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"Lass mich in Ruhe!"
Das schrieb die Tochter. Keine Mails, kein Besuch, Funkstille. Ihre Mutter Angelika Kindt hat mühsam gelernt, sich damit abzufinden
Tim Wegner
08.12.2011

Meine Tochter Maya* hat mich verlassen. Das ist jetzt fünf Jahre her, sie war damals 26 Jahre alt. Maya schrieb mir in einer E-Mail, dass sie für eine gemeinsame Zukunft keine Möglichkeit sehe: „Du nimmst mir die Luft zum Atmen. Du willst mir deinen Willen aufzwängen.“ Wie bitte? Wer mich kennt, weiß, dass das nicht stimmt. Ich war nie eine Taschentuchmutter. Natürlich hatten wir uns auch mal gestritten, das ist normal zwischen Eltern und Kindern – aber das hier war eine Kündigung! Ich wollte mit ihr darüber sprechen, doch sie ging nicht ans Telefon, dann wechselte sie alle Nummern und die E-Mail-Adresse.

Ich bedauere mich nicht mehr

Maya hatte eine Zwillingsschwester, sie ist als Säugling an einem Herzfehler gestorben. Darüber zerbrach meine Ehe mit ihrem Vater. Ich tat alles, damit es Maya und ihrem großen Bruder gutging. Ich teilte meine Arbeit so ein, dass ich meistens zu Hause war, wenn sie aus Kindergarten und Schule kamen; ich finanzierte Reitunterricht, Klavierstunden, Tennis, ein Auto zum Abitur. Es war so weit alles normal.

Als Maya den Kontakt abbrach – übrigens auch zu ihrem Vater und ihrem Bruder –, suchte ich die Schuld bei mir: War ich zu fürsorglich? Nicht konsequent genug? Hätte ich weniger arbeiten sollen? Habe ich als Mutter versagt? Wenn jemand nach Maya fragte, sagte ich, sie sei im Ausland, es war mir peinlich, die Wahrheit zu sagen. Drei Jahre brauchte ich, bis ich darüber sprechen konnte. „Da muss doch was passiert sein, sonst wäre sie nicht gegangen“, höre ich oft. Bestimmt habe ich Dinge falsch gemacht. Ich hätte ihr die Luft zum Atmen genommen, das warf sie mir in ihrer E-Mail vor – was heißt das denn konkret? Sie hat es mir nie gesagt. Sonst hätte ich ihr mein Verhalten erklären können. Oder mich dafür entschuldigen können.

###mehr-extern###Anfangs wollte ich es nicht wahrhaben, dass sie weg war. Ich war auch wütend, auf die Welt, auf das Kind. Ich durchlief den gleichen Trauerprozess wie bei meiner verstorbenen Tochter. Da dauerte es 15 Jahre, bis ich sie in Ruhe lassen und in mein Herz einschließen konnte. Bei Maya arbeite ich dran.

Ich bedauere mich nicht mehr, ich weiß nun, dass ich die Vergangenheit nicht ändern kann. Manche Eltern, denen das Gleiche passiert ist, sehen sich als Opfer ihrer Kinder, aber das möchte ich nicht, dann wäre meine Tochter eine Täterin. Und ich hilflos und passiv. Ich warte nicht mehr darauf, dass sie mich rettet, das muss ich alleine hinbekommen. Also versuche ich, mir meine Fehler zu vergeben und meiner Tochter auch – in Abwesenheit.

Das Gefühl, dass sie mich nicht zurückliebt, nagt an mir

Zwar kann ich mir nicht vorstellen, dass es meiner Tochter gutgeht mit ihrer Entscheidung, man kann nicht einfach seine Wurzeln kappen. Aber ich fühle mich nun besser, ich bin nicht mehr so wütend und verbittert. Ich schreibe ihr keine Briefe mehr, sie hatte ohnehin nur einmal darauf reagiert: „Lass mich bitte in Ruhe“, schrieb sie zurück. Inzwischen weiß ich nicht mal mehr, wo sie wohnt. Ich könnte es herausfinden, aber mit einem Besuch würde ich sie womöglich noch weiter von mir wegtreiben.

Ich freue mich jetzt auf jeden Tag; jeden Abend überlege ich, was gut war – und nicht, was schlecht war. Ich habe wunderbare Freunde, die mich über die schlimmen Jahre getragen haben.  Meine Arbeit als Coach und Mediatorin erfüllt mich. Ja, ich helfe Menschen, die Kommunikationsprobleme haben. Ihnen rate ich immer: Redet um Himmels willen über eure gegenseitigen Er­wartungen. Stellt Regeln auf. Achtsamen Kontakt zu pflegen, ist immer besser, als einander zu verlassen.

Die Lücke, die Maya hinterlässt, schließt sich langsam; aber da wird immer eine schmerzende Narbe sein. Das Gefühl, dass sie mich nicht zurückliebt, nagt an mir. Und natürlich habe ich die Hoffnung nicht aufgegeben, sie wiederzusehen. Manchmal stelle ich mir vor, wie ich mich verhalten würde, wenn sie plötzlich vor der Tür stünde. So tun, als wäre nichts geschehen? Mich klein­machen, damit das Kind bloß nicht noch einmal weggeht? Nein, so geht das nicht. Vielleicht würde ich sagen: „Wie geht es dir?“ Auf jeden Fall würde ich sie gerne in den Arm nehmen.

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Liebe Frau Kindt,

bin gerade zufällig auf Ihren Artikel gestoßen, der mich sehr berührt hat. Sicher kann ich Ihnen keinen Trost spenden und niemand weiß, was in Ihrer Tochter vorgehen mag.

Ein Absatz aus Ihren Schilderungen ist mir allerdings aufgefallen; Sie schrieben:

<< Ich teilte meine Arbeit so ein, dass ich meistens zu Hause war, wenn sie aus Kindergarten und Schule kamen; ich finanzierte Reitunterricht, Klavierstunden, Tennis, ein Auto zum Abitur. Es war so weit alles normal.>>

Diese für Sie offensichtliche Normalität des Gewesenen ist in meinen Augen alles andere als normal (Auto zum Abitur! Ist das wirklich normal?) und dazu fallen mir mehrere Dinge ein, die ich Ihnen gern sagen möchte:

Für gewöhnlich wird bei einem so ungleichgewichtigem Geben/Nehmen wie in Ihrem Fall beim Nehmenden ein Gefühl der Schuld erzeugt und bringt dem Nehmenden/Empfangenden in eine Position, aus der heraus eine gleichwertige Balance zwischen zwei Menschen nicht möglich ist. Das heißt, ohne dass Sie das beabsichtigt haben, ist ein Machtgefüge aufgebaut worden, in dem Sie die Stärkere sind und die Tochter die Schwächere.

Mit diesem Geben und der stärkeren Position, die Sie innehatten, hat sich womöglich auch eine moralisierende Haltung Ihrerseits gebildet, denn sicher - ob Sie das bewusst gemacht haben oder das vollkommen unbewusst abgelaufen ist - haben Sie eine Erwartungshaltung an Ihre Tochter gehabt (sie möge sich auch mit all diesen "bildungsbürgerlichen" Gaben und Statussymbolen in eine gewisse Richtung bewegen, und zwar in dieselbe Richtung wie Sie). Ihre Tochter hatte gar keine Chance, sich selbst zu finden und ihre eigenen Werte zu entwickeln, da "Ihre" Werte schon da waren, und zwar in einer großen Dichte und Vehemenz.

Mit anderen Worten: Es ist gut möglich, dass Sie Ihre Tochter zu sehr vereinnahmt haben und besitzen wollten, welches Sie materiell aber auch physisch (durch häufige Anwesenheit und Zur-Verfügung-Stehen) ausgedrückt haben.
Sie haben Ihr Leben der Tochter gewidmet, dabei wäre es Ihrer Tochter besser bekommen, wenn sie eine Mutter gehabt hätte, die sie selber ist und nicht im Leben der Tochter aufgeht.

