In welchen Momenten fühlen Sie sich lebendig?
Wenn ich meinen Körper spüre. Ich fahre sehr gern Ski. Buckelpisten finde ich anstrengend, am liebsten sind mir lange Abfahrten, auf denen ich gleiten kann. Ob ich mich bei Autogrammstunden lebendig fühle? Nee, da ist man wie in Trance, jeder will ein Foto oder ein Autogramm – das ist richtig anstrengend, das arbeitet man ab und versucht, die Leute irgendwie glücklich zu machen. Bei der ersten Kinotour von "Fack ju Göhte" waren wir innerhalb von neun Tagen in 35 Städten, sind mit dem Hubschrauber hin- und hergeflogen. Abends wusste ich nicht mehr, wo ich war, der Kopf kam nicht mehr hinterher.
Wie viel Erfolg tut Ihnen gut?
Erfolg ist schön, aber man darf sich davon nicht verführen lassen. Manchmal frage ich Freunde: "Hey, habe ich mich verändert?" Ich selbst habe nicht das Gefühl, und sie bestätigen mir das. Anerkennung und Ruhm können wie eine Droge wirken. So ein High möchte man immer wieder erleben. Wenn ein Film gut läuft und mir die Leute auf die Schulter klopfen: "Wow, guck mal, wie viele Zuschauer wir haben", ist das ein toller Moment. Aber eben ein Kick, der kurzzeitig glücklich macht – und dann braucht man auch anderswo Glücksmomente. In alltäglichen Dingen, die nichts mit dem Beruf zu tun haben. Sonst kann Erfolg schnell zerstörerisch sein.
"Liebe ist etwas komplett Unegoistisches"
Welche Liebe macht Sie glücklich?
Sie kennt keinen Neid, keine Selbstsucht, sie prahlt nicht und ist nicht überheblich.So wird es im ersten Brief des Paulus an die Korinther beschrieben. Finde ich gut. In der Liebe geht es eben nicht darum, dass man sich selbst bestätigt sieht. Liebe bedeutet, dass man gibt, dass man für einen anderen da ist, dass man vielleicht sogar liebt, wenn man nicht geliebt wird. Liebe ist etwas komplett Unegoistisches. Wenn das alle beherzigen würden, wäre die Welt eine bessere.
Wie gehen Sie mit Schuldgefühlen um?
Als Kind habe ich im Supermarkt einen Kaugummi geklaut. Ich wusste instinktiv, dass es falsch war. Zu Hause habe ich mich Kaugummi kauend vor meine Mutter gestellt. Als ich ihr erklärte, wo ich den herhabe, war sie total erschrocken. Wir sind zum Supermarkt, ich musste mich bei der Kassiererin entschuldigen, meine Mutter hat den Kaugummi bezahlt. Das hat mich sehr geprägt: diesen peinlichen Moment zu erleben, mich entschuldigen zu müssen. Jeder macht Fehler, aber man kann aus ihnen lernen. Wenn man sich schuldig gemacht hat, sollte man sich immer fragen: Wie gehe ich in Zukunft damit um? Dann können schlechte Erfahrungen und Schuldgefühle auch etwas Gutes haben – ich habe nie wieder etwas geklaut.
Elyas M'Barek
Muss man den Tod fürchten?
In meinem aktuellen Film fällt ein Satz, den ich gut finde: "Wird jemand weinen um dich, wenn du stirbst?" Es ist eine schöne Vorstellung, dass sich die Leute gerne an einen erinnern. Das bedeutet, dass man sein Leben mit anderen geteilt hat, dass man anderen ein gutes Gefühl gegeben hat. Ich habe immer ziemlich reflektiert gelebt und gehandelt. Bestimmt nicht fehlerfrei, aber ich habe immer versucht – so gut es geht –, niemandem wehzutun. Wer ehrlich ist, mitfühlend und möglichst selbstlos, hat den größten Teil schon geschafft. Nach moralischen Grundsätzen zu handeln, wird einem nicht immer gelingen, das geht ja gar nicht. Die Zehn Gebote sind jedenfalls eine gute Richtlinie, damit fährt man nicht schlecht.
"Es erfordert Disziplin, nicht sich selbst als Mittelpunkt zu betrachten"
Wer oder was hilft in der Krise?
Wenn es einem nicht gut geht, hilft eigentlich nur, hart an sich zu arbeiten. Zu überlegen, was schiefläuft und dafür Lösungen zu finden. Stehen zu bleiben ist keine Option. Das sieht man auch im Film. Der Junge hat die Möglichkeit, sich aufzugeben. Oder die Lebenszeit, die er hat, zu nutzen, Spaß zu haben, seine Träume zu erfüllen. Das ist tausendmal besser, als sich dem Schicksal hinzugeben.
Wie wäre ein Leben ohne Disziplin?
Man braucht sie, um erfolgreich zu sein. Ohne Grundsätze und eine konsequente Art würde man schwimmen – nicht nur im Beruf, sondern auch im Privaten. Es erfordert Disziplin, dass man sich nicht als Mittelpunkt betrachtet, sondern dass man auch an seine Mitmenschen denkt.
2 Seiten 1 Medaille
Selbst die christliche Nächstenliebe ist kein Selbstzweck. Denn dieses Ideal verspricht das Paradies. Wir können nichts dafür, dass wir eine "Medaille" mit 2 Seiten sind. Wenn die gute über die böse Seite triumphiert, wird davon die Gesellschaft getragen. Umgekehrt siegt das Individuum. Wer immer, wie die Einfältigen (Toleranz der Intoleranz!) davon träumt, dass die gute Seite der Menschen, und als Folge davon die gesellschaftlichen Systeme, auf Dauer und verläßlich die Oberhand gewinnen kann, der glaubt auch an den Weihnachtsmann mit Rucksack. Aus diesem Holz sind auch die Sektierer geschnitzt.
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Liebe und Disziplin
In dem Interview mit dem Schauspieler Elyas M´Barek sprechen die Aussagen zu Liebe und Disziplin besonders an. Wahre Liebe sei frei von Egoismus, Überheblichkeit und Angeberei, kenne keinen Neid, keine Selbstsucht, bedeute Geben statt Nehmen. „Und was ist des Strebens wert, wenn es die Liebe nicht ist?“ hat Heinrich von Kleist einmal zu dem wertvollsten der Gefühle gesagt.
Würden mehr Paare dieses beherzigen, ginge es vielen Menschen besser, vor allem den Kindern, die unter Scheidungen in hohem Maße leiden.
Ein harmonisches Miteinander hat nicht zuletzt auch viel mit Disziplin zu tun: sich nicht gehen lassen auf Kosten Anderer, die Bedürfnisse der Mitmenschen vor die eigenen stellen, im privaten wie auch beruflichen Bereich!
Dem Nächsten eine Freude zu machen, beschert einem selbst so viel eigene Freude, soviel eigenes Glück, dass Egoisten sich eigentlich in dieser Weise verhalten müssten.
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