Foto: Gerd Köhler
Pflanzen und Wachsen – eine Gemeinde stemmt sich gegen den Trend
Gemeindeaufbau – für manch einen hat dieses Wort etwas Altmodisches. Tatsächlich aber ist es hochmodern. Mit neuen frischen Ideen für Gottesdienst und Gemeindearbeit können Menschen gewonnen werden, die der Kirche sonst eher fernstehen – wie etwa in der Evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Neufahrn Hallbergmoos.
16.05.2012

Es gibt viele Arten, neue Wege zu beschreiten. Das könnte sein, das eine Rockband die Besucher beim Konfirmationsgottesdienst mitreißt, ein Gospelchor beeindruckt oder eine Predigt nah am Leben der jungen Menschen ist. Und häufig lassen sich diejenigen berühren, die sonst selten in die Kirche gehen. Warum nicht öfter solche Gottesdienste? Warum nicht diejenigen einladen, die glauben, Gott hinter sich gelassen zu haben? Das fragte sich auch der Kirchenvorstand in Hallbergmoos. In der Gemeinde neben dem Münchner Flughafen waren in den letzten Jahren die Einwohnerzahlen enorm angestiegen: junge Familien, viele Kinder, aber nur 1.000 von ihnen evangelisch.

Weniger Liturgie

„Gottesdienst anders“ heißt es seit sechs Jahren einmal im Monat. Was anders ist? Man könnte es auf einen kurzen Nenner bringen: weniger Liturgie, mehr Gemeinschaft. Dass der Gottesdienst weniger Liturgie hat, heißt aber nicht, dass die Predigt verkürzt ist oder oberflächlich bleibt, sagt Pfarrer Thomas Bachmann. Ihm geht es darum, die Themen seiner Predigt nah am Alltag der Menschen zu halten: „Wir fragen zum Beispiel, welche Bedeutung Ruhephasen für die Menschen haben“, oder wie gehe ich mit Kritik um, wo spüre ich Gottes Geleit? Dabei ist das Ziel immer, den Glauben zu wecken.“

In diesen Gottesdiensten schweigt die Orgel, stattdessen spielt eine Rockband. Parallel findet meist die Kinderkirche und die Babykirche statt. Dort kümmert sich jeweils ein spezielles Team um die Kleinsten und bringt ihnen Geschichten von Jesus nahe oder erzählt davon, was eigentlich hinter Ostern oder Weihnachten steckt. Danach bleiben die Gottesdienstbesucher fast immer noch zusammen, um gemeinsam zu essen – gespendeten Kuchen oder sogar ein komplettes Mittagsessen. „Die Menschen schätzen diesen Kontakt, sie lernen neue Leute kennen“, sagt Bachmann.

Gottesdienste sind gut besucht

Gemeindeaufbau – heißt das auch Wachsen an Mitgliedern? Thomas Bachmann, dem von Gemeinde und Landeskirche eine halbe Stelle speziell für dieses Projekt finanziert wird, kann zwar noch nicht mit „harten Fakten“ aufwarten. Doch auch wenn die absolute Zahl der Gemeindemitglieder noch nicht wesentlich angestiegen ist, so ist Wachstum zu spüren. Bis zu 180 Menschen kommen in die „Gottesdienste anders“. Es kommen auch die, die nicht in kirchlich gebundenen Familien aufgewachsen sind. Und es kommen junge Menschen, die sich auf die Glaubenskurse einlassen, die Bachmann zwei Mal im Jahr anbietet. Die Kasualien, vor allem Taufen, sind ebenfalls ein Anknüpfungspunkt, Menschen für die Gemeinde zu gewinnen. „Da entscheidet sich schon einmal eine junge Mutter für einen Glaubenskurs, weil sie ihre Kind auf dem Weg zu Taufe begleiten möchte.“

Die Gemeinde hat beim chrismon-Wettbewerb den zweiten Preis und damit 2.500 Euro gewonnen. Pfarrer Thomas Bachmann muss nicht lange überlegen, wo das Geld eingesetzt werden soll: „Die Musik ist uns wichtig. Wenn wir weitere Bands haben wollen, brauchen wir die technische Ausrüstung.“ Außerdem soll ein Teil des Preisgeldes in das Projekt „Was uns gut tut“ fließen. Für spezielle Zielgruppen wie Ehepaare, Väter, Jugend, Mütter werden hier Veranstaltungen mit Referenten und Catering geplant.