Dass Ihre Tochter sagt, dass Sie ihr "die Luft zum Atmen nehmen" bzw. ihr Ihren Willen aufzwängen wollten ist eine Formulierung, aus der all dieses, was ich schrieb, herausgelesen werden kann. Ihre Tochter hat keine Grenzen bekommen, sondern es sollte ihr "gut gehen und an nichts mangeln". Nun ist das genaue Gegenteil eingetreten und sie ist weg.

Ich kann Ihnen nur sagen, dass es dem Menschwerden und der Charakterbildung keinen Abbruch tut, wenn man nicht alles bekommt, wenn man sich auch etwas selberverdienen muss (schon in jungen Jahren, durch bspw. Zeitungsaustragen oder Babysitten), wenn die Mutter ihr eigenes Leben lebt und nicht die Kinder zum Mittelpunkt ihres Lebens macht. Leider ist der Mensch undankbar und wer sich ständig anbietet, der wird auch noch verstoßen. Anstatt Dank gab es jetzt noch einen Tritt.

Ich hätte mir gewünscht, dass meine Mutter sich so in mein Leben eingemischt hätte oder sich gekümmert hätte. Ich war immer auf mich selbst gestellt. Einzige Tochter, meine Mutter war eine von 6 Geschwistern und kann es bis heute schwer begreifen, wenn ich ihr hin und wieder vorwerfe, sie interessiere sich nicht genügend für mich und mein Leben. Sie selber kennt es nämlich nicht, dass ihre Mutter sich sonderlich für sie interessiert, es gab ja immer auch noch so viele andere Geschwister. Ich muss meine Eltern bis heute mit der Nase auf etwas stoßen, wenn ich will, dass sie sich interessieren für etwas, was mir viel bedeutet, meist werde ich dann aggressiv oder fordernd, weil ich nicht mehr entspannt sein kann und ständig das Gefühl des Mangels habe/hatte. Mangel an Aufmerksamkeit. Was meine Mutter "quatsch" findet und es nicht so sieht. Ich sei halt von klein auf sehr selbständig gewesen, sagt sie. Ich bin übrigens Jahrgang 66, meine Mutter Jg. 41 und ein als Kind aus Ostpreußen übers Haff geflohen, mit meiner Oma und noch 5 Geschwistern.
Ich habe mir fast alles selbst finanziert und gekauft und es hat mir nicht geschadet. Dafür bin ich heute willensstark und Autonomie und Freiheit (im Denken und Handeln und in meinem So-Sein) geht mir über alles.
Was Ihre Tochter angeht: Damit werden Sie wohl erst einmal leben müssen. Grübeln Sie nicht zuviel. Sicher haben Sie alles nach bestem Wissen und Gewissen gemacht. Ein Mensch ist ein Universum mit so vielen Facetten und Nuancen in der Persönlichkeit. Die Charakterbildung Ihrer Tochter ist mit nun 31 Jahren noch nicht vollständig abgeschlossen und es werden unter Umständen noch ein paar Jahre vergehen, wenn es auch Ihrer Tochter dämmern wird, was geschehen ist und was sie getan hat. Niemand kann sich von seinem Ursprung und Eltern befreien. Das schlimmste für Ihre Tochter wäre, wenn sie tatsächlich nie mehr zu Ihnen zurückfände, denn das würde später ganz bestimmt schwer auf ihr lasten und ihre Seele knebeln. Das sei Ihnen beiden nicht zu wünschen.
Alles Gute weiterhin auf Ihrem Weg!
Mit freundlichen Grüßen

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Eine 26 jährige Tochter hat ein Recht auf ein freies, selbständiges Leben, und sie geht der Mutter doch nie verloren!
Auch eine Mutter muss loslassen lernen, schlimm genug, wenn die Mutterrolle so lebensbestimmend wird.
Die evangelische Mutter sei "entzaubert", schrieb Nekla Kelek in ihrem Artikel, ja, und es geht nicht immer so liebevoll vor sich, wie im Text beschrieben!
"Daseinsschuld", auch eine Vokabel aus Fr. Keleks Text, scheint sozial und kirchlich verträglich.
Gott? Liebe? Mitnichten! Reales SOZIALDRAMA .
Heimkinder? Auch schon bei Chrismon vorhanden. der evangelische Gott ist Sklavenhalter, Gefängnisaufseher, Todesknecht, Realsatiriker..., und vordatiert.
Fachkompetent und Experte, von Experten für Experten.
Für die klianen Leit...
Freud und Leid zugleich.
Wie in der Regenbogenpresse...
Alles für die Frau, selbst Geschichten zum Vorlesen, für die Frau ausgesucht.
Es fehlt nur noch das Thema Mode. Die evangelische Frau ist "entzaubert", und vollständig RÜCKSTÄNDIG, aber sie funktioniert, lässt sich instruieren, zur Dienerin des Knechts.
Voila, Fr. Kelek! Im Wesentlichen also kein Unterschied. Schwebt Ihnen so etwas vor?

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Der Artikel hat mich mich sehr betroffen gemacht. Zuerst dachte ich, "die arme Frau". Es ist sehr schwer, wenn man von Menschen, die man liebt nicht akzeptiert wird. Aber dann kam die Stelle im Text "Meine Arbeit als Coach und Mediatorin...". Da habe ich die Tochter verstanden. Ich habe selbst das gleiche durchgemacht. Diese verständnisvollen Berufspsychologen! Wenn ich eine Menschen (Mutter, Schwester) brauche, der mich in den Arm nimmt, mir zuhört und mich tröstet... und sich vielleicht mit mir zusammen mit Rotwein und Schokolade tröstet, dann ist die Stunde der "Berufshelfer in der Familie" gekommen. Statt Zuwendung gibt es eine Analysesitzung. "Wir legen Kärtchen, damit Du dein Emotionschaos sortieren kannst." Meist wird nicht so offen gesagt, was gewollt wird, wie in diesem einen Fall, aber das Ergebnis ist immer das gleiche. Normale Probleme des Lebens, die man einfach mal bequatschen und ausheulen müsste, werden zu Dramen hochgespielt. Denn dann werden die Berufshelfer ja gebraucht! Aber die Sitzung bei diesen Bessermenschen ist nicht ergebnisoffen. Da sie als Profis ja sowieso besser wissen, was gut und richtig für jeden ist als man selber, steht das Ergebis schon vorab fest. Und darauf wird "hingecoacht". Sie kennen und respektieren keine Individualität und keine Grenzen.
Sie vergessen nämlich, dass man niemals einen Menschen coachen darf, mit dem man emotional verstrickt ist. Ich vermute, die Tochter wollte einfach keine Psychologin werden, sondern Maschinenbau studieren.
Ich für meinen Teil kämpfe jeden Tag damit, dass mich meine "Mütter" nicht als den Menschen akzeptieren konnten und können, der ich BIN. Keine Therapeutin, keine Lehrerin, keine Kleidergröße Gr. 38 und auch nicht dekorativ an der Seite eines erfolgreichen Mannes.
"Wir haben es doch nur gut gemeint. Wir lieben Dich doch". Nein. Sie lieben ein BILD dessen, welchen Menschen sie gerne hätten und nicht den wirklich Menschen. Im Zweifelsfall hat die Mutter sich níemals wirklich ehrlich mit ihrer Tochter unterhalten und kennt die Träume, Wünsche und Hoffnungen ihres Kindes überhaupt nicht.

Manchmal hat man keine andere Wahl als Funkstille, weil man sonst als Individuum nicht überleben kann. Es tut weh. Aber was ist die Alternative? Ersticken.

