weißblaue Tasse auf weißblauer Tischdecke
Foto: Anne Buhrfeind
Meißener Porzellan
Portrait Anne Buhrfeind, chrismon stellvertretende ChefredakteurinLena Uphoff
30.01.2019

Liebe Dominique,

meinen Koffer habe ich gepackt, der fährt morgen schon mal voraus. Ein kleiner Koffer, und doch reisen wir mit ordentlich Gepäck, scheint mir. Erwartungen, Hoffnungen, Vorurteile, die eigenen und die anderen. Was sich leichter anfühlt, unbeschwert: Neugier! Ich bin so was von gespannt. Werde ich dann zum Wessi, bei Euch im Osten? Aber vielleicht geht das auch alles eine Nummer kleiner, vielleicht hätten wir das hier den Frankfurt-Meißen-Blog nennen sollen oder den Großstadt-Kleinstadt-Blog, Tageszeitung-Magazin-Schreibtischtausch-Blog, irgendwas! Wir gucken mal, was uns so passiert.

Dominique, Du wirst in Deiner Frankfurter Unterkunft, meiner Wohnung, Deinen Tee aus Meißener Porzellantassen trinken. Das Geschirr besitze ich noch nicht lange, es gehörte meiner Tante, sie hat es mir neulich geschenkt, und es ist eine herrliche Mischung: Ein paar Teller sind echt „Meißen“, vier von sechs Kaffeetassen nachgekauft und von Hutschenreuther – das war wohl etwas billiger und sieht auch so aus. Und dann ist noch japanische Industrieware dabei, alles Zwiebelmuster blau-weiß. Das Meißener Porzellan, so wird es bei uns erzählt, hat die Familie meines Onkels aus Chemnitz bis an die Elbe mitgeschleppt, bis zu uns nach Krautsand, ein ganzes Stück westlich von Hamburg. Den Menschen war dieses Geschirr so wichtig! Bestimmt war es das „gute“, das für Besuch auf den Tisch kam, aber im kleinen Haushalt meiner Tante gab es nur dieses, wie jetzt bei mir. Und manchmal geht was zu Bruch, das macht nichts, Dominique, Du musst nicht vorsichtig sein. Ich benutze es gern, das zusammengestückelte Service, es verbindet mich mit meiner Familie, erinnert mich an die Tante und bringt meine Gäste dazu, Geschichten zu erzählen.

Solche Geschichten möchte ich bald auch in deiner Stadt einsammeln. Ich möchte hören, was die älteren Menschen erzählen, was ihnen seit der Wende vor dreißig Jahren passiert ist, was sie damals bewegt hat und wie sie das heute sehen. Und welchen Blick aufs Leben die Jüngeren haben. Was sie tun und denken. Ob diese Ereignisse für sie eine Rolle spielen. Oder einfach Geschichten aus Meißen. Aus dem Elbland. Die soll ich ja dann auch für die Sächsische Zeitung schreiben. Darauf freue ich mich.

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Kolumne

Dominique Bielmeier
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Dorothea Heintze
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Anne Buhrfeind

Zwei Redaktionen, ein Blog: Dominique Bielmeier arbeitet bei der Sächsischen Zeitung in Dresden. Anne Buhrfeind und Dorothea Heintze bei chrismon in Frankfurt. Nun bloggen sie: Über ihren Redaktions-Austausch, ihr Leben als Ossi im Westen, ihr Leben als Wessi im Osten. Und ihren Alltag, hier wie dort.