit stattlicher Leibesfülle gesegnete Westtourist sich nicht aus böser Absicht, sondern aus fehlender Praxis so umbindet, dass der Allerwerteste zwar bedeckt ist, aber nicht der an der Körpervorderseite befindliche Gegenpol. Ein Bild für Götter!
Soweit der touristische Komödienstadl. Der hat nichts zu tun mit dem einheimischen Ausländerhass. Und mit Respekt, was auch immer das sein soll, auch nicht.
Fritz Kurz
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Lieber Herr Fritz Kurz
Lieber Herr Kurz,
selbstverständlich bin ich, wie es erwartet wird während der Regelblutung nicht mit in den Tempel gegangen. Ich hatte davor gewartet und ein netter, junger Balinese fing ein Gespräch mit mir an.
Das war genauso gut wie der Besuch des Tempels.Ich war mehrfach auf Bali und hatte vor meiner 1. Reise von Vicky Baum "Liebe und Tod auf Bali" gelesen.
Mit dem Sarong ist das wie mit dem Kopftuch. Wenn man sich an die Gegebenheiten anpasst hat man auch keine Probleme.
Glauben sie mir mal, dass es die Menschen/ Besucher schon wissen,was ein Sarong ist. Denn die Einheimischen sehen sehr hübsch damit aus.
Aus ihren Worten spricht so viel Hass auf Arzthelferinnen? In der großen Zahnarzt-Praxis, wo ich heute war, dort sind ZA-Helferinnen verschiedener Kulturen tätig.
Es ist manchmal schon normal, dass man Kleidung ablegen muss, wenn man zum Arzt geht. Wo ist das Problem? Es verlangt doch keiner, dass man im Wartezimmer nackt sitzt.
Wo ist ihre Toleranz?
Und wenn mir die Arzt-Praxis nicht zusagt, dann gehe ich zum nächsten Arzt.
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Lieber Herr Kurz
"....Respekt, was auch immer das sein soll, auch nicht."
Sie wissen nicht, das Respekt ist? Dann sollten Sie doch das erst einmal selber lernen.
Touristischer Komödiantenstadl ist besser als keinerlei Anpassung.
Aus welchem Grunde schreiben sie jetzt plötzlich so abwertend über Touristen? Das klingt auch wie ein Hetzen über andere Menschen.
Ich bin schon in vielen Ländern gewesen. Dort ist man dann wohl Ausländer und Hass kam mir da nicht entgegen.
Es liegt auch immer an der Person - vielleicht trifft manchmal ja zu: "wie ich in den Wald hineinrufe.....?"
!ch wünsche einen(hassfreien) guten Abend! Und Mensch ist Mensch, ob Tourist oder Patient.
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Respekt!
Verehrte Frau TS, Sie schreiben: "Sie wissen nicht, das (Tippfehler für was) Respekt ist? Dann sollten Sie doch das erst einmal selber lernen."
Ich lasse mich gerne belehren, wenn die Belehrung was taugt. Also schreiben Sie mal bitte auf, was Respekt ist! Üblicherweise ist Respekt eine ziemlich verlogene Tour, mit der sich sowohl Respektgeber wie auch Respektnehmer darüber täuschen, in welchem tatsächlichen Abhängigkeitsverhältnis zueinander sie stehen. Das gilt für den erwarteten, geleisteten und in seltenen Fällen auch verweigerten Respekt bei Kindern und Eltern, Jugendlichen und Erwachsenen, Untergebenen und Vorgesetzten, Arbeitnehmern und Arbeitgebern, Bürgern und Polizisten, Gläubigen und Pfarrern.
Suchen Sie es sich aus, wo Sie mir zeigen wollen, dass ich da ganz falsche Vorstellungen habe! Wenn wir im Gespräch bleiben, kann ich Ihnen vielleicht später den Unterschied zwischen der Kritik am ausländerfeindlichen Gedankengut einer Praxisangestellten einerseits und andererseits Hass auf eine Berufsgruppe, die früher Arzthelferin hieß, erläutern.
Ich sehe mit Interesse und Vorfreude Ihrer Erwiderung entgegen.
Fritz Kurz
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Lieber Herr Fritz Kurz,
ich mache es kurz:
Es lohnt sich nicht mit jemanden zu kommunizieren, der Respekt für eine verlogene Tour hält.
Respekt vor alten Menschen im Pflegeheim finde ich zum Bsp. sehr wichtig. Sie halten es für eine verlogene Tour?
......."Ausländerfeindliches Gedankengut einer Praxisangestellten"? Sind sie etwa Hellseher?
Dann viel Freunde beim Hellsehen!
Wie man in den Wald hineinruft,so schallt es heraus?
Daher wünsche Ihnen einen wunderbaren und sonnigen Tag!
Ich verbringe die Woche mit meinen Spaniern.
Auf ihre Erwiderung verzichte ich dankend.
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Respekt im Pflegeheim
Das Thema, das Sie vorgeben, kann durchaus erhellend sein. Es gibt niemanden in den gängigen Debatten, der den alten Pflegeheiminsassen den Anspruch auf Respekt oder Würde, wie die Leute vom Fernsehen und der Zeitung eher zu sagen pflegen, streitig macht. Im Gegenteil. Wenn ein Jugendlicher mal die Formulierung Gruftie oder Rieselkönig verwendet, hagelt es Vorwürfe. Also kann man davon ausgehen, dass es im Heim an Würde für die Heiminsassen nicht mangelt.
Andererseits ist es kein Geheimnis, dass "das Heim", ganz gleich ob Alten-, Pflege- oder Betreuungsheim, ein ziemlich ungemütlicher Ort ist. Auch die Gründe dafür sind allgemein bekannt. Schlecht bezahlte Pflegekräfte in viel zu geringer Anzahl samt unzureichend ausgebildeter Hilfskräfte sollen gefälligst den Heimbetrieb jahrein, jahraus am Laufen halten. Und sie machen das.
Wenn dann der Demente in seinen eigenen Kot beißt, hat der Hilfspfleger unter voller Wahrung der Würde des Heiminsassen ihm den Mund zu reinigen. Aber dalli muss es gehen, die nächste würdevolle Anforderung wartet schon. Und es geht dalli.
Was ist die Würde alias Respekt also? Es ist die billige Entschädigung, dass alles, was dem Heiminsassen tatsächlich abgeht, ihn doch nicht seiner Würde beraubt. Auf Normaldeutsch nennt man das eine Ver....rschung. Um die Würde von chrismon und seiner Leserschaft zu wahren, habe ich vorsichtshalber nur von einer verlogenen Tour geschrieben.
Noch eine kurze Frage: Warum wollen Sie zum Hellseher rennen, wenn die Dame in der Arztpraxis aus Moslemhass die Kopftuchträgerin aus dem Wartezimmer schmeißt?
Viel Spaß für Ihre Woche mit den Spaniern! Und den Spaniern auch!
Fritz Kurz
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