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Anja (nicht überprüft) schrieb am 2. Januar 2012 um 14:52: "Normale Probleme des Lebens, die man einfach mal bequatschen und ausheulen müsste.." ________________________________________________ Dinge sachgemäß bereden und dabei auch den Gefühlen Ausdruck verleihen, das kommt bei psychologisch interessierten Kreisen nicht in die Tüte. Die Welt stellt sich der Psychologie dar als Betätigungsfeld lauter mit Eigenleben begnadeter Kräfte, Instanzen und Wesen, die die lieben Menschlein tratzen und an der Nase herumführen, dass es nur noch so scheppert. Die ausgebaute Fantasterei der seelenkundlichen Weltsicht ist die würdige säkulare Nachfolgerin einer ebenso gestrickten, allerdings schon seit Jahrtausenden umlaufenden Gedankenwelt, die üblicherweise Glaube heißt. Dort treibt Gott samt Söhnen, heiligen und unheiligen Geistern, Engeln, Teufeln, Heiligen und Propheten sein Wesen, so dass die Menschen nur noch mit den Ohren schlackern. Der theologische Vollprofi kennt dann alle Details, der Hobbygläubige rührt sich seinen eigenen Brei an aus Anselm von Canterbury bis Karl Barth und löffelt ihn auch aus. ____________________________________________________ Der psychologische Vollprofi weiß alles von der Freudschen Instanzenlehre über Skinnersche Konditionierungen bis hin zur Gesprächs- und Gestalttherapie. Der interessierte Laie holt sich aus der Zeitschrift "Psychologie heute" alles Passende heraus, um die Welt als Ganzes ins rechte Licht zu setzen und insbesondere seine Zeitgenossen und sich selbst ordentlich zu traktieren. Ungeahnte Höhepunkte ergeben sich, wenn Fachleute oder auch Amateure die beiden Fantasiewelten des Glaubens und der Psychologie engagiert mischen. ________________________________________________________ Wenn da einer Tochter die Mutter schon seit Jahren erheblich auf den Geist geht und sie sich davon macht, gibt es für alle an Psychologie Interessierte kein Halten mehr. Die Sache muss auf jeden Fall psychologisch gesehen werden! Und Frau Pfarrerin hat wie immer auch hier für beide Seiten tröstende und aufbauende Worte parat.

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Ich habe viele Internetforen zu diesem Thema durchkämmt, da ich selbst betroffene Mutter bin. Ich kann es nicht genau beschreiben, aber irgendetwas hat mich immer an den Berichten von Betroffenen irritiert, - ich will damit sagen, dass ich mich nie wirklich angesprochen gefühlt habe. Diese Opferhaltung - diese Traurigkeit! Natürlich bin ich auch traurig und auch selbst auf der Suche, aber ich sehe all das, was geschehen ist, auch als Chance und als Aufgabe die man im Leben so oder eben anders, gestellt bekommt. Ich stehe nicht über den Dingen, aber ich will diese Herausforderung bewusst annehmen, daran wachsen und lernen. Ich schenke meiner Tochter das Vertrauen, dass sie das, was sie tut, nicht grundlos tut - ich will sie in ihrer Entscheidung ernst nehmen und ich weiß, dass diese Entscheidung für sie auch nicht leicht war und ist.
Der Kommentar von A.Hoffmeister war der erste, der das anspricht, was mich in meiner Suche nach Klärung und in meinen momentanen Gefühlen bestätigt. Direkt und offen ausgesprochen.
Viele "Übermütter", meine Tochter hat mich auch immer so gesehen, haben unbewusst und sicher nicht willentlich, nicht ihr eigenes Leben gelebt (auch wenn sie in dieser Illusion verhaftet waren, da sie meistens - eben als "Übermütter" sehr erfolgreiche und meist starke, intellektuelle Frauen sind), und ihren Töchtern ihr Leben, leben lassen, sondern die Töchter zur Erfüllung eigener Lebensvorstellungen, Lebenswunschbilder benutzt, alles unter der Aussage:"Ich will nur das Beste für Dich" - Antwort: "Lass mich endlich in Ruhe!" - "Da ist kein Platz für meine eigene Entfaltung/Entwicklung. Alles was ich tue, schaff ich nur mit deiner Bestätigung, mit deiner großartigen Erfahrung, aber wo bleibe dann ich mit meiner eigenen Persönlichkeitsentwicklung - mit den Möglichkeiten, an eigenen Erfahrungen zu wachsen? Darf ich auch Fehler machen, die du "Übermutter" nicht sofort versuchst zu verstehen und für mich zu erklären und zu klären, dass mir die Luft zum atmen, zum Leben genommen wird?"
Zit:"Die Steine, die wir ihnen aus dem Weg geräumt haben, schmeißen sie uns eines Tages zurück!"
Ich denke mir, dass eine der schwierigsten Aufgabe der Mütter, die sich in Liebe und Zuwendung um die beste Entfaltung ihrer Kinder bemühen, das "LOSLASSEN" ist. Ich versteh darunter, das wirkliche Loslassen!!!
Für mich gilt das jedenfalls und daran arbeite ich. Ich möchte meine Tochter als eigenständige, von mir unabhängige Frau sehen, die meine Tochter ist, auf die ich stolz sein kann, da sie so viel Kraftaufwand in Kauf genommen hat, um das Leben selbst zu erfahren und das eigene Leben, selbst zu verantworten und zu leben.
Und wenn ich darüber nachdenke, hat meine Tochter die Aufgabe übernommen, die ich eigentlich wiederum mit meiner "Übermutter" hätte lösen müssen. Denn ich habe diesen Kraftaufwand, aus Angst ihre Liebe zu verlieren, nie in Angriff genommen. Das bestätigt mich jedenfalls darin, dass meine Tochter immerhin das Vertrauen in mich hat, dass sie diesen Schritt tun konnte und das ist, so glaube ich etwas doch sehr Positives, in all dem Drama - "Vertrauen!!!"
Ich sehe heute, nach vielen emotionalen Tiefen und Tränen auch sehr viel Entwicklung auf beiden Seiten - So ist das Leben an dem wir nur wachsen können oder uns im Selbstmitleid ertränken können. Ich wünsche allen, die dieses Drama erleben, viele Erkenntnisse, viel Trost, aber vor allem viel Hoffnung, indem sie nach vorne schauen und das Leben bewusst leben.
P.S. Ich schreibe normal nicht so persönliche Gefühle für Internetforen, doch es war mir jetzt ein Anliegen meine Gedanken dazu doch einmal öffentlich mit Betroffenen zu teilen und hoffe, dass ich damit niemanden verletzt habe, deren Schicksal eben auch ganz anders verlaufen ist.

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Dieser Artikel hinterlässt ein Gefühl der Kälte in mir.
Da ist eine Mutter, die ihr Bestes gegeben hat, sich vielleicht aufgerieben hat, zumindest versucht hat alles perfekt zu machen.
Die Kälte kommt aus diesen Worten "Ich tat alles, damit es Maya und ihrem großen Bruder gutging. Ich teilte meine Arbeit so ein, dass ich meistens zu Hause war, wenn sie aus Kindergarten und Schule kamen; ich finanzierte Reitunterricht, Klavierstunden, Tennis, ein Auto zum Abitur. Es war so weit alles normal."
Würde stattdessen hier stehen "Ich hatte immer ein offenes Ohr für ihre Sorgen und Nöte. Ich nahm sie in die Arme, wenn sie Kummer hatten und suchte einen Ausweg mit ihnen, wenn sie nicht weiterkamen. Ich liebte sie für das, was sie waren und dafür, dass sie da waren" wäre mir wärmer ums Herz.
Das Beste, was Eltern anzubieten haben, ist nicht immer das, was ihre Kinder bräuchten.
Mir ist klar, dass Frau Kindt einer Generation angehört, die keine Not mehr leiden wollte und für die materielle Versorgung einen hohen Stellenwert hat.
Für uns Kinder, die ohne Not ins Wirtschaftswunder hineingeboren wurden, war etwas anderes wichtig.
Materielle Versorgung ist gut, Emotionale Versorgung ist besser.
Materielles lässt die Dinge nach Außen glänzen, Emotionales lässt die Dinge von Innen erstrahlen.
Ich finde es tapfer, dass Frau Kindt als Coach und Mediatorin anderen Eltern mit einem Buch Strategien an die Hand gibt. Falls sie wissen will, was dahinter steckt, kann ich ihr nur die Bücher von Sabine Bode "Die vergessene Generation" und "Kriegsenkel" ans Herz legen. Diese Bücher geben Antwort auf viele Fragen.

