Anders Breivik tötete 77 Menschen. Heute ist das Urteil gegen den Attentäter von Oslo und Utøya verkündet worden: 21 Jahre Gefängnis, anschließend Sicherungsverwahrung. Michael Hoffmann, Auslandspfarrer in Norwegen, erlebte den Prozess gegen den Attentäter zwiespältig. Denn auch dieser nennt sich Christ. Lesen Sie aus aktuellem Anlass den Beitrag aus der Juli-Ausgabe von chrismon plus.
27.06.2012

Er ist ein Mann, der vielen imponiert: Geir Lippestad, der Verteidiger des Utoya-Attentäters Anders Breivik. Lippestad ist Sozialdemokrat, genauso wie die Opfer von Utoya. Er hat acht Kinder, vier eigene und vier Stiefkinder, zwei sind behindert. Der Anwalt leidet sichtbar im Gerichtssaal, der Prozess zehrt an ihm. Und doch ist es ihm bisher gelungen, sich deutlich von dem ­Täter und dessen Anschauungen zu dis­tanzieren und diesen trotzdem zu vertei­digen. Unaufgeregt und ruhig gelingt es ihm, den Straftäter nicht zum „Monster von Utoya“ werden zu lassen. 
Viele Anschauungen des Täters sind verdreht und wirr. Trotzdem gibt es manches, was mich durcheinanderbringt: Breivik ist Mitglied der Kirche, in der ich Pfarrer bin. Er bezeichnet sich selbst als militanten Christen. Er meint, dass ihn Christen in seinem angeblichen Kampf ­gegen die Entchristlichung Europas unterstützen müssten. Seine Taten hält er für grausam, aber notwendig.
Dies verletzt mich. Jesus opferte sich selbst für uns, nicht andere für sich. Doch Breivik behauptet von sich, an denselben Gott und denselben Erlöser zu glauben. 
Ist Jesus auch für einen 77-fachen Mörder gestorben, der nicht wirklich bereut? Ich bin froh,  diese Frage jetzt und hier nicht beantworten zu müssen. Egal, ob der Narziss von Utoya im Gefängnis oder in der Psychiatrie landet, sowohl die ­Familien als auch wir alle müssen mit dem, was geschehen ist, leben. Bisher ist der sehr sachliche Prozess eine gute Hilfe dabei.
 

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Was für ein Krampf - Breivick hat nicht das Geringste mit irgendeiner christlichen Kirche zu tun, sonst hätte ihm jeder normale Gläubige aller ernsthaften christlichen Konfessionen die Hammelbeine langgezogen, wenn er mit seinen abstrus-verkorksten Massenmordideen bei ihm angekommen wäre. Es ist absurd anzunehmen, dass Anders Behring Breivick auch nur die kleinste Achtung vor dem Gott der Juden, Christen und Muslime hat, noch dass er aus Liebe zu seinen Nächsten diese Nächsten aus nächster Nähe bestialisch ermordete. Das ist ein reines Ablenkungsmanöver von den echten Hintergründen seiner Tat, welche das auch immer sein mögen.

