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Das Feuer prasselte gegen den Nieselregen an. Vorgestern saß ich mit einer Freundin (sicherheitshalber) draußen im Garten, wir unterhielten uns über was wohl: Corona. Sie erzählte, dass Pflegekräfte auch arbeiten, wenn sie positiv getestet sind. Natürlich nur, wenn sie keine Symptome haben und wohl auf Freiwilligenbasis. Ich kann mir diese Freiwilligkeit gut vorstellen. Es muss kein großer Druck von oben kommen. Es reicht doch, wenn eine Kollegin sagt: "Oh je, dann ist Tina ganz alleine mit der neuen Schülerin. Geht es dir denn wirklich so schlecht?" Das Pflichtbewusstsein von Pflegenden ist legendär.
Zur gleichen Zeit lief in Berlin der "Deutsche Pflegetag", der, wie es heute üblich ist, nur mit digitalem Publikum stattfand. Und gestern abend, bei der Abschlussveranstaltung, sagte Gesundheitsminister Jens Spahn es öffentlich: Infizierte Ärzt:innen und Pflegende müssten im Notfall eventuell weiter arbeiten, wenn sonst die Versorgung der Patiente:innen nicht mehr gewährleistet sei.
Vor einigen Wochen ging es durch die Presse, dass dies in Belgien bereits so läuft. „Wir müssen wählen zwischen einer schlechten und einer sehr schlechten Lösung“, wurde Philippe Devos vom belgischen Verband der medizinischen Gewerkschaften zitiert: Die sehr schlechte Lösung sei, Patienten gar nicht zu behandeln.
Pflegereserve kaum genutzt
Auch Jens Spahn argumentiert jetzt so: Der beste Weg sei, dass Infizierte und Kontaktpersonen in Quarantäne bleiben. Wenn dabei aber die Krankenversorgung zusammenbricht, müsse man schauen, "was ist neben der bestmöglichen Lösung die zweitbeste". Dann könne es nötig sein, unter besonderen Schutzvorkehrungen mit täglichen Tests und FFP2-Masken weiter Dienst zu tun.
Ehrlich, ich verstehe es nicht! Im Frühjahr meldeten sich 6500 (ehemalige) Pflegekräfte bei zwei Plattformen an, um im Notfall einzuspringen. Ich bin eine davon. Die erste Pandemie-Welle verlief zum Glück glimpflich, wir Pflegereservist:innen wurden nicht gebraucht. Jetzt scheint es anders zu sein. Aber nutzt irgendjemand diesen Pool?
Kaum eine Einrichtung greift darauf zurück. Ein möglicher Grund: Neue, unerfahrene Mitarbeiter:innen bedeuten erstmal Zusatzarbeit. Vorstellungsgespräche, Einsatzplanung, Einarbeitung. Und es ist ein Risiko dabei, schließlich sind die meisten so wie ich lange raus aus dem Geschäft. Ob wir das noch können? Natürlich setzt man lieber auf die eingearbeiteten Mitarbeitenden, auf Menschen, die man kennt. Aber wenn diese krank sind? Dann gehören sie nach Hause - und es müssen andere ran.