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Bitte schauen Sie sich die hilfreichen Enneagrammtypen an, insbesondere den Typ 2, der als der "Helfer" bezeichnet wird. Ein Helfer, der oft über seine eigenen Bedürfnisse hinweggeht, der aber auch oft die Grenzen anderer Menschen nicht spüren kann und überschreitet. Geben, alles geben, aber eben um zu bekommen: Aufmerksamkeit und Liebe.
Trifft so ein Typ auf einen Typ, der viel Rückzug und Autonomie zum Leben braucht, so sind Konflikte vorprogrammiert.
Die Dynamik und die Tragik der Dynamik der einzelnen Typen ist sehr gut im Buch von Helen Palmer dargestellt.

Und hier ein Interview mit einem Typ 2
http://www.youtube.com/watch?v=kliXjHm2Csc

Grüße Lisa

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Uff, kann ich nur sagen. Ich bin neu in dieses Forum 'hineingefallen'. Ich weiss nich nicht, ob meine
Tochter mich für immer verlassen hat, dazu sind 10 Monate noch zu kurz.
Aber was hier so geschrieben wird, was alles noch kommen könnte oder schon kam. Das macht Angst und ich weiss nicht ob ich es schaffe. hier wieder reinzuschauen. Wer los lässt hat die Hände frei. Wenn es bloss so einfach wäre diese Hände dann auch richtig zu gebrauchen.

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Sehr interessante Kommentare zu diesem Artikel! Frau Kindt könnte meine Mutter sein...

Wir zumeist erwachsenen Kinder diskutieren auf dieser website (nicht kommerziell, Selbsthilfeforum) über unsere Schwierigkeiten mit unseren Eltern. Einige von uns haben auch den Kontakt abgebrochen.
Wir freuen uns über weitere Leser und Schreiber bei uns!

http://beziehungswaisen.weebly.com/index.html

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Ich korrigiere mich:
http://beziehungswaisen.weebly.com

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Liebe Frau Kindt,

liebes erwachsene Kind von Frau Kindt,

mich hat der letzte Kommentar sehr berührt und ich frage mich, wo die Väter sind. Wenn die Regulierung von Nähe und Distanz so schlecht gelingt, dass ein vollständiger (immer auch selbstverletzender) Kontaktabbruch passiert,dann hat doch auch der Vater mit seinen Regulierungsmöglichkeiten gefehlt als "guter Vater". Ist er aber abwesend, so läuft die Mutter >Gefahr, immer stärker in die "Perfektionsfalle" zu geraten. Hatte sie sich fürs eigene Glück einen liebenden Partner gesucht oder war sie lieber "tochterbezogen" allein geblieben?
Was ist mit den Töchtern und Söhnen, die bereits mit Regulationsstörungen als Babies auf die Welt kommen und "anders" wahrnehmen, möglicherweise leicht überreizt sind, mit Impulskontrollproblemen zu kämpfen haben und viel Rückzug brauchen, um sich "wieder einzukriegen". Neigt man hier nicht auch zu impulsiven Kontaktabbrüchen mit anderen Personen, z.B. Freunden? Haben hier Mütter nicht schon während der schulischen Biografie mit dem auch von außen herangetragenen Vorwurf zu kämpfen, nicht richtig zu erziehen. Kennen diese Mütter nicht auch chronische Erschöpfungszustände während der gesamten Erziehungszeit, in der sie ihren Kindern beistehen?
Und die Väter?? Manche "benutzen" ihre Töchter, um sich den vermeintlich starken Frauen gegenüber stärker fühlen zu können. Sie parentifizieren dann so lange, bis die Töchter spalten und versuchen, Mutter und Vater auseinander zu bringen. Zuweilen erfolgreich..

Was uns fehlt sind genügend liebevolle und starke Väter, Großfamiliengebilde ( auch nicht verwandte G.), die unterstützen, Großeltern, die ihre Rolle ernst nehmen und diese nicht erst erhalten, wenn sie aufgrund eigenen hohen Alters nicht mehr unterstützen können.

Ich selber bin Nachkriegskind ( Jg. 49) mit Fluchterfahrung und der Erfahrung, mich im Studium allein "durchbeißen" zu müssen. Ich wollte alles besser machen innerhalb einer Kleinfamilie ohne vorhandene Unterstützung der eigenen Elterngeneration, die nur an sich selbst interessiert war ( Künstlerfamilie). Wie gerne würde ich darüber mit meiner Tochter reden, wie gerne auch würde ich ihre innere Welt besser verstehen. Wie wenig Zeit aber nehmen wir uns letztlich dafür: Sind wir Generationen, die voreinander ausweichen?

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Liebe Frau Kindt,

von Tiereltern können Menscheneltern einiges lernen. So werden unentschlossene Jungvögel liebevoll aus den Nestern gestoßen und andere Tierkinder ab geeigneter Reife mit mehr oder weniger Druck von der Mutter in die Wildniss getrieben bzw. in die zum Überleben notwendige Selbstständigkeit entlassen.

Diese gottgewollten Naturgesetze sind auf alle Lebewesen übertragbar. - Elterliche Fürsorge bei uns Menschen ist unter gesunden Umständen zeitlich begrenzt und gesetzlich (z.B. Volljährigkeit usw.) verankert. Die zweite in der Pubertät vollzogene "Entbindung"  ermöglicht der Jugend Entscheidungs-Gestaltungsfreiheit und setzt ein auf Vertrauen basierendes Miteinander voraus. Zuviel bevormundende Mutterliebe kann die Entfaltung zur erwachsenen Persönlichkeit beeinträchtigen, wie auch andererseits Gleichgültigkeit oder gar Vernachlässigung. Deswegen ist Ihre Einsicht, dass Sie am Verhältnis zur Tochter nicht mehr viel korrgieren können, reastisch.  

