Der weiße Elefant
Der Kirchentag will keine AfD-Politiker auf ein Podium einladen. Das ist falsch
Tim Wegner
11.10.2018

Beim Kirchentag 2019 in Dortmund wird es sicher auch um Rechtspopulismus gehen – aber ohne AfD. Die wird wie ein weißer Elefant im Raum stehen. Denn das Kirchentagspräsidium hat entschieden, keinen AfD-Vertreter auf ein Podium einzuladen. Dem Kirchentag gehe es ums Zuhören, aber er wolle nicht Herrn Gauland zuhören, sagte Kirchentagspräsident Hans Leyendecker zur Begründung. Dabei hat der Berliner Bischof Markus Dröge vergangenes Jahr beim Kirchentag in Berlin bei einer Diskussion mit einer AfD-Politikerin ziemlich gut vorgeführt, wie man rechtspopulistische Argumente entkräften kann. Das wäre auch für 2019 der bessere Weg gewesen. Zumal der Kirchentag hätte bestimmen können, mit wem er sprechen will. Es muss nicht der hetzende Björn Höcke sein.

Tim Wegner

Claudia Keller

Claudia Keller ist Chefredakteurin von chrismon. Davor war sie viele Jahre Redakteurin beim "Tagesspiegel" in Berlin.

So bleibt der Eindruck, dass das Christentreffen vor allem dazu da ist, dass sich die linken und liberalen Protestanten gegenseitig in ihren Meinungen und Haltungen bestärken. Das Motto des Dortmunder Kirchentags "Was für ein Vertrauen" lösen sie so nicht ein. Allzu groß kann das Vertrauen nicht sein, wenn man sich den Gegnern nicht stellt und sich lieber in die eigene Welt zurückzieht. 

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Das ist gut so, dass der Kirchentag bzw. das Kirchentagspräsidium Flagge zeigt und der AfD keine Plattform für ihre rechtspopulistischen Phrasen bietet. Liebes Präsidium lasst Euch nicht irre machen. "Vertrauen" für eine rechtspopulistische Partei einzufordern ist doch pervers! Wir brauchen Vertrauen für eine starke Demokratie und nicht für rechte Entwicklungen in unserem Land!

Antwort auf von Bernd (nicht registriert)

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... sondern um Selbst-Vertrauen. Um das Vertrauen darauf, dass man durch Ruhe, Gelassenheit, Reflexion, Lernbereitschaft und eine klare Haltung das Aufbrausen der Hetzer ins Leere laufen lassen und dem Hass die Angriffsfläche nehmen kann.

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Wenn eine Partei sich nicht mehr im demokratischen Spektrum bewegt und bestimmten Menschen ihre Grundrechte abspricht, soll ihr auch keine Bühne gegeben werden. Ich danke Herrn Leyendecker für die Klarheit. Das stützt mein Vertrauen in die evangelische Kirche ungemein. Was glauben Sie, Frau Keller, was Sie erreichen, wenn Sie den Kirchentag um die Meinung der AfD bereichern?