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Autor des folgenden Beitrages ist Iwan der Schreckliche. Gast schrieb am 22. Juli 2012 um 13:12: "Breivick hat nicht das Geringste mit irgendeiner christlichen Kirche zu tun, sonst hätte ihm jeder normale Gläubige aller ernsthaften christlichen Konfessionen die Hammelbeine langgezogen, wenn er mit seinen abstrus-verkorksten Massenmordideen bei ihm angekommen wäre." Weil ein heutiger gläubiger Durchschnittsbürger im Regelfall kein Befürworter von individuellen Tötungen ist, soll also ein Attentäter nichts mit der kirche zu tun haben? Das ist ein ebenso verbreiteter wie gefährlicher Irrtum. Herr Breivik hat sich laut Selbstauskunft in seinem Manifest mit 15 Jahren taufen, dann konfirmieren lassen und sieht sich nach eigenen Worten als hundertprozentigen Christen. Er versteht seine Tat als Teil des Kampfes gegen Islam und Kulturmarxismus. Der Kampf gegen den Islam mit weit mehr Toten als beim Attentat in Norwegen wurde immerhin von einem Stallvertreter Christi, nämlich Papst Urban II, ausgerufen. Das Argument, das sei aber lange her, will nicht wahrhaben, dass auch heute von allerchristlichsten Verteidigungsministern der Kampf gegen den Terrorismus nicht geführt wird, ohne dessen Beziehungen zum Islam in Rechnung zu stellen. Und der moderne Normalgläubige weiß sehr wohl, dass einem Marxisten, sollte noch irgendwo einer frei rumlaufen, weit mehr als nur die Hammelbeine lang gezogen gehören. Nur deswegen, weil der Standardchrist nicht mit dem Gewehr im sozialdemokratischen Ferienlager herumwütet, ist das christliche Gedankengut keineswegs frei von Elementen, die eine gute Basis für Taten aus rechtsgerichtetem Geiste bieten.

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Erstmal ist, so viel ich weiß nur ein einziger Muslim eher zufälligerweise bei der ganzen Geschichte zu Schaden gekommen, zweitens interessieren mich Worte von Massenmördern zur Rechtfertigung ihrer Massenmorde nicht und drittens tun sie mir mit dem Ihnen per Propaganda einindoktriniertem antichristlichen Feindbild lediglich leid, weil Ihnen was entgeht wenn sie nicht christlich denken, empfinden und fühlen können.

Iwan der Schreckliche litt übrigens an krankhaftem Misstrauen - vielleicht sogar an wahnhafter Paranoia. Dass Urban II Normanne war und Anders Berhring Breivick Norweger würde einer Verschwörungstheorie sicher gerecht - nur geht es in dem einen um indentitäststiftende Ereignisse ohne die Europa nicht denkbar wäre - und im anderen um die Frage wie der gelassene norwegische Lebensstil und das Verhalten Anders Behring Breivicks zusammenpassen. Das alles passt praktisch zusammen wie die Faust aufs Auge - nämlich gar nicht.

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Autor des folgenden Beitrages ist Iwan der Schreckliche. Gast schrieb am 25. Juli 2012 um 8:54: "..nur ein einziger Muslim eher zufälligerweise bei der ganzen Geschichte zu Schaden gekommen..." Das pflegt bei Gewalttaten so zu sein, ganz gleich, ob es sich um Attentate oder Friedensmissionen der Bundeswehr handelt. Am Ende liegen jede Menge Leichen herum, die in erster Linie überhaupt nicht gemeint waren. __________________________ Zitat: "...interessieren mich Worte von Massenmördern zur Rechtfertigung ihrer Massenmorde nicht..." Das bleibt ganz Ihnen überlassen, wofür Sie sich interessieren und wofür nicht. Wenn Sie sich aber engagiert dahin gehend äußern, dass der christliche Glaube und das Attentat rein gar nichts miteinander zu tun haben, dabei aber nicht einmal wissen wollen, warum der Attentäter sein Attentat verübt hat, könnten sie die Wirklichkeit leicht ziemlich gründlich verfehlen. ____________________________ Zitat: " ...geht es in dem einen um indentitäststiftende Ereignisse ohne die Europa nicht denkbar wäre..." Die Kreuzzugsschlächtereien der Christen sind also Ehrfurcht gebietende Identitätsstiftungen, wogegen die Toten des Herrn Breivik einfach nicht zur gelassenen norwegischen Lebensart passen.

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Für mich ist Christus Liebe, und es verletzt mich ebenfalls, wenn er so missverstanden wird !!! Ich leide mit. Ich wünsche Dir, Michael Hoffmann, Pfarrer der norwegischen Kirche, sehr viel Kraft und Hoffnung auf Deinen Weg als Pfarrer und als Mensch.