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Ich finde den Artikel sehr interessant. Hier war die Tochter 26. Bei mir ist die Tochter anfang 40 und hat eine Tochter im Alter der beginnenden Pubertät. Durch mein erstes Kind habe ich den Vater meiner nächsten 3 Kinder kennengelernt. Alle meine Kinder wurde mit großer Liebe und Hingabe erzogen. Wir konnten allen unseren Kindern keine Reichtümer bieten, sonder nur Liebe und Zuneigung und immer Offenheit für ihre Sorgen und Nöte.
Meine 1.Tochter ist alleinerziehend und darum boten wir von Anfang an jegliche Hilfe an. Durch uns konnte sie sich im Berufsleben weiter fortbilden. Wir kümmerten uns auch um unser Enkelkind, wenn die Fortbildung weit außerhalb der Wohnung war. Wir waren immer Stolz auf unsere Tochter das sie sich strebsam für ihre Tochter weiterbildete und als alleinerziehenede Mutter alles wunderbar meisterte. Wir waren Tag und Nacht für diese Tochter da, wenn das Enkelkind krank wurde oder zu ungünstigen Zeiten zum Arzt mußte. Als die Enkeltochter 4 Jahre alt war konnte sie durch unsere Hilfe zu zwei verschiedenen Sportvereinen gebracht werden. Beim letzteren Verein blieb sie bis heute. Sie ist unser ganzer Stolz.
Wir konnten keine materillen Güter geben, sondern nur Zuneigung und Liebe. Als Dank werden wir jetzt beschimpft und gedemütigt und sie will jetzt eine Pause haben, so soll der Rat der Familienberatung gewesen sein.
Streit mal zwischen den Geschwistern fanden wir als normal. Wir sagten nur immer, daß sie miteinander reden sollen. Wir versuchten, wenn wir es bemerkten zu schlichten. Dieses hat unser 1.Kind so bewertet, daß wir sie verstoßen haben und uns für die anderen Kinder entschieden haben. Ich, als Mutter, versuche mit Hilfe eines Psychologen diese ganze Angelegenheit zu bewältigen, weil sie uns auch noch den Kontakt zu unserem Enkelkind verbietet. Sie erzählt dem Kind Dinge, die nicht der Realität entsprechen, auf deutsch gesagt, sie belügt ihr eigenes Kind und erzählt über uns und den Geschwistern die Unwahrheit.
Das Enkelkind ist, nicht in unserer Wohnung, aber trotzdem mit uns groß geworden. Wir gingen alle miteinander zärtlich und in mit viel Liebe und Zuneigung um.
Trotzdem bricht unsere 1.Tochter mit uns. Wie lange, daß wird sich zeigen. Wann werden die eiskalten Worte und Ausstrahlung verblassen und Wärme wird wieder in die Familie einziehen. Unsere Wohnung wird immer für sie offen stehen, wenn sie den Kontakt wieder möchte.

könnte genau ich, geschrieben haben. Genauso erging es mir mit meinen beiden Kindern. Nicht viel Geld war bei uns leider auch nie viel, aber ich habe immer eine große Familie mit vielen Kindern haben wollen. Leider keinen Mann dazu, da ich mich habe dann scheiden lassen, als beide 8 und 12 Jahre alt waren.
Nun hat meine Tochter auch 45 jährig und meine Enkelin, gerade 6 Jahre, den Kontakt zu mir abgebrochen. Sie schiebt mir alles Mögliche an Schuld in die Schuhe. Sie lügt und unterstellt mir Dinge, die sich nie und nimmer, so zugetragen haben. Nun ich hatte die kleine auch mit groß gezogen, da sie auch Alleinerziehend ist und arbeiten gehen mußte und muß. Jetzt hat der Mohr seine Schuldigkeit getan, nun will sie mich nicht mehr dabei haben. sogar Weihnachten, läßt sie mich allein hier sitzen. Der Enkelin, die mich natürlich abgöttisch liebt und ich auch, wird sie hoffentlich nicht noch Lügengeschichten von mir erzählen.erzählen. Was wird sie dem Kind nur antun? frage ich mich! sie ist schon vor einigen Monaten ohne mich zu informieren, 600 km von mir entfernt, weg gezogen, das hat sie schon erfolgreich gemacht und nun noch, mir die Enkelin ganz verweigern, ich hätte niemals gedacht, daß es so eine Gefühlskälte und Herzlosigkeit geben kann, von der eigenen T
als die Kleine noch als Baby quengelig und viel geschrieen hat, wurde sie jederzeit einige Tage sogar, gebracht. Jetzt, da sie größer und pflegeleicht geworden ist, will sie sie nur noch für sich alleine haben. Es ist einfach für mich unfassbar.... ich denke, meine Tochter, denke ich, ist eifersüchtig auf mich, aber, dafür kann ich ja nichts und ich habe es ihr auch schon oft genug gesagt, dass sie es nicht zu sein braucht. Omas sind zum Verwöhnen und Eltern zum Erziehen da, ist doch immer so! An ihrer Erziehungsmethode, habe ich noch niemals was beanstandet und auch nicht eingegriffen, oder mich je eingemischt. So geht man mit älteren Leuten heute um! Herzlose und kalte Welt! I c h wäre niemals mit meiner Mutter so umgegangen,obwohl die sich wirklich in alles bei mir eingemischt hat, aber früher, waren die Zeiten ja auch noch ganz anders.

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Alleine, dass Frau Kindt scheinbar hauptberuflich den Abstand ihrer Tochter verzweckt, erklärt den Abbruch für mich hinreichend.

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Liebe Leser und Kommentatoren,
natürlich habe ich diese Seite gefunden, weil auch wir eine Krise mit unserer Tochter (Mitte Zwanzig) haben.
Ich empfinde ein ums andere Mal, dass das so beliebte Kommentieren eine große Gefahr birgt: Wir alle kennen doch Frau Kindt und ihre Tochter gar nicht persönlich - aber (fast) jeder weiß genau, was die Mutter falsch gemacht hat! Ganz auf der Strecke bleibt die Achtung und persönliche Zurückhaltung jemandem gegenüber, der seinen tiefsten Schmerz öffentlich macht. Damit stellt man sich zur Disposition und zeigt seine offene Flanke..., ein großes Risiko, wie mir scheint, denn allzu gern und allzu selbstüberzeugt wird nun von Unbekannten ge- und verurteilt.
Für mich ist weniger das Auto zum Abitur der typisch deutsche Stein des Anstoßes (das mag und kann man doch halten, wie man will, wir alle wissen doch, das Besitz allein nicht glücklich macht), als die Sucht, sich allwissend einzumischen und ohne Kenntnis, geschweige denn Verständnis, einen anderen (fremden) Menschen gnadenlos abzuurteilen.
Für jeden Menschen, jede Krise, gibt es einen Weg und der ist individuell und nur die Betroffenen können darüber entscheiden, ob dieser für sie der richtige ist!

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meine tochter hat sich für immer aus meinem leben gestrichen.mein enkelkind habe ich zuletzt gesehn da war die kleine 4 wochen.seit 3 monaten ist sie nach hamburg gezogen...ich weiß nicht wohin.ich habe immer versucht auf augenhöhe kontakt zu bekommen.zu ihrem bruden hat sie keinen kontakt.ich habe so eben das forum gelesen,nun....es hilft nicht wirklich .ich versuche allein klar zu kommen,freunde ...nein die habe ich nicht .nur bekannte...mit denen kann man sowas nicht bereden.immer wenn der geburtstag meiner tochter naht geht es mir sehr schlecht.ich habe beschlossen miene liebe zu ihr zu begraben.ich lebe in meinen gedanken das meine tochter verstorben ist.kranheit.unfall,ganz egal....ich muß selbst endlich ruhe bekommen........angelika

