Susanne Breit Kessler High Tea
Lanesborough, London
It's tea time, Mylady!
Eine einzige Teestunde kann für immer verzaubern
04.05.2021

Wenn Sie völlig unromantisch sind, die Engländer nicht ausstehen können, nur Kaffee trinken und ausschließlich Fast Food essen: Verlassen Sie besser diesen Blog. Er wird Ihnen nicht zusagen. Es sei denn, Sie sind herrlich neugierig – oder eben feinsinnig, anglophil, Gourmet und Teetrinkerin. Niemals werde ich einen einmaligen, wunderbaren Nachmittag in London vergessen. Mein Mann hatte mir zum Geburtstag einen Kurzurlaub in der Stadt an der Themse geschenkt. Jeden Tag und Abend hatte er sorgsam durchgeplant - auch diesen Sonntag. Wir wanderten nachmittags quer durch die Stadt - ich wusste nicht, wo es hingeht - und landeten im Lanesborough.

Das Lanesborough ist ein Luxushotel. Auf moralinsaure Einwände egal welcher Couleur höre ich jetzt und sonst auch nicht. Mein Mann führte mich galant am Arm in das Restaurant hinein, und wir wurden zu einem elegant dekorierten Tisch geleitet. „It´s tea time, Mylady“, sagte der Gatte charmant. Very old fashioned, very british.  Er hatte für uns in der Teatime reserviert. Es kam eine herrliche Etagère mit Finger Sandwiches, eine Auswahl von kleinen Kuchen und Gebäck, darunter Scones mit Marmeladen und Clotted Devonshire Cream, dicker, fetter Rahm aus roher Kuhmilch. Dazu Tee nach Wahl und ein Glas Champagner.

Ein Traum

Ich war verliebt, verzaubert, verzückt. Hätte man es gedurft, ich wäre durchs Hotel getanzt wie das arme Blumenmächen Eliza Doolittle in „My fair Lady“: „I Could Have Danced All Night“ - Ich hätt’ getanzt heut’ Nacht …  Es war wirklich einer der großartigsten Momente in meinem Leben. So viel Feines, Filigranes, Köstliches und Kostbares nur für mich – die Tochter eines Feinmechanikers und einer Hausfrau, die immer und ewig sparen mussten und ich mit ihnen. Mein Mann hatte auch mächtig gespart für diesen tatsächlich einmaligen Nachmittag, den wir auf diese Weise nie und nirgendwo wiederholt haben. Wozu auch? Ein einzigartiger Moment.  

Manches ist letztlich unbezahlbar. Und inspirierend. Ich zaubere High Tea inzwischen zu Hause. Mit duftendem Tee von fair bezahlten Bio-Bauern, mit Sandwiches, auf denen Gurken, Thunfisch – auf die Herkunft achten! -, Ei und Kresse garniert sind, eigener Marmelade, selbstgemachten Scones und Clotted Cream. Für Scones und Cream liefere ich demnächst die Rezepte. I promise!  Tja, und dann ein Gläschen Schampus, Winzersekt, Crémant oder Rotkäppchen-Sekt – was man halt mag und hat. Ein warmes Zimmer, ein großer Sessel, jemand, der sich gut um einen kümmert – Eliza singt: „Wouldn´t it be lovely?“  Es ist lovely. Und meine Seele tanzt … Gerne auch mal nachts.

Vom Blog zum Buch:
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Kolumne

Susanne Breit-Keßler

Essen und Trinken hält Leib und ­Seele zusammen. Und darüber Neues zu lesen, macht den Geist fit. Viele Folgen lang hat Susanne Breit-Keßler Ihnen Woche für Woche ihre Gedanken dazu aufgeschrieben und guten Appetit gewünscht. Im Sommer 2024 endete die Kolumne. Die Texte sind weiter im Archiv abrufbar.