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Sieglinde trifft immer früh ein, aber erst nach Annabelle und Glorietta. Nach den beiden kommen Desiree, Nicola, Charlotte und die Schwarze Ungarin. Finka wirkt ein bisschen gelblich, während Lady Balfour mit roten Punkten gespickt ist. Augusta hat einen zurückhaltenden Charakter, Adretta dagegen ist kräftig und pfiffig. Die Rote Emmalie macht wie Pink Gipsy und Red Sonia ihrem Namen alle Ehre. La Ratte tanzt auf ihrer Website und liefert Rezepte mit. Linda fällt mir aus der Hand und rollt unter den Tisch.
Warum haben Kartoffelsorten weibliche Namen? Weil es „die“ Kartoffel heißt? Ein Kartoffelexperte meint, dass Bauern früher eine neue Kartoffelsorte immer nach der schönsten Tochter benannt haben. Auch heute bekommen frische Sorten den meist femininen Namen von ihren Züchtern. Abgesehen davon, was andere Töchter gedacht haben und denken - vor vier Jahren sollte durch eine Petition erreicht werden, dass Namen gleichberechtigt vergeben werden. Sie ist gescheitert. Trösten kann man sich mit Reichskanzler, Rosa Tannenzapfen und dem Blauen Schweden.
Vielfalt statt Einfalt
Egal, wie die Kartoffeln heißen – es ist großartig, dass es so verschiedene Sorten gibt. Vielfalt ist eben auch bei ihnen wichtig. Im 19. Jahrhundert kam es zu einer der größten Hungersnöte der Menschheit. Deswegen, weil eine Laissez-Faire-Politik und die Monokultur von wenigen Kartoffelsorten diesen keine Widerstandskraft gegen Kartoffelfäule mitgeben konnte. Die „Irish potato famine“ kostete einer Million Menschen in Irland das Leben, zwölf Prozent der Bevölkerung. Zwei Millionen Iren konnten und mussten auswandern.
Kartoffeln liefern Stärke, aber auch Eiweiß und Fasern. Aus ihnen wird nicht selten Papier, Bindemittel oder Klebstoff. Nicht bei mir. Sie kommen gleich hinter Nudeln – vor allem dann, wenn ich aus ihnen Kartoffelgratin machen kann. Ein duftendes Gratin mit viel Milch, Sahne und Käse. Oben nicht zu braun, sondern sanft cremig. So, dass man das Gratin im Mund mit der Zunge zerdrücken kann … Das ist keine Beilage, sondern ein Hauptgericht. Hmmmmm … Tut mir Leid, Herrschaften, ich kann nicht länger bei Ihnen bleiben. Ich muss in die Küche. Zu meinen Damen.
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