Zwischen Müttern und Töchtern braucht es erst mal eine Selbständigkeit auf beiden Seiten. ich selbst war mit 19 "Abbrecherin/Abhauerin" bis zu Heirat und Geburt meiner ersten Tochter. Da ich Tagebuch führte, kann ich nur mit Erstaunen und Scham auf das Trotzverhalten jener fünf Jahre zurückblicken. Da war eine ganz gehörige Portion Angst, Hass, Aggression "der zeige ich es jetzt mal!!!" Zuhause war da zwar einiges, was das als gerechtfertigt erscheinen lässt (Kontrolle des Umgangs mit Männern, Dreinreden bei Kleidung, Berufswahl, Zimmerordnung etc. Schläge als Erziehungsmittel, Lesen des Tagebuchs, Abhören von Telefonaten - lauter "Fehler", die ich bei meinen Kindern möglichst nicht machen würde. Seit Jahrzehnten haben Mutter und ich aber ein sehr gutes Verhältnis und können sogar über die "Fehler" auf beiden Seiten lachen. "Einmischungen" sah und sehe ich heute nur noch als Kommentare, die schliesslich jeder von sich geben darf. Allenfalls mal ein lachendes "keine Sorge!", wenn irgendwelche Unkenrufe ihrerseits abgesondert werden - und nicht wie früher ein gereiztes "Geht dich nichts an!" Was ich heute sehe, wo ich die andere Seite, das Verlassenwerden, auch kenne: es geht immer um Macht. Wer straft wen mit dem Kontaktabbruch? Ich bin an sich ein Familienmensch, hätte am liebsten eine Grossfamilie um mich - dann fiele so ein Trotzköpflein gar nicht auf, Macht und Einfluss wären verteilt, aber in der Kleinfamilie hat jeder Einzelne mehr Möglichkeiten, das Gefüge zu zerstören und die Atmosphäre zu vergiften. Den Enkel, den ich regelmässig ein-bis zweimal pro Woche betreute, vorenthalten zu bekommen, tat anfangs sehr weh - aber es ist ihr Kind, nicht meins. Wie ich mir half? Mit ihrem Vater, im Freundeskreis, bei Nachbarinnen und Arbeitskollegen darüber klönen. Dort habe ich auch viel feedback bekommen, was meine eigene Art betrifft. Dass meine Tochter meine Fähigkeiten (Rhetorik, Pädagogik, Empathie, Intuition, Humor...) als einschüchternd und Angst machend empfindet, ist letztlich ihr Problem. So wie es meins war, dass ich meine Mutter damals als kontrollierend erlebte: das Akzeptieren ihrer Autorität fiel mir offensichtlich enorm schwer. Anderseits liebte ich sie auch überhaupt nicht, was gehorchen erleichtert hätte, sondern war in einer Dauerrebellion und ohnmächtiger Wut gefangen. Und wie ich mich über den sehr vermissten Enkel tröstete? Es hängt ja nicht alles an den Genen: meine Oxytocine lasse ich nun eben für Grossneffen, Nachbarskinder und Enkel von Freunden wirken!

mit Interesse hab eich die Berichte einiger Mütter, die hier dasselbe Problem haben, gelesen. Zum glück, ergeht es mir nicht nur allein so. Da kann ich dann einiges für mich heraus kristallisieren und für mich auch zur Bearbeitung meines Problems, gebrauchen und evtl auch ein wenig tröstlich!
Leider ist es meist so, daß man einfach nur vor den Kopf geschlagen ist und nicht weiß, warum alles so endet! Ich freue mich sehr, dieses Forum gefunden zu haben.
Herzlichst
Moni Schlüter

Liebe Angelika, auch ich bin immer noch etwas am Durcharbeiten des Kontaktabbruchs durch meine Tochter (samt Enkel). Ich habe oft mit Freunden, Nachbarn, Kollegen und im Internet darüber geredet/geschrieben. Du versuchst allein klarzukommen, warum eigentlich? Du wirst sehen, dass sogar die Menschen, die sich bislang eher mit ihrer tollen Familie gebrüstet haben, sich plötzlich auch öffnen und das kann wirklich trösten, so gemeinsam über die "undankbare Brut" zu lästern und wenn die Wut über die ungerechte Behandlung draussen ist, darüber lachen und die alte Liebe zu ihnen wieder spüren statt sie zu "begraben". Schau, meine Tochter hat, neben viel guten Seiten auch solche, die mich nerven, aber sie ist erwachsen und hat ihren eigenen Weg eingeschlagen. Das ist okay, sie darf eine andere Meinung, eine andere Sicht der Dinge haben - aber ich auch. Und ohne dass es gleich als Majestätsbeleidigung und mangelnd Loyalität empfunden wird! Alles Gute -euch beiden!

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Ich habe es ja so gut gemeint! Jede Konzentration auf eine Person (und man hat es wirklich gut gemeint!) nimmt einen Teil von Beiden. Das ist normal. Früher gab es Familien mit 15 Kindern. Da war es auch nicht viel anders. Außerdem gibt es familienspezifische Veranlagungen und Äußerlichkeiten. Die angebliche Harmonie bei Anderen ist oft nur Schein. Speziell Frauen neigen dazu, sich durch absolute (nie, immer, auf keinen Fall!) Aussagen auf immer und ewig an das eigene Wort zu binden. Und dann ist da noch die Scham der Geflüchteten davor, zugeben zu müssen, dass man alleine keinen Erfolg hat/hatte. Die letzten 2 Generationen haben zudem häufig noch das Problem, auf jeden Fall einer imaginären Selbstverwirklichung hinterherlaufen zu müssen. Zu allem Überfluß dann auch noch der Wertewandel, der einredet, dass sich die Pflichten (nicht nur gegenüber dem Staat, auch gegenüber der Familie und deren Ansprüche) den eigenen persönlichen Rechten unterzuordnen haben. Leider macht dieser Wertewandel selbst gegenüber dem eigenen Blut nicht halt. Wieviel angeblich so innige Familienverbände gehen nach dem Tod der Eltern sang- und klanglos unter, obwohl es keinen Streit gegeben hat. Das ist kein Trost. Das ist die Wirklichkeit. Hat jemand die Leine losgelassen, muß das Schiff selbst sehen, wie es weiter geht. Bitter aber wahr.

Klar gab es früher in den oft grossen Familien auch Probleme. Ich meinte nur, dass es leichter war, mal mit dem einen Mitglied, mal mit dem andern engeren Kontakt zu pflegen, mal mit diesem, mal mit jenem zu streiten. Ich hatte die 2 Bücher von T. Suliman gelesen, fand das Thema, da selbst betroffen, interessant, aber letztlich recht locker-oberflächlich, distanziert und kühl abgehandelt. Mich hätte interessiert, wie sie selbst mit dem Thema umgeht/umging. Falls sie auch im Erwachsenenalter immer noch friedlichen und warmherzigen Kontakt zu den Eltern hat: was hat sie denn im Gegensatz zu ihren "Fällen" besser gemacht? Ist es nicht so, dass es eben Menschen gibt, die nie gelernt haben zu lieben, sondern nur wie ein Baby geliebt werden WOLLEN? Ich komme heute mit meiner Mutter ausgezeichnet aus, auch weil ich das, was mich früher zum Kontaktabbruch getrieben hat, gar nicht nachhaltig ernst nehme, ihr aber das Gefühl gebe, sie habe mir da z.B. einen ganz tollen Rat gegeben. Es ist nicht einmal wirklich gelogen: es gibt andere Wahrheiten als einfache Tatsachen. Wer sich fremd in der eigenen Familie fühlt, könnte sich ja einmal überlegen, was wohl für ein Sinn dahintersteckt, dass man in genau diese Familie hinengeboren wurde. Was kann ich da lernen?

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Was hier so an Schuldzuweisungen geschrieben wird, ist schon haarsträubend. Vielleicht gibt es ja explizit gar keine Schuld, vielleicht gibt es nur Gewohnheiten? Wenn dann, ohne dass sich jemand einer Schuld bewußt ist, Gewohnheiten oder gar Kleinigkeiten überdimensioniert zu gegenseitigen Schuldzuweisungen eskalieren, dann ist die endgültige Gewohnheit produziert. Hinzu kommt noch, dass besonders bei so mancher Frau auch noch aus falsch verstandener Emanzipation der hemmungslose Zwang zur Selbstverwirklichung dazu kommt. Häufig sind es so die esotherischen Makramee-Damen, die dann jegliches Bewußtsein für die Realitäten verloren haben. Sich bei den Kindern beliebt zu machen, ist leider der übliche Weg von Eltern (und besonders Großeltern!), die nur ein Kind haben. Menschen (Ehen, Kinder, Eltern, Freunde, Religion, Gemeinschaften) leben sich auseinander. Diese Entwicklung macht auch vor der Familie nicht Halt. Diese Erkenntnis ist zwar einfach und bequem, aber sie schützt die Betroffenen und versperrt nicht die persönliche Zukunft.

