Jessica Siegel
Soziale Stiftungen helfen schnell und unbürokratisch, wenn sonst keiner hilft. Wie gut, dass Menschen sich da engagieren

Felix ist ein kleiner Junge von acht Jahren.  Er kann nicht laufen, er kann nicht sitzen oder krabbeln. Auch das Sprechen oder Lachen ist ihm nicht möglich. Seine Mutter wurde, während sie mit ihm schwanger war, von einer Biene gestochen und bekam daraufhin einen allergischen Schock.

Der Junge, der dann geboren wurde, war von Geburt an schwerst mehrfachbehindert. So kann er zum Beispiel nicht schlucken. Deshalb wird er durch eine Sonde ernährt. Er braucht ein Absaugegerät für die Spucke, damit er nicht erstickt. Derzeit lernt er, mit einem Sprachcomputer umzugehen. Dringend benötigt er einen Elektrorollstuhl. Dank einer der vielen sozialen Stiftungen in unserem Land kann dieser nun angeschafft und so der ganzen Familie ein einigermaßen normales Leben ermöglicht werden. Eine andere Möglichkeit, einen Zuschuss für den Rollstuhl zu bekommen, gibt es in unserer so sozial gestalteten Gesellschaft nicht.

Unbürokratische Hilfe

Als bayerischer Landesbischof war ich Mitglied in den Stiftungsräten verschiedener sozialer Stiftungen und habe ­Berichte über viele Einzelfälle gelesen und mit darüber entschieden, ob und wie wir dort helfen wollen. In einer Stiftung gilt der Grundsatz, aus der Vielzahl der Anträge besonders diejenigen heraus­zusuchen und dann zu helfen, wenn mindestens drei verschiedene Schicksalsschläge zusammentreffen, so etwa bei einer Familie mit einem schwerbehinderten Kind, der das Haus abgebrannt ist, wobei sie auch noch das Auto verloren hat, das für die Berufsausübung des Vaters unabdingbar ist.

In einem solchen Fall kann nur eine ganz schnelle und unbürokratische Hilfe wirklich etwas dazu beitragen, dass eine solche Familie nicht völlig in der Depression versinkt und dann gar nicht mehr herausfindet. Ich bin sehr dankbar, dass es verantwortungsbewusste Menschen in unserer Gesellschaft gibt, die von ihrem Reichtum, ihrem Vermögen, das sie geerbt oder sich selbst erarbeitet haben, etwas dafür ein­setzen,  damit solche Stiftungen diese unbürokratische Hilfe leisten können.

Geringer Verwaltungsaufwand

Natürlich kostet das auch viel Arbeit und Verwaltungsaufwand, den wir aber immer möglichst gering halten wollen, damit möglichst viel Geld direkt den Hilfe­suchenden zugutekommt. In einem Fall übernimmt das Unter­nehmen, das der Stifter gegründet hatte, die gesamte Verwaltung, in einem anderen Fall haben wir eine wunderbare praktikable Lösung gefunden: Wir geben in jedem Jahr etwa einem Dutzend Pfarrern und Pfarrerinnen aller Konfessionen in ganz Deutschland je 10 000 Euro. Mit dieser ­Summe können sie im Rahmen unserer Stiftungskriterien eigenverantwortlich Menschen helfen. Natürlich müssen sie da­rüber berichten und ordentlich abrechnen, das verlangt schon das Stiftungsgesetz. ­Aber der Verwaltungsaufwand ist damit für uns als Letztverantwortliche der Stiftung auf ein Minimum reduziert – und viele ­Kollegen und Kolleginnen haben die Möglichkeit erhalten, schnell, direkt und effizient zu helfen. (Wenn Sie als Pfarrer oder Pfarrerin Interesse an diesem Modell haben, können Sie sich gerne an mich wenden.)

Geld oder Reichtum ist eben nichts Verwerfliches. Es kommt allein darauf an, was wir damit bewirken. Es gibt et­liche ­Eigentümer von Familienbetrieben, die sich – zum Beispiel mit ihrem Privat­vermögen – dafür einsetzen, auch bei schwieriger Geschäftslage möglichst keine Mitarbeitenden entlassen zu müssen. Sie handeln  damit ebenso verantwortlich im Sinne ­Jesu wie Menschen, die solche sozialen Stiftungen gründen oder finanziell ausstatten. Danke, dass es sie gibt.

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Ich sehe mein Leben als Geschenk und möchte es nicht in Frage stellen, ebenso wenig alles andere , was geschieht.

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Fortsetzung... Ich finde auch, dass wir alle, ob reich, oder arm, vermögend genug sind , um einander zu unterstützen, grundsätzlich, und zwar ein jeder damit ganz besonders, was er in Fülle besitzt. Wie schön, dass Herr Johannes Friedrich hier die kircheneigene Einstellung zu Geld und Reichtum so deutlich klarstellt. Wenn sich die Grenzen verwischen und man näher zusammenrückt, wird Mensch allgemein verträglicher, wie es scheint. und kritiklos. Nicht neu, aber immer wieder. Hier machen Sie es sich, Herr Friedrich, sehr einfach. Eine Anmerkung noch am Rande: Die überbordende Dankbarkeit, die Herr Friedrich hier ausspricht, erinnert mich sehr an den ABLASSHANDEL, den Luther kritisierte, und mit welchem die Betreffenden das sie zu erwartende Fegefeuer, verkürzen zu können glaubten. Er befürchtete, dass der Kauf eines Ablassbriefes den Sünder in der Sünde bestärken und von der Busse fern halten könnte. Weil aber heute keiner mehr die Hölle, bzw. das Fegefeuer fürchtet, und überhaupt an rein gar nichts glaubt, als an sich selbst und die Macht des Geldes, oder doch, die weltliche Justiz fürchten der Reiche wie der Arme gleichermassen, so wollte ich das Ablassthema noch in die Runde werfen. An den geäußerten Edelmut vermag ich nicht zu glauben.