„Gemeinde pflanzen“, nennt Thomas Bachmann alle diese Aktivitäten. Und dabei gibt es eine besonders große Pflanze – nämlich das neue Gemeindezentrum, das an Pfingsten eingeweiht wird. In einer enormen Anstrengung hat die Kirchengemeinde mit Unterstützung der Landeskirche und der Gemeinde Hallbergmoos diesen Neubau errichten lassen, der noch vor wenigen Jahren utopisch schien. Nun kann die Kirchengemeinde endlich ins eigene Haus einladen.

Internet: Ev.-lutherische Kirchengemeinde Neufahrn-Halbergmoos

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"Gott" bedeutet laut chrismon Lexika:
".....die monotheistischen Religionen Judentum, Christentum und Islam gehen davon aus, dass sich alles, was ist, auf Gott zurückführen lässt. So bleibt in diesen Religionen die Frage offen, wie derselbe Gott, der das Gute will, auch das Leid und das Böse zulassen kann.......".

Das Wichtigste wurde in diesem Chrismon Lexika, wie üblich, vergessen! Nämlich, dass es sich im Christentum um den "Dreieinigen Gott" handelt, also Vater, Sohn und Heiliger Geist! Den Dreieinigen Gott des Christentums kann man nicht mit dem (strafenden) Gott des Judentums und Islams über einen Kamm scheren. Für Jesus gilt nicht die Parole "Auge um Auge..." sondern er hält auch die andere Backe hin, wenn er geschlagen wird. Jesus rächt sich nicht, er straft niemanden.

Protestanten samt ihren Pfarrer/innen können genau diesen Satz nicht mehr hören: "Wie kann dieser Gott das Leid und dieses bitterböse Böse und dieses bli bla bla und und und das Schreckliche und Traurige und Leidvolle bloß zulassen......?" Dieser Erzhalunke, Bösewicht und Schw...ehund!

Erst gestern habe ich von einer "Gläubigen" gehört, dass Gott ein Lump ist, denn er wäre verantwortlich für den Kreuzestod von Jesus. Gott hätte alles so eingefädelt einschliesslich Opfertod.

Also Ehrlich! Den Protestanten in diesem Lande reicht`s so langsam, dass Gott als Sünder, Schuldiger, Straffälliger und Spitzbube dargestellt wird, der für die Geldnot und Besitzlosigkeit der Menschen verantwortlich ist als auch für jegliches Herzweh und jede Rhythmusstörung, für jede Misere und für jeden Buckel und jede Unterdrückung herhalten muss. Jede Bürde, jede Tortur, jeden Tiefpunkt und jede Flaute in unserem Leben stets die Schuld unserem Gott in die Schuhe zu schieben, ist wirklich ein sehr schweres Leiden.

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mehr Gottesdienste mit Gemeinschaft und moderner Musik würde ich mir wirklich von der Landeskirche wünschen.
Leider sind es hauptsächlich die Freikirchen, die dies anbieten. Hat man damit theologisch allerdings ein Problem, bleiben einem nicht viele Möglichkeiten, Gemeinschaft und Lobpreis in der Kirche zu erleben

Wenn die Kirchen Ihre "Schäfchen" erreichen möchten, dann müssen diese
sich auch den Erfordernissen der Zeit stellen. Die Jugend ist doch nach
wie vor unsere Zukunft? Wie kann man junge Menschen heute für die Kirche und vor
allem Gott begeistern? Doch wohl in dem man Antworten auf die Fragen der Zeit
in Verbindung mit der Bibel aufzeigt? Menschen wollen aktiv teilhaben und verstehen.
Hier hat die evangelische Kirche in Hallbergmoos mit seinen Pfarrern Wege bestritten, die zeitgemäß sind. Ist es Neid, wenn man dazu "Freikirche" sagt, und sich wundert warum die eigne Kirche so leer ist?

S. Wüst, Mauern