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„Was muss als erstes weg?“, fragt mein Mann, wenn der Tisch wieder mal reich gedeckt ist und sich das Essen dem Ende zuneigt. Ich bin immer ein wenig pikiert, weil Essen ja nicht „weg“ muss, sondern lustvoll genossen werden soll. Aber der Gatte denkt nachhaltig - es soll nichts verkommen und manche Lebensmittel und Speisen halten sich halt länger als andere. Da ist es schon vernünftig, erstmal das zu essen, was sonst womöglich verdirbt.
Aber sein fürsorglicher Satz erinnert mich auch an Kinderzeiten. Und da war es Usus, dass man immer erst das alte Brot verwenden musste, bevor man das herrlich frische mit Butter und Salz bestreichen konnte. Die neue Erdbeermarmelade durfte nicht aufgemacht werden - es sei denn, das Glas mit der ungeliebten grünen Stachelbeerkonfitüre wäre leer. Ein eherner Grundsatz: Alles aufbrauchen, erst dann mit etwas anderem anfangen.
Her mit was Neuem!
„Das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden“(2. Kor 5,17) - auf dieses fröhliche Bibelwort konnte ich im mütterlichen Haushalt immer ziemlich lange warten. Gut, es handelt sich dabei auch um wesentlich Wichtigeres als um Essen. Es geht darum, dass man rundherum, mit Herz und Verstand ein neuer Mensch wird, wenn man sich mit Jesus verbandelt. Aber man kann für das Leben und die Küche draus lernen.
Denn es wird schwierig, wenn man Altes so lange auftischt und erhält, bis das Frische, Neue auch schon wieder alt, hart und fade wird. Brot zum Beispiel. Mit anderen Worten: Man kann die Gelegenheit verpassen, Neues zu denken, zu sagen und zu machen - auch aus sich selbst. Was muss als erstes weg? Eine wirklich gute Frage. Ich wusste gar nicht, dass mein Mann auch beim Essen philosophiert. Auf jeden Fall sage ich künftig besser nicht mehr: „Nix.“
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