Antwort auf von OCKENGA (nicht registriert)

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Berichten Sie doch von Ihren eigenen Erfahrungen.
Mit Frechheit, heißt es zwar, kommt der Mensch weiter, aber er driftet lediglich auf seichten Gewässern.
"Diese Erkenntnis ist zwar einfach und bequem, aber sie schützt die Betroffenen und versperrt nicht die persönliche Zukunft." ( bezieht sich auf das Auseinanderleben ) Wer eine solche Meinung vertritt hat keine Zukunft, bestenfalls glaubt er nur, eine zu haben. Aber möglicherweise ist derjenige aber für den Mist dieser Welt verantwortlich, und dafür, dass Brüche das Leben anderer ehrlich bemühter begleiten, weil dieses Bemühen stets boykottiert wird.
"Menschen leben sich auseinander, klar, und manchmal hat man sich nach einiger Zeit nichts mehr zu sagen, kommt vor, doch kommt es immer darauf an, auf welche Weise man auseinander geht. Da gibt es z.b. Familien mit 5 Kindern, die es schaffen, die Mutter im Haus allein zurück zu lassen, und auf die Fürsorge der Nachbarn zu bauen, sie haben ( die Kinder ) schliesslich ihr eigenes Leben, eigene Familien , und keine Zeit . Basta. So ist es halt. Finde dich damit ab, so sind die Menschen. Oder der Sohn, von dem der Vater lange Jahre nichts wissen wollte, bis ihn, ( den Sohn ), das Sozialamt zur Kasse wegen altersgerechter Unterbringung des Vaters, bittet. Ja, so kann es kommen, so ist es halt, so sind die Menschen.
Es heißt auch noch, und das haben Sie in ihren Ausführungen vergessen unterzubringen, dass man als Eltern keine Dankbarkeit erwarten solle, weil es keine Dankbarkeit gebe. Eltern erwarten ja immer Dank, und je wichtiger ihnen ein gutes dankbares Kind sei, um so schlimmer könne es kommen. Man könnte die Weisheit der unerfüllten Liebe und falscher Hoffnungen und Erwartungen sicher fortsetzen.
Was Sie unter Gewohnheit verstehen, könnte auf ein familiäres Verhaltensmuster deuten, Vernachlässigung, Missachtung, Ignoranz, u.ä. Ein weites Feld.
Fazit. Man lebt sich nicht " einfach so ausseinander ". Man geht unterschiedliche Wege, aber das Herz vergisst nicht. Was halten Sie davon ? Ist das nicht ein Wunder ?

Antwort auf von Alf (nicht registriert)

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Wahrheiten sind keine Frechheiten aber schockierend. Es wäre ein Wunder, wenn sie nicht sofort mit persönlichen Emotionen zugedeckt würden. Ich war auch jahrelang Betreuer, da kann mich nichts mehr überraschen. Jeder Nothelfer, jeder Arzt und Pfarrer ist gezwungen, das Schreckliche nicht zu nahe an sich ran zu lassen um nicht selbst zu sehr Schaden zu nehmen. Was von ALF vollkommen ausgeblendet wird, sind die naturgegebenen Veranlagungen. Wie sonst könnte es sein, dass die Einen für jede naheliegende Verantwortng bereit sind, während der Andere aus gleichem Haus und Holz sich drückt wo er nur kann? Das ist beileibe keine Entschuldigung, wohl aber eine Erklärung. Die Einen sind dankbar für die Entbehrungen der Eltern um das Studium zu bezahlen. Der andere sagt: "Dankbar wofür, ich bin doch auch nicht gefragt worden, ob ich geboren werden möchte". Skuril diese Einstellung, aber sehr praktisch.

Klar, wir hätten alle gerne die besten und dankbarsten Kinder und wären die besten Eltern gewesen. Mit dem Alter gehen alle diverse Wege, aber das Herz soll möglichst so jung wie früher bleiben. Illusion, denn auch Herzen haben ein Eigenleben.

Die im Text von Alf erkennbaren Unterstellungen (Frechheit, seichte Gewässer, was Sie unter Gewohnheit verstehen, könnte auf ein -"eigenes?"- familiäres Verhaltensmuster deuten, Vernachlässigung, Missachtung, Ignoranz) treffen mich nicht. Wer so urteilt, spricht vermutlich aus eigenen Motiven. Was halten Sie davon, nicht die beklagenswerte Einzelfallbetrachtung (Sie nannten ja böse Beispiele!) zur generellen Diskussion zu stellen sondern zur Hilfestellung für die Betroffenen zurückzukehren? Wäre das nicht ein wunderschönes Ergebnis?

Es ist nicht einfach in Worte zu fassen, was ich sagen möchte, aber ich versuche es dennoch.
Es ist nicht unwichtig, ob man den Menschen die Wahrheit vor die Füsse knallt, oder ob man sie ihnen so vermittelt, dass sie ihre eigene Wahl treffen können. Und, wer sagt, dass das, was Sie als die Wahrheit halten, auch wirklich die Wahrheit ist ?
Die "Unterstellungen" sollen Sie auch nicht "treffen", sie stellen nur vermutliche, mögliche Gründe zu einem besseren Verständnis dar.
"Wer so urteilt, spricht vermutlich aus eigenen Motiven."

Ihr Beitrag strotzt vor Stereotypen. Es fehlt darin etwas Wesentliches.
Fazit: Solch stereotypen Worte vermitteln ein depressives Menschenbild, welches Sie aufgrund Ihrer sehr persönlichen Erfahrungen bilden. Hier ist Umkehr angesagt.

Antwort auf von Alf (nicht registriert)

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Das mit der Dankbarkeit ist eben so eine Sache: Wer etwas bekommt, ist dem Geber Dank "schuldig". Und dieses Schuldgefühl lastet, ausgesprochen oder verdrängt, auf jedem Menschen. Eltern verzichten im Interesse der Kinder auf so manches - und es ist eine kindische Reaktion, ihnen an den Kopfzu werfen: "Ich wurde nicht gefragt, geboren zu werden". Oder wie ein Dreikäsehoch der Mutter vorwarf, ihn nicht zu lieben, weil sie ihm das ferngesteuerte Auto nicht kaufen wollte. Darauf die Mutter: Wie kannst du so etwas sagen. du weisst doch dass du ein absolutes Wunschkind warst. Darauf der Kleine: Ja DEIN Wunsch, mich hast du nicht gefragt. Wer ein aufgeblasenes Ego ( bzw. übertriebenen Stolz) hat, hat natürlich auch Mühe mit Dankbarkeit. Ich jedenfalls bin dankbar für die Zeit mit unseren Kindern, auch wenn sich die (altersmässig...) erwachsene Tochter in die Schmollecke verzogen hat. Und ich bin auch meinen Eltern dankbar für so viele Dinge - und heute habe ich auch Verständnis für gewisse "Erziehungsfehler" (waren es tatsächlich Fehler?) meiner Mutter.

Antwort auf von Lisa (nicht registriert)

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Dankbarkeit den Eltern gegenüber, ist sicher angebracht, aber selbst da, geht es oft nicht ohne Streit. Ruppigkeit allerdings deutet , der Erfahrung nach, mehr auf Charaktermängel, als auf Breitschaft zur Versöhnung, aber auch hier braucht es Zeit und Geduld.
Zitat. "( waren es wirklich Erziehungsfehler ? )", eben, im Leben geht es nicht wie in der Schule, mit ihren einfachem Falsch oder Richtig Antworten, und der Bitte Setzen Aufforderung.

