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„Ein Bett im Kornfeld, das ist immer frei / Denn es ist Sommer und was ist schon dabei? / Die Grillen singen und es duftet nach Heu / Wenn ich träume …“ Dieser Ohrwurm von Jürgen Drews - nein, ich sage nichts über den Interpreten, über Text und Musik, bloß nicht - dieser Ohrwurm verlässt einen nicht, wenn man ihn oft genug mithören musste. Heute geht es nicht um ein Kornfeld, sondern um eine Klinik, die kaum freie Betten hat, es ist Herbst und es ist viel dabei, die Krähen kreischen und es duftet nach …
Ja, nach, was?
Essenszeit: Gnocchi mit Tomatensauce. Obendrüber, das sieht aus wie Basilikum, ist aber nur beinahe frisch. Die Kartoffelklößchen könnte man auf Grund ihrer Konsistenz zum Weitwerfen verwenden, darin war ich aber schon immer eine eindrucksvolle Versagerin. Die Sauce schmeckt wie zu der Zeit, zu der ich noch nicht kochen konnte. Direktemang aus der Tüte ins Wasser. „Der Hunger reißt’s runter“ haben wir früher pragmatisch gesagt. Ich habe keinen Hunger, sondern Schmerzen.
Dass mir keine Klagen kommen
Mir schmeckt es nicht, weil meine Lebensfreude nach einer Operation reduziert daher kommt. Wie eine Krähe picke ich im Teller herum. Zwei Kartoffelkanönchenkugeln schaffe ich. Von der Sauce samt Grünzeug esse ich drei Löffel. Den Käse haue ich komplett weg, ich esse ihn auf, heißt das - Butterkäse geht immer. Ich bin’s zufrieden. Das ist ungewöhnlich für mich. Ich weiß doch, dass man auch mit wenig Geld anders, gut und schmackhaft kochen kann. Es gibt also für die Krankenhausküche keine Ausrede.
Auch auf diesem Gebiet muss in vielen Kliniken mächtig was getan werden. Aber ich habe ein Bett bekommen, auf dass ich letztes Jahr vergeblich gewartet hätte. Gut, Bettwäsche und Handtücher wurden nicht gewechselt. Aber die Schwestern und Pfleger, notorisch unterbezahlt und permanent überfordert, sind freundlich und verständnisvoll. Meine OP, ein nicht alltägliches Unterfangen, hat der Doc gut hingekriegt. Ich bin beschützt geblieben. Gott, was bin ich dankbar. Ich nehme noch einen Löffel.
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