Zutaten Weihnachts-Dessert
Susanne Breit-Kessler
Keine Debatten an Heiligabend
Man kann über alles diskutieren – nur nicht über das Essen an Weihnachten
22.12.2021

Die schönsten und gefährlichsten Situationen im Leben sind die, in denen es nix mehr zum Reden gibt. Gefährlich, weil es möglicherweise zum Knall kommt, wenn Welten aufeinanderprallen. Schön, weil endlich „ausg´redt is“, wie man in Bayern sagt. Wenn über das Essen an Weihnachten alle Argumente vorgetragen, Traditionen abgeglichen und Entscheidungen gefällt sind – meist gleich am Anfang einer Beziehung –, dann ist die Sache ein für alle Mal geklärt. Man muss nicht jedes Jahr von vorne anfangen. Sonst, siehe oben: Gefährlich. Und wer will das im Angesicht des zarten himmlischen Kindes?

Mein Mann und ich gehören zu denen, die sich auf eine Rummel-freie Küche in der Stillen Nacht geeinigt haben. Es gibt vereinbarungsgemäß seit Jahr und Tag Würstchen, Kartoffel- und Gemüsesalat. Das ist am Vormittag schnell gemacht und bis Abend durchgezogen. Wir haben Zeit, in die Kirche zu gehen oder einen Hörfunkgottesdienst zu genießen. Das Christkind wird unter den Klängen des Weihnachtsoratoriums in seine kleine Krippe getragen, Maria, Josef, Engel und Hirten bekommen neben Ochs, Esel und den Schafen ihren gewohnten Platz.

Schaumschlägereien

Dann können wir essen, Geschenke auspacken, noch ein bisschen futtern … Der erste Feiertag verlangt deutlich mehr Engagement. Bei meinem Mann daheim gab es immer das Gleiche. Gans - und er liebt das. Ich nicht. Aber ich liebe ihn. Deswegen gibt es Gänsebrust, die schafft er alleine. Keine Klöße oder Knödel, irgendwo hört es auf, sondern Spätzle. Einfach zu machen. Dazu Blaukraut und Selleriesalat. Alles drei esse auch ich gerne. Einsames Highlight ist für mich aber das Stollenparfait. Das kann ich bestens und stressfrei vorbereiten, auch wenn es ordentlich Arbeit macht und nicht abgesprochen wurde.

Zitronat, Orangeat und Rosinen über Nacht in Rum marinieren. Mandelblättchen rösten, Zuckersirup machen. Eigelbe mit Ei schaumig schlagen, Zuckersirup, Lebkuchengewürz und Vanille hineinmischen und über einem heißen Wasserbad kräftig aufschlagen. Eingeweichte Gelatine dazugeben. Das Ganze auf Eiswasser noch einmal durcharbeiten. Mandeln und Rosinenmischung samt geschlagener Sahne und ein bisschen geraspelter Schokolade drunterziehen. Eine Form mit Klarsichtfolie auslegen, die Masse einfüllen und gefrieren lassen. Cooles Essen. Keine Diskussionen. Das Leben kann so einfach sein.

Vom Blog zum Buch:
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Kolumne

Susanne Breit-Keßler

Essen und Trinken hält Leib und ­Seele zusammen. Und darüber Neues zu lesen, macht den Geist fit. Viele Folgen lang hat Susanne Breit-Keßler Ihnen Woche für Woche ihre Gedanken dazu aufgeschrieben und guten Appetit gewünscht. Im Sommer 2024 endete die Kolumne. Die Texte sind weiter im Archiv abrufbar.