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Alexandra hat kurz nach ihrem 45. Geburtstag den Mann des Lebens gefunden. Bernd ist das, wovon sie immer geträumt hat. Noch dazu hat er ihr einen richtig schönen altmodischen Antrag gemacht. Die Hochzeit soll im Sommer stattfinden. Kurz vor Ostern sagt Bernd: „Es wird Zeit, dass ich dich meinen Eltern vorstelle.“ Alexandra freut sich. Aber in ihrem Alter noch Schwiegereltern? Mit dem Gedanken hatte sie eigentlich abgeschlossen. Bernds Geschwister, stellt sich heraus, werden beim sonntäglichen Kaffeetrinken auch noch dabei sein.
Alexandra sitzt vor selbst gebackenem Kuchen und gutem Geschirr. Bernds Vater ist ein liebenswürdiger alter Herr. Aber seine Mutter! Eine ehemalige Ärztin, die alles besser weiß und ständig neue Fragen stellt. Alexandra kommt sich vor wie bei einem Quiz. Der Bruder redet nur über sein neues Motorrad, die eine Schwester ist stumm wie ein Fisch. Die andere gibt spöttische Kommentare über Bernds frühere Freundinnen von sich. „‚Familienbande‘ hat einen Beigeschmack von Wahrheit“, sagte der Schriftsteller Karl Kraus doppeldeutig. Oder doch eher eindeutig?
Die eigenen Eltern zu ehren, wie es das vierte Gebot rät, ist einem ins Herz geschrieben. Aber: Muss man deswegen auch die Familie des Partners, der Partnerin ehren? Oder den Mann der Lieblingsnichte, diesen Aufschneider? Wie viel Kraft kostet es, „fremde“ Verwandte zu mögen? Könnte man solche „Mitgift“ – auch so ein zweideutiges Wort – nicht weitgehend außen vor lassen und sich bis auf unvermeidbare Familienfeiern nur mit denen treffen, die man wirklich liebhat? Man kann. Aber der Preis ist hoch – ein Teil des Lebens des anderen bleibt damit ausgesperrt.
Es ist wichtig, Eltern und Geschwistern ausreichend Raum zu geben im gemeinsamen Leben
Eltern und Geschwister des Partners gehören untrennbar zu seiner Biografie dazu. Ob man von ihnen inflammiert ist oder nicht: Sie sind Geschichte und Gegenwart des anderen im Guten wie im Schweren. Das Miteinander und Gegeneinander von Eltern und Geschwistern in Kindheit und Jugend prägen nach wie vor. Wenn zum Beispiel die älteste Schwester alle Strenge abbekommen hat und der Jüngste sich jede Freiheit nehmen konnte, dann hat das Auswirkungen bis heute. Ein Einzelkind, das immer alles recht machen musste, darf sich wie seine neue Partnerin beim österlichen Kaffeeklatsch besonderer Aufmerksamkeit sicher sein.
Wer die Familie des anderen respektiert, ein waches Auge und ein offenes Ohr dafür hat, wie und warum er, sie im Lauf der Jahre geworden ist, dafür, was sich heute noch bei Begegnungen alles abspielt zwischen Eltern und Kindern, erfährt mehr über seinen Partner. Es ist gut, sich gegenseitig Geschichten aus „früheren Zeiten“ zu erzählen, alte und noch nie mitgeteilte. Es ist wichtig, Eltern und Geschwistern ausreichend Raum zu geben im gemeinsamen Leben – ohne dass sie dominieren. Und was die anbelangt, die „neu“ in eine Familie hineinkommen wie der Mann der Nichte: Immerhin liebt sie ihn doch, oder? Man sollte ihm eine Chance geben...
Familienbande: Man muss wirklich nicht gleich alle lieben. Aber ehren bedeutet, zu verstehen, was diese Familie, dieses Paar ausmacht – voll freundlicher Offenheit, mit der nötigen kritischen Distanz. Zum Ehren gehört manchmal auch die Auseinandersetzung, will man Konflikte nicht verschweigen, sondern konstruktiv bearbeiten. Letztlich macht es einen selber zufriedener, die „Familienbande“ so zu nehmen, wie sie ist: eine aufregende Gruppe von Persönlichkeiten, die immer wieder neue aufnimmt – einen selbst schließlich auch! Und aus der das Liebste kommt, was man hat – der eigene Mann, die eigene Frau.
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