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Besuch hat sich angesagt. Genau genommen haben wir Freunde eingeladen samt mit ihrem erwachsenen Adoptivsohn. Sie leben im Ausland und kommen endlich wieder mal nach Deutschland. Einer von beiden hat noch dazu Geburtstag und ich präsentiere gerne ein Essen als Geschenk. Das klingt einfacher, als es ist.
Denn natürlich kann ich nicht einfach Spaghetti mit Tomatensauce kochen. Es muss ein Menü sein mit mindestens drei Gängen - Vorspeise, Hauptgericht und Dessert. Reicht aber eigentlich nicht. Am besten ein Amuse gueule dazu, ein Häppchen vorneweg, noch einen Zwischengang und vielleicht die berühmte Käseplatte zum Schluß.
Wer suchet, der findet
Ich wälze Kochbücher, lese Rezepte in einem Foodmagazin, durchstöbere meine Essens-Dateien, um Anregungen zu bekommen. Jedes bislang kreierte Menü ist festgehalten. Wer hat was wann zum Essen serviert gekriegt? Damit sich nichts wiederholt - oder ich Wünsche erfüllen kann, wenn etwas besonders geschmeckt hat.
Ich muss noch nach Unverträglichkeiten oder Abneigungen fragen - so etwas ändert sich im Lauf des Lebens. Der Thai-Adoptivsohn isst zum Beispiel kein Rind, weil man Nutztiere nicht verzehrt. Der eine Freund darf nur wenig Eiweiß essen und muss derzeit auf Ballaststoffe verzichten. Der andere mag wie mein Mann (fast) alles.
Dieses "fast" schließt Innereien zwar aus - aber die mögen wir eh alle nicht. Und der Fisch braucht seinen Kopf nicht auf dem Teller. Rotwein vertragen beide Freunde nicht, der Sohn schon. Ich kann dagegen keinen Weißwein trinken. Normalerweise esse ich auch kein Fleisch, aber das ist egal. Mit Beilagen bin ich immer zufrieden.
Nun soll das Menü mit den passenden Getränken, der „Weinbegleitung“, natürlich saisonal und regional sein. Eine „challenge“, wie Starköchin Milena Broger aus Vorarlberg liebend gerne sagt. Aber was soll‘s. Sonst wär´es eh fad. Fünf Personen mit sehr diversen Vorlieben und begründeten Aversionen - ein einziges Menü für alle.
Ich wähle aus und verwerfe, sortiere neu, blättere, kritzle Papiere voll, knülle sie zusammen. Es ist wie eines der Logical-Rätsel, die ich früher immer so sehr geliebt habe. Man muss rauskriegen, wer der Mensch mit den blauen Schuhen ist, der neben Frau Huber in Rosa sitzt, gegenüber dem Jungen, der von einem Dackel begleitet wird. Dafür mache ich jetzt Menüs.
Ich entscheide mich für pürierte Erdbeeren, aufgegossen mit Rosésekt, als Aperitif. Das Amuse gueule ist eine kleine Gemüseterrine. Dann kommt frische Tomatensuppe mit Basilikumklößchen, anschließend grüner Spargelsalat samt geräuchertem Saibling. Der Hauptgang sind gefüllte Putenrouladen in Champignon-Rahm.
Der süße Anteil besteht aus Schokomousse auf Erdbeersalat, um die Sache abzurunden. Danach noch Käse … Milchprodukte werden durch vegane ersetzt, beim Käse ist Ziege und Schaf dabei, die sind leichter verdaulich als Kuhprodukte. Mit dem Wein nehmen wir es locker. Da gilt die Stimme des Magens und die Freiheit eines Christenmenschen. Rätsel gelöst.
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