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Es gibt großartige Worte, die aus der Mode gekommen sind - und mit ihnen manchmal auch das, wofür sie stehen. Die Kaltmamsell zum Beispiel. Bevor gleich wieder die Zensurkultur ihr Haupt erhebt: Eine Kaltmamsell war die Frau, die zuständig war fürs Einkaufen, Zubereiten und Präsentieren von kalten Speisen. Eine verantwortungsvolle und im schönsten Sinne delikate Aufgabe. Wenn sie wegfällt, gibt es vermutlich nur noch fertiges Zeug - längst nicht so köstlich.
Oder Gabelfrühstück. Eine elegante Veranstaltung zwischen 11 und 13 Uhr, bei der man zu besonderen Anlässen pikante Speisen mit alkoholischen Getränken zu sich nahm. Heute gibt es den Brunch, bei dem es auch Gutes zu essen gibt - aber den Schick früherer Zeiten hat das nicht mehr. Konfekt - sagt heute auch kaum jemand. Pralinen existieren zuhauf, billige Massenware stellenweise. Aber auch solche von bekannten Herstellern, die wirklich wunderbar schmecken. Die Pralinen, nicht die Produzenten.
Knack!Konfekt, dieser Begriff hat einen eigenen Charme. Bei den Antiquitätenhändlern kann man Konfektschalen in allen Preislagen erwerben, aus Silber, feinem Porzellan oder edlem Glas. Und dann gibt es noch das Konfekt in der billigen Pappschachtel - Eiskonfekt. Früher kam nach der Eiswerbung und vor dem Hauptfilm eine junge Dame ins Filmtheater - auch so ein schönes, altes Wort - und verkaufte die kleinen Packungen mit süßen Eiswürfeln.
Nicht besonders gesund: Milch, Zucker, Kokosfett, Molkenerzeugnis, fettarmes Kakaopulver, Glukosesirup, Öl, Magermilchpulver, Emulgatoren, Stabilisatoren und manches andere mehr. Aber wie herrlich war das, auf das kühle, süße Stück zu beißen, es ganz leise knacken zu hören und den zarten Schmelz zu schmecken. Das untermalte die Besonderheit des Kinobesuchs, denn selbstverständlich war der für mich nicht - das Taschengeld reichte nur hin und wieder für eine cineastische Exkursion.
Kürzlich sah ich im Supermarkt Eiskonfekt. Vier mal zehn Stück, pro Stück 36 Kilokalorien, das Ganze für etwa zwei Euro. Eine Packung muss mit. Am Abend schauen wir einen Agententhriller an. Ich frage meinen Mann beiläufig: „Möchtest Du etwas Eiskonfekt?“ Er ist völlig verdutzt und strahlt auf einmal los. „Du hast Eiskonfekt? Das ist ja toll!“ Wir mampfen vereint und verliebt vor uns hin. Der Film ist gut. Inzwischen habe ich Vorrat angelegt. Das Zeug kann man auch ohne Kino essen. Old fashioned jung bleiben!
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