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Ich habe es bis heute nicht geschafft zu meinen Eltern auf Abstand zu gehen. Mein Vater macht mich bei jeder Gelegenheit schlecht. Kritik erfolgt nicht im SInn von konstruktiv, sondern im SInn von:Noch einen draufhauen. Er erklärt mir bei jeder Gelegenheit, daß ich ein Nichts bin und das er gefälligst mit Respekt zu behandeln sei. Er spricht lieber mit Dritten (Nachbarn, Bekannte) über mich als mit mir. Finanziell war immer alles da. Ich kann mich aber an nicht eine Situation in meinem Leben erinnern, in der er mich mal in den Arm nahm oder sagte "Ich bin stolz auf Dich!" oder "Ich hab Dich lieb!" Im Gegenteil. Ich wurde immer nur mit harschem Druck kritisiert. Ich bin in dem "Wissen" groß geworden, dass Familie das wichtigste sei. Als ich erwachsen wurde und mich für einen eigenen Weg entschied, der beruflich nicht in die Richtung meines Vaters ging, stieß er mich weg. Ich war ab sofort nur noch das Problemkind. Ich werde bei jeder Gelegenheit beschimpft und zusammengeschrien. Sobald ihm etwas nicht passt wird er ausfallend und angreifend. Heute morgen am Telefon zu meinem 39. Geburtstag sagte mein Vater mir"Ich wünsche Dir alles Gute zu Deinem Geburtstag und Kraft und den Verstand Dein Verhalten zu ändern, dann wird Dein Leben viel leichter sein." Meine Eltern sind überzeugt gute Eltern zu sein und wenige Fehler zu machen. Ich bin seelisch völlig am Ende. Ich liebe sie, kann aber nicht mehr. Sie wohnen 10 Min. entfernt. Ich habe heute zum ersten Mal nicht gefeiert.

"Ich liebe sie, kann aber nicht mehr." Ihr Dilemma liegt darin, dass die erwachsene Frau als Kind empfindet und die Eltern fürchtet, bzw. fürchtet sie durch Zurückweisung zu verletzen, bzw. fürchtet, selbst zurückgewiesen zu werden, was zu emotionalen Blockaden führt, die ein angemessenes Handeln verhindern. In einer gestörten Kommunikation fürchtet und meidet man die Auseinandersetzung und empfindet sie als Liebesmangel, Liebesentzug, u.s.w. Im Kontakt zu seinem Inneren Kind finden Sie zu Ihren eigenen Gefühlen. Eine gute Therapie und eine entsprechende Selbsthilfegruppe sind begleitend hilfreich.
Ich wünsche Ihnen Gelassenheit auf Ihrem Weg.

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Es ist absolut peinlich, welche Show von Müttern abgezogen wird, die ihr Kind auch nach Jahren nicht verstehen WOLLEN, sich zwar die richtigen Fragen stellen, aber gleichzeitig die Antwort geben, die da permanent lautet: ICH habe alles richtig gemacht, ICH habe keine Fehler gemacht, ICH bin makellos,
Ich kenne das von meiner Mutter - sie ist mir inzwischen so gleichgültig, dass sie mir so selten in den Sinn kommt, wie die Kassierein im Supermarkt.
Zum Glück hatte ich Großeltern, die das Desinteresse abgefangen haben und so bin ich so gut wie ohne seelischen Dauerschaden davongekommen.

@Carmen: Ich habe erst jetzt das Pech auch eine betroffene Mama und Oma zu sein, aber ich habe selten so einen respektlosen und herzlosen Post wie deinen gelesen. Bist du schon Mutter? Deine Mama hat dich unter Schmerzen geboren und dir mit Sicherheit ein gutes Leben ermöglicht. Sie ist ein Mensch wie du und ich und alle machen wir unsere Fehler. Vielleicht bist du einfach nur zu feige mit deiner Mutter mal offen zu reden, WAS dir nicht gefallen hat. Kontakt abbrechen scheint in Mode zu sein, wenn man auf der anderen Seite Leute hat, die einen damit auffangen (wie deine Großeltern). Auch von denen ist es feige und schwach, weil sie dich nicht ermutigen die Sache mal persönlich zu klären, nämlich mit demjenigen den es betrifft.

Aufgrund von Fehlern bricht niemand den Kontakt ab. Ich z. B. habe den Kontakt abgebrochen, weil ich missbraucht wurde von meiner Mutter. Ich war sehr nah dran am Suizid. Damit habe ich sie auch konfrontiert. Trotzdem behauptet sie, ich hätte den Kontakt ohne Erklärung abgebrochenen.
Kontaktabbruch ist nicht mode. Sowas macht man nicht einfach so aus einer laune heraus, oder weil ein Konflikt da ist.

Hier wird immer wieder davon gesprochen dass man miteinander reden soll. Als wenn das nicht tausendmal versucht worden wäre - jahrelang. Der Kontaktabbruch ist meist am Ende einer Kette von Unverständnis und Desinteresse. Oft wollen sich betroffene Eltern selber schützen und die Kinder lieber nicht verstehen als eigene Fehler eingestehen. Warum soll man Kontakt halten mit jemanden der/die überhaupt kein Interesse hat einen zu VERSTEHEN und der/die lieber will dass man die ewig gleiche Rolle weiterspielt um ihn/sie zu schützen und das dann noch auf eigene Kosten! Wie man es eh schon altes Kind auch gemacht hat aber da konnte man sich noch nicht schützen und nicht wehren

So wie Sie schreiben, ist Ihnen Ihre Mutter nicht egal, weil Sie sie erwähnen. Großeltern haben abgefangen. Die seelischen Schäden sind vielleicht nicht da, aber die Verbitterung ist quasi in jedem Wort enthalten.
Aber eine Frage. Was ist mit Vergebung? Ist es so schwer, der Mutter zu vergeben? Der Kassiererin vergeben Sie auch, wenn sie einen Fehler bei Ihnen macht. Da grübeln Sie nicht so lange nach.

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Hallo. Ich heiße Christa. Und ich leide nun seid 14 Jahren darunter das mir meine Tochter meine Enkelin verweigert. Ich weiß nicht warum. Habe alles versucht. War mehrmals zu Hause bei ihr. Hat nie die Tür auf gemacht hat mich durch die Sprechanlage schlimme Wörter am Kopf geknallt. Briefe zerrrissen. Mails kamen nur beleidigungen. Anrufe weg gedrückt. Per SMS beschimpft. Ich weiß mir kein Rat mehr. Wenn ich nur wußte was ich falsch gemacht habe dann würde ich es ändern. Aber ich weiß es nicht. Ihre Geschwister haben es auch mehrmals versucht. Aber sie bleibt Stur. Meine Enkelin wird nun 18 Jahre im April und ich hoffe das sie dann mal ihre a besucht. Ich wünsche es mir so sehr. Vieleicht kann mir ja jemand ein Ratschlag geben. Lieben Gruß. Christa

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ich empfinde es als typisch, dass auf dieser Plattform der Mutter ein Gelegenheit gegeben wird ihre Klage über die Situation los zu werden.
Ich vermisse eine Stellungnahme der betroffenen (oder einer anderen betroffenen Tochter).
Aufgrund der Einseitigkeit wird das übliche gesellschaftliche Klischee bedient, das gefällt mit weniger. Da es nicht respektvoll ggü. der Tochter ist, sie bekommt keine Bühne, trotzdem jedes Ding zwei Seiten hat.

Liebe Frau Knappert,

ja, die Sichtweise der Mutter ist nur die eine Seite. Das ist halt so in der Rubrik "Anfänge": dass EINE Person von einem Anfang in ihrem Leben erzählt. Aber wir hatten gerade eben eine Tochter auf "Anfänge", die den Kontakt zu ihrer Mutter zeitweise abgebrochen hatte. Gucken Sie mal hier: https://chrismon.evangelisch.de/artikel/2019/43602/tochter-versoehnt-sich-mit-mutter
Herzliche Grüße
Christine Holch/Redaktion chrismon